Hagen. Die Weihnachtszeit ist die Zeit der kalten Tage. In der Suppenküche Hagen wird es dann richtig voll. Ein Interview mit den Machern.

Es ist die Zeit der guten Taten. Deshalb finden sich beispielsweise am Sonntag, 15. Dezember, 17 Uhr, in der Johanniskirche die Musiker des Vokalensembles „Kammerton HA“ zusammen, um ein Benefizkonzert für die Hagener Suppenküche zu geben. Es ist aber auch die Zeit der kalten Tage. Deshalb stehen vor der Suppenküche am Märkischen Ring die Menschen Schlange. Darüber sprach unsere Zeitung mit Vorstand Jürgen Brüss und Stefan Ledermann, der sich neu in der Suppenküche engagiert.


Warum wird es zur Weihnachtszeit so voll?

Brüss Das hat weniger mit der Weihnachtszeit zu tun als mit den Temperaturen und damit, wie weit der Monat schon fortgeschritten ist. Die Menschen kommen an kalten Tagen nicht nur für eine warme Mahlzeit, sondern auch, weil sie sich bei uns aufhalten wollen. Und wenn am Ersten das Geld auf dem Konto landet, wird es am Ende des Monats knapp.

Die Räumlichkeiten der Suppenküche am Märkischen Ring in Hagen.
Die Räumlichkeiten der Suppenküche am Märkischen Ring in Hagen. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Dann sind Sie Ende November ja gleich zu einer Zeit eingestiegen, als es richtig viel zu tun gab...

Ledermann Ja. Obwohl mir ja noch der Vergleich fehlt, kann man das schon so sagen. Aber: Ich bin sofort im Team aufgenommen worden. Jeder packt da an, wo er gebraucht wird. Die Arbeit hier macht unheimlich Spaß. An meinem ersten Tag in der Suppenküche waren es am Ende rund 200 Essen, die wir rausgegeben haben.

Warum engagieren Sie sich denn in der Suppenküche?

Ledermann Ich bin seit einiger Zeit Rentner, habe ja jetzt Zeit. Ich will nicht den ganzen Tag nur herumsitzen, will mich sozial engagieren. Ich bin ja noch fit. Ich möchte etwas für Bedürftige tun und brauche auch für mich selbst eine Aufgabe. Ich denke, dass ich die hier in der Suppenküche gefunden habe.

Wie sieht den der ganze normale Tag in der Suppenküche aus?

Ledermann Los geht es so zwischen 7.30 und 8 Uhr. Zuerst wird der Raum vorbereitet. Dann kommen die Spenden rein. Die Lebensmittel werden sortiert. Wir verwenden ja nur Produkte, die wir auch selbst daheim am Herd noch verwenden würden. Wir gucken, was reingekommen ist, überlegen, was man daraus machen kann und beginnen schließlich damit, die Suppe vorzubereiten und zu kochen.

Wie ist denn der Dienst in der Suppenküche organisiert?

Brüss Es gibt fünf Öffnungstage, montags, mittwochs, donnerstags und samstags wird bei uns gekocht. An jedem Tag ist ein Team für die Abläufe verantwortlich. Wenn es eben geht, muss auch niemand häufiger als einmal in der Woche ran. Allerdings braucht es vor allem genug Köche. Es ist schon etwas anderes, ob ich mir zu Hause ein Essen zubereite oder ob ich hier für 250 Mahlzeiten verantwortlich bin und mal eben 100 Gramm Salz in einen Topf gebe.

Wie belastend ist denn die Arbeit?

Brüss Na, zumindest körperlich – wenn es bei uns richtig zur Sache geht und wir 250 Essen ausgeben, dann weiß man am Nachmittag schon, was man getan hat. Alles, was wir uns als Team gönnen, ist so gegen 10 Uhr mal eine Viertelstunde, in der wir uns zusammensetzen. Und am Ende gibt es für jeden noch einen Teller Suppe.

Steigen denn die Gästezahlen in der Suppenküche auch über einen längeren Zeitraum hinweg?

Brüss Ja. Ganz sicher. Das hat mir der zunehmenden Armut in der Stadt zu tun, die wir ganz unmittelbar spüren. Das liegt aber auch daran, dass die Zahl einsamer Menschen steigt. Die Suppenküche ist so etwas wie eine Kneipe, ein Treffpunkt. Die ersten stehen schon um 10 Uhr, obwohl wir erst um 11.30 Uhr öffnen, vor der Tür und unterhalten sich. Wir sind auch ein Auffangbecken für Menschen, die zu Hause niemanden mehr haben. Die sozialen Kontakte sind letztlich genau so wichtig wie eine warme Mahlzeit.