Hagen. Donnerstags ist ein guter Tag in der Suppenküche Hagen. Das verdankt die Einrichtung, die unter der Flut leidet, einer italienischen Familie.
Frank, 67 Jahre alt, ist einer, der regelmäßig kommt. Einer, der anderen hilft. Er engagiert sich beim Allerwelthaus und beim CVJM Hagen. Aber er zählt auch zu jenen, die selbst Hilfe brauchen und sie gern annehmen. Weil die Rente zu gering ist. Erst recht, seit in den Supermärkten die Preise steigen. Donnerstags kommt er besonders gern: Es ist der Tag, an dem es eine warme Mahlzeit gibt.
Suppenküche Hagen: Es duftet aus dem Karton. Donnerstags ist Pizza- und Pastatag. Nicht etwa, weil dann in der Küche der Suppenküche italienische Spezialitäten auf dem Speiseplan stehen. Die Suppenküche kann ihrem Namen derzeit nicht gerecht werden. Seit der Jahrhundertflut Mitte Juli wird nicht mehr gekocht. Die warme Mahlzeit gibt es, weil die Familie Moccia aus Haspe so große Herzen hat.
Köstlichkeiten im Kastenwagen
Immer donnerstags macht sich der Kastenwagen von „Nico’s Pizzeria“ von der Enneper Straße in Haspe auf den Weg zur Johanniskirche in der Innenstadt. Hier hat die Suppenküche, deren Räume am Märkischen Ring während der Flut völlig abgesoffen sind, ein Übergangszuhause im neuen Gemeindehaus gefunden. 80-mal Pizza oder 80-mal Pasta (immer im Wechsel) für jene, die Krieg, Krise und die Folgen gerade mit voller Wucht treffen.
Aber die Moccias liefern nicht erst, seit Russland die Ukraine überfallen hat. „Eines Tages“, sagt Theo Scholten, „haben sie einfach angerufen und gefragt, ob sie uns Essen bringen dürfen.“ Mehr als 15.000 Portionen später kommen sie immer noch – jeden Donnerstag –, ohne viel Aufsehen darum zu machen.
Hilfe mit einer warmen Mahlzeit
„Viele von jenen, denen wir so eine kleine Freude machen, fühlen sich doch von der Gesellschaft im Stich gelassen“, sagt Nico Moccia. „Wenn alle weggucken, ist das schlecht. Uns geht es gut. Wir wollen helfen. Und wenn es auch nur mit einem warmen Essen ist.“
Für die Gäste einer Einrichtung, in der vor der Flut in eigener Küche an fünf Tagen pro Woche bis zu 400 Portionen täglich von Ehrenamtlichen gekocht wurden, ist dieses außergewöhnliche Engagement ein kleiner Segen. „Die Suppenküche war schwer von der Flut getroffen. Der Keller war vollgelaufen, der Gastraum stand einen halben Meter unter Wasser“, sagt Theo Scholten, einst Chefarzt am Allgemeinen Krankenhaus. „Große Teile unserer Küchenausstattung waren nicht mehr zu gebrauchen. Im Moment spüren wir aber an vielen Stellen, dass Hagen eine Fundgrube an sozialer Kompetenz ist. Die Unterstützung ist groß, auf unterschiedlichsten Ebenen.“
70 Menschen engagieren sich
Und so zeichnet sich immerhin eine konkrete Perspektive für die Einrichtung, in der sich rund 70 Menschen ehrenamtlich engagieren, ab. Nach Pfingsten, so sagt es Scholten, könne es wohl wieder in den Räumen am Bergischen Ring (für den Anbau haben einst auch die Leser unserer Zeitung im Rahmen der Weihnachtsaktion gespendet) wieder losgehen.
Angesichts der wachsenden Not wird das Zeit: „In den letzten Monaten hat die Anzahl der Menschen, die zu uns kommen, um rund ein Drittel zugenommen“, sagt Theo Scholten. „Auch erste Menschen aus der Ukraine besuchen die Suppenküche.“
Bedürftigkeit spielt in Suppenküche keine Rolle
Eine Einrichtung, in der Essen einfach ausgegeben wird. „Wir fragen nicht nach der Bedürftigkeit“, sagt Theo Scholten, „wer kommt, der kommt. Und so lange noch etwas da ist, geben wir die Essen aus.“ Im Moment eben in gepackten Tüten mit ein bisschen Aufschnitt, mit Fertigsuppen und vielen haltbaren Lebensmitteln.
Und immer donnerstags eine warme Mahlzeit. Pizza oder Pasta. Von der italienischen Familie Moccia aus Haspe. Einer Familie mit vielen großen Herzen.