Hagen. Auf die Ankündigung Aldis, die Preise drastisch zu erhöhen, werden auch andere Lebensmittelanbieter reagieren. Was sagen Rewe und Edeka dazu?

Die Einkaufswagen sind längst vergriffen. Etliche Kunden warten daher im Schneeregen vor dem Netto-Markt an der Schwerter Straße in Hagen darauf, einen Wagen zu erhaschen. Es scheint, als planten alle einen Großeinkauf. Weil das Wochenende ansteht? Vermutlich auch, aber der Hauptgrund dürfte ein anderer sein: Die von Aldi für Montag, 4. April, angekündigte deftige Preiserhöhung im Lebensmittelbereich. Auch andere Discounter und Supermärkte werden, davon ist auszugehen, zeitnah nachziehen.

Der Einkaufswagen einer Mutter mit Kind an der Hand ist vollgepackt. „Ein bisschen auf Vorrat kaufe ich jetzt schon ein. Die abgepackte Wurst und das verpackte Fleisch sind ja lange haltbar, genau wie die Milchprodukte. Bevor ich nächste Woche dafür mehr bezahlen muss“, sagt die Mittdreißigerin und greift zu vier Bechern Joghurt aus der Kühltheke.

Auch bei Lidl in Eilpe müssen die Kunden an der Kasse Geduld mitbringen. Obwohl vier Kassen geöffnet sind, werden die Schlangen nicht kürzer.

Schilder an Regalen platziert

„Schon seit Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sind einige Leute auf Hamsterkäufen unterwegs und decken sich mit Mehl und Öl in großen Mengen ein“, sagt Sven Eklöh. Der Betreiber des Vollsortimenters „Rewe Eklöh“ in Elsey hat Schilder an bestimmten Regalen im Markt platziert. „Abgabe nur in haushaltsüblichen Mengen“ ist darauf zu lesen.

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Deutlich höhere Preise für bestimmte Produkte wird Sven Eklöh Anfang der kommenden Woche noch nicht aufrufen, „aber wer weiß, was noch kommt“, sagt der Rewe-Markt-Eigentümer.

Momentan seien alle Waren bei ihm im Geschäft erhältlich, auch Mehl habe er noch vor wenigen Tagen organisieren können, „die Mühlen sind derzeit ja noch voll“.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt Thomas Bonrath von der Rewe-Zentrale in Köln, dass derzeit Preiserhöhungen auch bei Rewe diskutiert werden müssten. „Wir sind aktuell mit einer Vielzahl von steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik sowie Preiserhöhungen der Lebensmittelindustrie und Lieferanten konfrontiert. Dies führt zwangsläufig dazu, dass wir bei einzelnen Warengruppen und Artikeln die Verkaufspreise erhöhen müssen.“

Kostendruck ist hoch

Der Unternehmenssprecher weiter: „Wir werden allerdings strikt darauf achten, dass nur dort Preisanpassungen an die Kunden weitergegeben werden, wo es tatsächlich einen hohen Kostendruck gibt. Erhöhte Preisforderungen von Herstellern und Lieferanten, die nicht durch gestiegene Kosten begründet sind, werden wir auch weiterhin nicht akzeptieren.“

Zur Erinnerung: Am Donnerstag hatte der Discounter Aldi für einige Produkte massive Preiserhöhungen angekündigt. Fleisch, Wurst und Milcherzeugnisse sollen, so der Konzern, ab Montag, 4. April, „signifikant teurer“ werden. So sei bei Butter ein Aufschlag von etwa 30 Prozent geplant. Aldi begründet die Preiserhöhungen mit den explodierenden Kosten vor allem für Weizen, Energie und Futtermittel im Zuge des Ukraine-Krieges.

Tierfutter fehlt

Der Einzelhändler Michael Clever­ betreibt insgesamt drei Edeka-Märkte – einen Markt an der Eppenhauser Straße, einen weiteren an der Fleyer Straße und einen dritten Markt in Schalksmühle.Weizen und Futtermittel sind im Moment die stärksten Preistreiber für die Landwirtschaft und somit auch für den Lebensmittelhandel.Begründung: Die Ukraine und Russland sind bedeutende Weizenlieferanten für den Weltmarkt. Wegen des Krieges fehlt aktuell der Nachschub. Weil Futter für die Tiere Mangelware ist, werden weniger Schweine, Rinder und Hühner aufgezogen.

„Auch bei uns im Handel wird es knallen“, befürchtet Michael Clever, der drei Edeka-Märkte betreibt. Fleisch und Wurst seien in den vergangenen Tagen schon teurer geworden, so der Einzelhändler.

Welche enormen Herausforderungen Michael Clever derzeit sieht? „Wir Händler arbeiten momentan alle auf mehreren Baustellen.“

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Damit spielt er auf die Gemengelage an Problemen an: „Wir müssen nicht nur höhere Energiekosten in die Preiskalkulation einarbeiten, sondern auch Logistikprobleme und Lieferengpässe bewältigen. Und ab Oktober müssen wir als Arbeitgeber auch noch höhere Mindestlöhne einkalkulieren.“

Die Ankündigung des Discounters Aldi, die Preisschraube anzuziehen, wertet Clever als deutliches Signal: „Aldi ist seit Jahren in Sachen Preisänderungen ein sicherer Indikator. Aldi ist für andere Discounter und Vollsortimenter ein Richtwert.“

Run auf Butter und Margarine

Wie es momentan in den Regalen in den Clever-Edeka-Märkten aussieht? „Mehl und Öl ist seit einiger Zeit schon kaum noch verfügbar. Neu ist, dass es seit kurzem auf Butter­ und Margarine einen wahren ,Run’ gibt. Hier wird die angekündigte Preiserhöhung sichtbar.“

Auch der Trockensortimentsbereich laufe derzeit besonders gut beziehungsweise seien einzelne Produkte bereits ausverkauft, „haltbare Produkte wie Nudeln oder Kaffee werden anscheinend gehamstert“. Die meist kostengünstigen Eigenmarken, so Michael Clever, seien zum Teil vergriffen.