Hagen. Weniger Unfälle, weniger Schwerverletzte, keine Toten – die Polizei Hagen blickt auf die Unfälle 2021. Die Hintergründe der positiven Zahlen.

Es mutet seltsam an, ausgerechnet diese Zahl nach diesem Freitag zu präsentieren. Das wissen auch die Verantwortlichen der Hagener Polizei. War doch just an diesem Freitag in Hagen ein Motorradfahrer ums Leben gekommen. Der 40-Jährige war auf der Buschmühlenstraße nahezu frontal mit einem Fiat zusammengestoßen, war auf die Fahrbahn geschleudert worden und noch an der Unfallstelle gestorben. Die Zahl präsentiert Stefan Boese trotzdem. Weil sie so außergewöhnlich ist. Null. „2021 gibt es in Hagen keine Verkehrstoten.“

2022 – das steht, so traurig es ist, seit Freitag fest – wird diese Zahl anders ausfallen. Aber: Kein Mensch, der 2021 bei einem Unfall sein Leben gelassen hat – das hat es in der Form in Hagen noch nicht gegeben. „Wir lagen in den letzten Jahren immer zwischen ein und drei Verkehrstoten“, erklärt Boese, Leiter der Direktion Verkehr bei der Polizei Hagen.

Polizei Hagen verkündet viele positive Trends

Angesicht dieser ohnehin niedrigen Zahl könnte man bei dem Ausreißer von 2021 von einem Zufall sprechen. Allerdings ist diese Zahl nur eine von vielen, die die Polizei Hagen für das vergangene Jahr aufzeigt. Und nahezu alle Werte eint ein positiver Trend.

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Die Unfälle sind weniger geworden. Auch die Anzahl der Schwerverletzten im Bereich Verkehr hat sich auffällig zurückentwickelt. Und die Unfälle mit verletzten Kindern – die Prävention in diesem Bereich ist seit Jahren ein Schwerpunkt der Behörde – ebenso (siehe Grafik). „Das ist letztlich auch ein Zeichen der professionellen Arbeit der Verkehrssicherheitsberater“, sagt Guido Liedke, eigentlich für Kriminalität zuständig, aber derzeit auch kommissarischer Leiter der Polizeibehörde.

Kinder müssen Erfahrungen im Verkehr sammeln

Allerdings ergänzt Stefan Boese auch: „Wir beobachten einen Trend bei den Eltern, ihre Kinder immer mehr vor Verkehr schützen zu wollen. Sie lassen sie aus Sorge nicht radfahren, bringen sie mit dem Auto direkt bis vor die Schule“, so der Verkehrs-Experte, „das führt dazu, dass wir mit Kindern zu tun haben, die alleine nicht sicher die Straße überqueren können. Das können wir als Polizei nicht auffangen. Eltern sind gefragt. Es ist wichtig, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen im Verkehr machen.“

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Die Ursachen für die generell gute Entwicklung sind nicht so eindeutig. So lasse sich nicht ermessen, wie groß der Faktor Corona sei. „Den Trend hin zu besseren Zahlen gibt es in ganz Nordrhein-Westfalen“, erklärt Karsten Völker, Leiter der Führungsstelle Direktion Verkehr. „Manche Tendenzen muss man über mehrere Jahre hinweg beobachten, bevor sich zu den Gründen verlässliche Aussagen treffen lassen.“ Und trotzdem liegt Hagen mit seinen Trends klar im Vorderfeld.

Zahl der Unfallfluchten steigt

Quote bei 53 Prozent

Die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten, bei denen Menschen verletzt wurden, liegt sogar bei 53 Prozent.

Darunter fallen auch Unfälle mit Kindern, bei denen sich erwachsene Beteiligte nach dem Wohlergehen erkundigt haben und dann weitergefahren sind.

Eine solche „Einigung“ vor Ort sei nicht möglich mit Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Auf jeden Fall müsse in seinem solchen Fall die Polizei hinzugerufen werden.

Zumindest zwei Wermutstropfen gibt es doch in dieser Statistik: Die Zahl der Unfallfluchten ist gestiegen. Ebenso der Anteil der Unfälle unter Drogen und Alkohol, wobei da wiederum der der betrunkenen Unfallverursacher deutlich überwiegt. Beides für sich genommen seien wahrlich keine Kavaliersdelikte, erklären die Polizisten und versprechen, in beiden Bereichen anzusetzen.

„Eine Unfallflucht hat in der Regel mindestens den vorübergehenden Verlust des Führerscheins zur Folge“, sagt Stefan Boese und verweist auf eine Aufklärungsquote, die wie schon 2020 bei 42 Prozent lag, „die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, ist groß. Die Konsequenzen dann erheblich.“