Hohenlimburg. Mit zwei 40-Tonnen-Sattelzügen voller Hilfsgütern fuhr Spediteur Mustafa Celik von Hagen bis in einen Vorort von Odessa in der Ukraine

Eigentlich wollte Mustafa Celik gar nicht so weit hinein in das Kriegsgebiet. Doch letztlich fuhr er mit zwei 40-Tonnen-Sattelzügen voller Hilfsgüter in Kolonne bis in den Süden der Ukraine, in einen Vorort von Odessa. Aus der Hafenstadt wurden am Montag erstmals Angriffe der russischen Armee auf zivile Ziele gemeldet. Da war Celik gerade zwei Tage wieder zurück in der Heimat. „Die Gefahr war uns bewusst“, sagt der hiesige Spediteur. „Aber wir wollten die Hilfsgüter direkt zu den Menschen bringen, die sie am nötigsten brauchen.“

Auf dem Weg in die Ukraine: Unterwegs auf der Autobahn in Ungarn knipsten sie aus der Fahrerkabine dieses Foto eines Verkehrsschildes.
Auf dem Weg in die Ukraine: Unterwegs auf der Autobahn in Ungarn knipsten sie aus der Fahrerkabine dieses Foto eines Verkehrsschildes. © Unbekannt | Mustafa Celik

Sieben Tage war er für den Hilfstransport unterwegs, mit dabei ein rumänischer Fahrer aus seiner Spedition und dessen Bruder, der Kontakte zu Helfern an der rumänisch-ukrainischen Grenze hat. Kontakte, die sich als hilfreich erwiesen, um überhaupt in die Ukraine einreisen zu können. „Wir haben an der Grenze mehrere Lkw mit Hilfsgütern aus Süddeutschland gesehen“, erzählt Celik. „Die durften nicht passieren, weil sie auch zwei Waschmaschinen geladen hatten – und die zählten nicht als Hilfsgüter.“

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Kontakt über rumänische Helfer

Über die Helfer in Rumänien hatte sein Transport jedoch den sprichwörtlichen Fuß in der Tür und bekam Hilfe bei der Einreise. Ziel der Fahrt sollte ursprünglich ein Spendenlager im Westen der Ukraine sein, nicht weit von der Grenze entfernt. Doch während der Fahrt änderte sich plötzlich das Ziel.

„Wir haben gehört, dass das anvisierte Lager von Kriminellen besetzt ist, die Hilfsgüter erst annehmen und dann gegen Geld an die Bevölkerung verteilen – das wollten wir nicht unterstützen.“

Spediteur Mustafa Celik (Mitte) mit seinen zwei Begleitern aus Hagen: Rechts sein Kollege und Mitarbeiter Samuel aus Rumänien, links dessen Bruder Benjamin. Sie vermittelten Kontakte zu rumänischen Hilfsorganisationen an der Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine.
Spediteur Mustafa Celik (Mitte) mit seinen zwei Begleitern aus Hagen: Rechts sein Kollege und Mitarbeiter Samuel aus Rumänien, links dessen Bruder Benjamin. Sie vermittelten Kontakte zu rumänischen Hilfsorganisationen an der Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine. © Unbekannt | Mustafa Celik

Bedrückende Realität

Und so steuerten sie einen Vorort in der Nähe von Odessa an, begleitet von einem Ukrainer und einem Rumänen, die als Kontaktmänner bei der Vermittlung halfen. Seine Lastwagen fuhren mehrere Fahrstunden in den Süden der Ukraine, hinein in Landstriche, die sich dafür rüsteten, dass der Krieg bald zu ihnen kommt. „Was man im Fernsehen sieht, das ist die Realität. Es ist bedrückend.“

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Soldaten mit Lebensmitteln versorgt

In den Gesichtern der Menschen habe er kein Lachen sehen können. Vielmehr beschreibt Celik die Atmosphäre als angespannt und ernst. Die beiden Lastwagen mit den Hilfsgütern aus Hagen rollten vorbei an Panzersperren und Sandsäcken, passierten immer wieder Kontrollpunkte des Militärs. Den Soldaten, viele kaum älter als 20 Jahre, gaben sie Lebensmittel und Kaffee. „Sie müssen sich selbst versorgen. Es gibt nichts.“ Aus Angst vor Angriffen werden die Felder von den Bauern nicht bestellt.

Auf dem Rückweg aus der Ukraine nahm die Lastwagen aus Hagen eine Fähre über die Donau nach Rumänien – gemeinsam mit vielen Flüchtlingen.
Auf dem Rückweg aus der Ukraine nahm die Lastwagen aus Hagen eine Fähre über die Donau nach Rumänien – gemeinsam mit vielen Flüchtlingen. © Unbekannt | Mustafa Celik

Sorge vor humanitärer Katastrophe

„Viele Menschen dort sind Selbstversorger. Sie haben große Angst, ob sie den nächsten Winter überleben. Da kommt eine riesige humanitäre Katastrophe auf uns zu“, ist Celik sicher.

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Solidarität aus armen Nachbarland

Eine Nacht haben sie bei Odessa am Schwarzen Meer verbracht, Freiwillige luden die Hilfsgüter von den Lkw ab und lagerten sie ein. Nicht nur aus Deutschland kommt Hilfe, gerade die Solidarität von Nachbarländern wie Rumänien hat ihn beeindruckt.

„Die Menschen dort sind selbst arm, aber sie helfen und teilen mit Flüchtlingen in der Ukraine“, sagt Celik. „Und hier werden Mehl und Sonnenblumenöl gebunkert.“