Eckesey. Die Jahrhundertflut traf das Autohaus Beckmann in Eckesey mit Wucht. Nun entsteht am Flussufer ein modernes neues Autohaus. Alle Hintergründe.

221 Tage ist es her, dass Matthias Beckmann (33) diesen Satz sagte: „Das Lebenswerk unserer Eltern ist dahin.“ Die Jahrhundertflut am 14. Juli 2021 hatte das traditionsreiche Autohaus Beckmann in der Droste-Hülshoff-Straße in Eckesey brusthoch hinfortgespült. 36 Jahre Arbeit, 200 Autos, Maschinen, Akten – untergegangen in einem braunen Ungeheuer, das Volme hieß. Doch längst ist das zurück, mit dem die Familie sich alles aufgebaut hat: der Mut und die Zuversicht. Sie hat den Spatenstich gesetzt für ein neues 1300 Quadratmeter großes Autohaus für die Marken Seat und Cupra. Ziemlich bewusst in der Nähe des Flusses.

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1,20 Meter stand das Wasser hoch

Große Ausstellung, eine Werkstatt mit acht Werkstattarbeitsplätzen, Flächen für Neuwagenübergaben, eine Galerie, Büro- und Sozialräume und eine Dachterrasse. Im Bereich der Außenanlagen entsteht eine Stellplatzüberdachung mit zusätzlichen Ladesäulen für E-Autos. Alter Standort, modernste Standards. Daneben steht auch die Sanierung des aktuellen Fabrikgebäudes mit ruhrpöttischem Industriecharme an, das man bislang als Hauptgebäude kennt. 1,20 Meter hoch hatte es bei der Flut im Wasser gestanden.

Spatenstich für die Firmen-Erweiterung in der Droste-Hülshoff-Straße: Mitglieder der Familie Beckmann, der Lokalpolitik und der Baufirma Borgers legen den Grundstein für die Beckmann-Erweiterung.
Spatenstich für die Firmen-Erweiterung in der Droste-Hülshoff-Straße: Mitglieder der Familie Beckmann, der Lokalpolitik und der Baufirma Borgers legen den Grundstein für die Beckmann-Erweiterung. © Michael Kleinrensing

„Dass wir jetzt an diesem Punkt stehen, ist schon unglaublich“, sagt Matthias Beckmann, der gemeinsam mit Bruder Christian und Schwester Julia Leicht (geborene Beckmann) den Familienbetrieb führt, der kurz nach der Flut eine weitere Welle erlebte: die der Hilfsbereitschaft. Tagelang malochten Freunde, Helfer und jene, die zu den Beckmanns stehen am Firmengelände in Eckesey. Sie alle schafften es, dass der Betrieb schon wenige Tage nach der Katastrophe wieder Service für Kunden anbieten konnte.

„Helden der Straße“ halfen in der Not

„Helden der Straße“ nannte Matthias Beckmann kurz nach der Flut diese Menschen, die trotz aller Katastrophe in der Stunde der Not sinnbildlich für das waren, was Hagen eben auch ausmacht. Die kurzen Wege, die schnellen Netzwerke, die Hilfsbereitschaft. In Eckesey, in Hohenlimburg und im Volmetal erlebten Menschen, Vereine oder Firmen diese Solidarität.

Die Animation zeigt, wie das neue Firmengelände in Zukunft aussehen soll.
Die Animation zeigt, wie das neue Firmengelände in Zukunft aussehen soll. © Seat Beckmann

Die Familie Beckmann ist seit fast 40 Jahren an dem Standort in Hagen-Eckesey stark verwurzelt und bietet die Marke Seat seit 1994 an. Was – ohne despektierlich zu sein – als geschätzte Hinterhofwerkstatt für Unfallwagen begann, ist heute ein etabliertes Stück Hagener Mittelstand. Gleich zwei wichtige Faktoren sind nun, angesichts der nächsten Erweiterung, entscheidend. Die Rückkehr von Julia Leicht in die Firma, die laut Matthias Beckmann entscheidendenden Einfluss auf die strategische Ausrichtung für die Zukunft hat, aber auch bei der Bewältigung der Flutkatastrophe hatte. Und die Partnerschaft zu Cupra. Der Autobauer glaubt an den Standort in Eckesey.

Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück

Das Thema Elektromobilität wird dort noch einen größeren Raum erhalten. Unter anderem in Form einer eigenen „E-Werkstatt“.

Dass der Neubau quasi auf einer Freifläche im Überflutungsgebiet realisiert wird, ist den Beckmanns bewusst. Die Familiengeschichte – einen Beckmann’schen Hof hat es bereits im 17. Jahrhundert in Eckesey gegeben – zeige, dass derartige Katastrophen etwa alle 100 Jahre geschehen würden. Baulich, so sagt Matthias Beckmann, seien Vorkehrungen getroffen worden, eine erneute Überschwemmung zu verhindern. Er ordnet aber auch ein, dass es nicht die überlaufende Volme gewesen sei, die die Firma geflutet hätte, sondern die quasi überlaufenden Kanäle in dem Bereich.