Hagen. Die Zahl der Flüchtlinge in Hagen steigt, einige sind an Corona erkrankt. Für Kinder braucht die Stadt weitere Kita-Plätze. So ist die Lage.

770 Menschen aus der Ukraine sind mittlerweile in Hagen registriert. „Dabei sind wir uns im Klaren darüber, dass die Zahl der Kriegsflüchtlinge in der Stadt noch höher sein dürfte“, so Sebastian Arlt, Dezernent für Ordnung und Sicherheit im Haupt- und Finanzausschuss.

Ab der kommenden Woche gilt der sogenannte Königsteiner Schlüssel. Er berücksichtigt Einwohnerzahl und Steuerkraft eines Bundeslandes. Flüchtlinge werden dann über die Bezirksregierungen den Kommunen zugewiesen. „Das macht am Ende die Integration leichter“, so Arlt.

497 Flüchtlinge privat in Hagen untergebracht

497 Flüchtlinge sind bisher in Hagen privat untergekommen – bei Verwandten, Freunden oder Hagenern, die sich bereit erklärt haben, Menschen aus der Ukraine aufzunehmen. 60 Flüchtlinge leben in Hotels, 66 in der Jugendherberge. Etwa 100 Ukrainer sind derzeit in der Karl-Adam-Halle in Vorhalle untergebracht, die damit zu zwei Dritteln belegt ist. Im Sinfonium der Stadthalle hingegen leben erst zehn Flüchtlinge. „Hier gibt es noch freie Kapazitäten“, so Sebastian Arlt, der einem mittlerweile eingerichteten Krisenstab (dem zweiten neben dem, der sich um Corona in Hagen kümmert) vorsteht.

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Elf Ukrainer leben in einem Gästehaus der Fernuniversität, 43 sind in Wohnungen untergebracht, 19 (die sich mit Corona infiziert haben) in sogenannten Quarantäne-Wohnungen. In der Sporthalle neben der Grundschule Kuhlerkamp soll eine sogenannte Covid-Halle eingerichtet werden. Hier sollen positiv getestete Flüchtlinge zunächst so lange isoliert unterkommen, bis sie die Quarantäne wieder verlassen können.

Derzeit 215 Schulkinder aus der Ukraine

Zuweisung durchs Land

Ukrainer sollten einen Besuch im Infopoint der Stadt Hagen, Berliner Platz 22, wenn möglich, nicht am kommenden Montag, 21. März, einplanen. Grund dafür ist, dass am Montag die Zuweisung von Geflüchteten durch das Land erfolgt und die Mitarbeiter des Fachbereichs Integration an diesem Tag eingebunden sind. Dennoch ist der Infopoint für dringliche Fälle auch am Montag von 8 bis 16 Uhr besetzt, 02331/207-5020.

Unter jenen, die bereits in Hagen angekommen sind, befinden sich 296 Kinder bzw. Jugendliche zwischen 0 und 16 Jahren. 215 von ihnen sind schulpflichtig, was eine Kommune wie Hagen, die ohnehin um jeden Klassenraum ringt, vor erhebliche Probleme stellen dürfte. Der Plan: „Die Hauptschule Hohenlimburg und die August-Hermann-Franke Schule in der Selbecke sollen zunächst für Brückenangebote genutzt werden“, so Schul- und Sozialdezernentin Margarita Kaufmann. Hier sollen die Kinder also unterrichtet und auf einen möglichen weiteren Unterricht an Regelschulen (die meisten Kinder kennen nur kyrillische Buchstaben und beherrschen die deutsche Sprache nicht) vorbereitet werden.

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Allerdings macht die Stadt auch deutlich: Bei der Entscheidung über eine zügige Beschulung sollten die besonderen Umstände der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden. So habe gerade in den ersten Tagen für viele Familien der schnellstmögliche Schulbesuch aus „nachvollziehbaren Gründen“ nicht immer die allerhöchste Priorität.

Stadt Hagen braucht weitere Kita-Plätze

Die konkreten Planungen allerdings stecken noch in den Anfängen. Gleiches gilt auch für den Besuch von Kindertagesstätten. „Wir sind händeringend auf der Suche nach freien Plätzen“, erklärt Margarita Kaufmann.

Wer für die Kosten, die im Zusammenhang mit den Geflüchteten entstehen, aufkommt und wie hoch diese sind - auch das ist im Moment noch völlig offen. „Es wurden hohe Zuschüsse für die Kosten der Flüchtlingskrise durch Bund und Land angekündigt“, heißt es dazu in einer Stellungnahme der Stadt zu einer Anfrage des Hagener Aktivistenkreises (HAK). „Angesicht der humanitären Notlage sind aber entstehende Kosten sicherlich zu übernehmen. Unabhängig davon ist natürlich festzustellen, dass aus Sicht der Stadt Hagen eine Vollkostenerstattung durch Bund und Land nötig ist.“

Beratungszentrum steht bereit

Flüchtlinge dürfen sich zunächst drei Monate als „Touristen“ in Deutschland aufhalten. In dieser Zeit wird über eine Aufenthaltserlaubnis entschieden, die zunächst für ein Jahr gilt. Auch finanziell würden die Kriegsflüchtlinge unterstützt. Sie werden Asylbewerbern gleichgestellt – wie die Stadt erläutert.

Was eine psychische und soziale Begleitung betreffe, so sei das Beratungszentrum am Ring eingebunden. Das Team dort sei „multiprofessionell aufgestellt“. Die Stadt erklärt: „So arbeiten dort neben Psychologen auch Heilpädagogen sowie Sozialarbeiter und -pädagogen mit jeweils spezifischen Zusatzqualifikationen.“