Hohenlimburg/Veserde. Je nach Blickwinkel ragt hinter Schloss Hohenlimburg nun ein neues Windrad hervor. Bedenken hatten vor Genehmigung der Anlage eine Rolle gespielt

Wer über die Hünenpforte nach Hohenlimburg fährt und auf das Schloss blickt, der sieht hinter dem Wahrzeichen ein neues Windrad in die Höhe ragen. „Ich finde Windräder nicht schlimm. Es sind regenerative Energien, die Strom erzeugen. Man kann es schön finden oder nicht“, seufzt Rainer Goeken. Seit Jahren kämpft der Mitgeschäftsführer der Naturstrom Veserde GmbH erst für den Bau, jetzt für den Erhalt seiner zwei Windräder bei Veserde. Eine der neuen Anlagen bietet je nach Sichtachse einen neuer Anblick auf die mittelalterliche Höhenburg in Hohenlimburg. Nötiges Opfer für die Energiewende oder Störenfried einer historischen Kulturlandschaft?

Bedenken von Stadt und LWL

,,Ich habe eine zwiespältige Meinung, die Windrad-Anhängern nicht gefallen wird‘‘ sagt Hagens Historiker Ralf Blank: ,,Man hätte es doch auch an eine andere Stelle setzen können. Da ist eine historische Landschaft, die beeinträchtigt wird.“ Bedenken, die im Genehmigungsverfahren der Windräder durchaus eine Rolle gespielt haben.

NRW-Heimatministerin gab grünes Licht

Vor drei Jahren hatten die Stadt Hagen als Untere Denkmalbehörde und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe gemahnt, die beiden 149,50 Meter hohen Anlagen würden das Erscheinungsbild von Schloss Hohenlimburg beeinträchtigen. Damals war das NRW-Heimatministerium als Oberste Denkmalbehörde anderer Meinung. Das Erscheinungsbild des Schlosses werde schon durch die vorhandenen Windräder bei Wiblingwerde beeinträchtigt. Die beiden neuen Anlagen würden den Denkmalwert des Schlosses zusätzlich nicht wesentlich beeinträchtigen.

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„Umweltschutz und Denkmalschutz: Manches Mal beißt es sich. In diesem Fall sprachen die denkmalrechtlichen Argumente für den Bau der Windräder“, gab Heimatministerin Ina Scharrenbach vor drei Jahren ihrerseits grünes Licht für die Windräder bei Veserde. Nicht der einzige Fall, bei dem Windrad-Pläne in der Nähe von Schlössern und Burgen zu Debatten führen.

Keine Windräder an Burg Münzberg

Im Falle von Burg Münzenberg in Hessen etwa verhinderte das Verwaltungsgericht Gießen den Bau von vier geplanten Windrädern in der Nähe. Die Höhe der Anlagen von rund 200 Metern beeinträchtige die Burg als Kulturdenkmal erheblich, so das Gericht im Herbst 2020 (Az. 1 K 4076/17.GI).

Bereits die Größe der einzelnen Windräder bewirke, dass die Burg Münzenberg ihre dominierende Wirkung einbüße. Es finde eine „Dominanzverschiebung in der Landschaft“ statt, urteilte das Gericht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Investor hat einen Antrag auf Berufung gestellt.

Anlagen genehmigt

Während bei der hessischen Burg Münzenberg die Anlagen rund drei bis vier Kilometer entfernt geplant sind, liegen die Windräder in Veserde rund 1600 bis 1800 Meter von Schloss Hohenlimburg entfernt. ,,Die Rechtsprechung hat uns die Erlaubnis gegeben. Wir haben die Genehmigung nicht zufällig gewonnen, sondern rechtlich erhalten‘‘, äußert sich Investor Rainer Goeken von Naturstrom Veserde. ,,Ich habe kein schlechtes Gewissen. Man kann es sowieso nie allen Leuten recht machen und ich denke, wir haben den Zug der Zeit frühzeitig erkannt.“

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Regenerative Energien nötig

Der Krieg in der Ukraine zeige, wie wichtig es sei, eine unabhängige Energieversorgung zu haben. Auch Hagens Historiker Blank kann einen Sinn hinter dem Bau der Windräder erkennen, steht aber auch zu seiner Meinung: ,,Man kann einwenden, das sei der Preis der Moderne. Entwicklungen haben die Landschaft immer geprägt. Mich persönlich stört es.“ Er bleibt allerdings optimistisch: „Vielleicht wird es ja ein neues Wahrzeichen: Das Schloss mit dem Windrad.“

Keine Stellungnahme vom Fürstenhaus

Der Schlossherr in Hohenlimburg, das Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg, wollte auf Anfrage zu dem neuen Windrad in Sichtachse zum Schloss keine Stellungnahme abgeben. Andernorts ist das Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg als Investor aktiv oder stellt eigene Flächen für neue Windräder zur Verfügung, wie auf der Schälker Heide in Iserlohn.