Breckerfeld. Der andauernde Krieg in der Ukraine trifft auch Hühnerhalter Udo Baumeister in Breckerfeld. Der Landwirt erklärt die Hintergründe.
Der Ukraine-Krieg bringt die Lebensmittelproduzenten zunehmend in Bedrängnis. Und so droht sich die Preisspirale weiter zu drehen. Und zwar nur in eine Richtung. In die, die den Verbrauchern in den Supermärkten gar nicht gefallen dürfte.
Mittendrin in diesem Geschehen – und das ausgerechnet vor Ostern – stecken auch Landwirt Udo Baumeister und sein Unternehmen. Baumeister kann die längerfristig festgelegten Preise gegenüber der Feinkostindustrie nicht halten und hat jetzt das Gespräch mit den Abnehmern gesucht.
Lieferanten können Bedingungen nicht halten
„An so eine Lage kann ich mich nicht erinnern. Das ist das erste Mal in der Firmengeschichte, dass wir dazu gezwungen sind, so einen Schritt zu gehen“, so Baumeister. „Aber wenn unsere Lieferanten nicht mehr zu den vereinbarten Bedingungen liefern können, dann müssen wir das einfach weitergeben.“ Immerhin: In ersten Gesprächen sei man durchaus auf Verständnis gestoßen.
Hähne aufgezogen
Seit dem Verbot des Tötens von Küken werden die Hähne in der Brüterei, die Baumeister beliefert, mit ausgebrütet.Die Tiere werden rund 15 Wochen lang aufgezogen.Das Fleisch der Hähne von Legerassen ist langsam gewachsen und kann gut in der Lebensmittelherstellung eingesetzt werden. Daraus werden Geflügelwurst, Frikadellen oder Burger produziert.
Auch der Bundesverband Ei hatte angesichts eingeschränkter Lieferketten und steigender Futterpreise dieser Tage Alarm geschlagen. „Es herrscht teilweise blanke Existenzangst bei unseren Landwirten. Die Preise für Futtermittel haben sich in kürzester Zeit mehr als verdoppelt“, beschreibt Henner Schönecke, Vorsitzender des Verbands die aus seiner Sicht „bedrohliche Situation“. „Gentechnikfreies Soja ist kaum noch zu bekommen. Viele Halter können deshalb nicht mehr neu einstallen.“ Spätestens ab Sommer sei die Versorgung des deutschen Marktes nicht mehr gesichert.
Langfristige Verträge
„Am Ende der Kette bleibt für die Produzenten einfach kein Geld mehr übrig. Viele zahlen sogar drauf“, sagt Baumeister, der selbst zumindest im Bereich der frischen Eier nicht unmittelbar betroffen ist. „Die Landwirte haben langfristige Verträge mit festen Preisen vereinbart. Das droht sie jetzt zu ruinieren. Unter diesen Umständen ist niemand mehr bereit, überhaupt noch neue Hühner einzustallen, wenn die alten Tiere die Schlachtreife erreicht haben.“ Der Effekt: steigende Preise bei abnehmender Ware.
„Am schlimmsten trifft es die Biobauern“, erklärt Baumeister weiter, „viele beziehen ihr Futter direkt aus der Ukraine. Die Vorräte reichen ungefähr noch für zwei Monate. Was dann kommt, weiß niemand.“
Bundesverband fordert neue Laufzeiten
Der Bundesverband Ei fordert den Handel auf, die Vertragslaufzeiten anzupassen, um flexibler auf Preisschwankungen reagieren zu können. „Die Eierwirtschaft spricht sich geschlossen dafür aus, unter anderem eine sogenannte ,Gleitklausel’ zwischen Eierpreis und Futterpreis einzuführen“, so Schönecke.
Baumeister selbst, mit rund 140.000 Hühnern einer der größten Betriebe in Nordrhein-Westfalen, treffen Krieg und Krise besonders im Feinkostbereich. „Mit diesen gekochten und geschälten Eiern für die Industrie und Gastronomiebranche machen wir rund die Hälfte unseres Umsatzes“, so Baumeister. Dafür würden kleine Eier der Größe „S“ (small, klein) benötigt, die im normalen Einzelhandel als Frischeier gar nicht verkauft würden. „Nur einen geringen Anteil dieser Eier legen die Hennen in unseren Stallungen“, so Baumeister, „den weit überwiegenden Anteil kaufen wir im großen Umkreis zu.“
350.000 für einen neuen Hühnerstall
Baumeister hatte erst Anfang des Jahres rund 350.000 Euro investiert und auch den letzten Stall auf seinem Hof auf Bodenhaltung umgestellt. Mehr als 40.000 Euro waren allein in zusätzliche Maßnahmen zum Tierwohl geflossen, 18.500 Hühner in den Stall eingezogen.