Eckesey. 200 Autos hat die Sintflut im Autohaus Beckmann in Hagen-Eckesey zerstört. Die Mitarbeiter kamen zum Glück mit dem Leben davon.

An wirtschaftlichen Schreckensmeldungen mangelt es nach der Jahrhundertflut in Hagen wahrlich nicht. Doch was das Hochwasser im Autohaus Beckmann angerichtet hat, setzt allem die Krone auf: 200 Autos, darunter rund 170 Neuwagen, wurden zerstört und müssen verschrottet werden. „Das Lebenswerk unserer Eltern ist dahin“, sagen die Geschäftsführer Christian (35) und Matthias Beckmann (32).

Das Seat-Autohaus, das die Eltern vor 36 Jahren gründeten, liegt in Eckesey direkt am Ufer der Volme. Am 14. Juli schwoll der Fluss an zu einem braunen, breiten Ungeheuer. Um 16 Uhr an jenem Tag wurden in der Werkstatt noch Autos angeschleppt, die der Starkregen in Holthausen beschädigt hatte. Um diese Zeit trat Matthias Beckmann ans Ufer, weil er gehört hatte, dass der Fluss bedrohlich ansteigen könnte: „Die Volme führte enorm viel Wasser, aber was noch kommen sollte, war nicht abzusehen.“

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Drei Stunden später war bei Beckmanns selbst nichts mehr so, wie es sein sollte. Die Volme rauschte die Droste-Hülshoff-Straße hinunter und überflutete halb Eckesey, zweieinhalb Meter hohe Fontänen schossen aus den Gullydeckeln.

Überflutung löst Kurzschluss an

15 Angestellte des Autohauses, die zuvor noch versucht hatten, wenigstens einige Autos in Sicherheit zu bringen, flüchteten ins Gebäude. Die Türen ließen sie auf Anweisung von Matthias Zimmermann einen Spaltbreit auf, damit der Druck auf die Außenwände nicht zu groß wurde. „Wir haben das Autohaus kontrolliert absaufen lassen, aber immerhin sind die Scheiben nicht geborsten“, berichtet Beckmann.

Schließlich stand das Wasser knapp eineinhalb Meter hoch im Autohaus und auf dem Firmengelände. Wie von Geisterhand begannen zahlreiche der schwimmenden Autos zu blinken, Airbags schossen heraus, Heckklappen öffneten sich – eine Folge der überfluteten Elektrik, was einen Kurzschluss nach dem anderen zur Folge hatte.

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Inmitten dieses surrealen Spektakels nahm Matthias Beckmann seine Mutter Martina an der Hand und leitete sie durch das brusthoch dahinströmende Wasser: „Wir haben uns alle an den Händen gehalten, sonst hätte uns die Flut umgerissen.“ Schließlich erreichten alle 15 Beschäftigten glücklich Beckmanns Wohnung in der Schillerstraße, wo sie verschnaufen konnten. Sie waren mit dem Leben davon gekommen.

Riesiger materieller Schaden

Umso höher ist der materielle Verlust. Beckmann schätzt allein den Wert der 200 zerstörten Autos auf 3,5 bis 4 Millionen Euro. Hinzu kommen die Hebebühnen, die Bohrmaschinen, das Werkzeug, die Computer: „Es ist wirklich alles kaputt.“ Menschen, die nicht in Eckesey wohnten, könnten sich überhaupt keine Vorstellung vom Ausmaß des Schadens machen. Noch jetzt kämen bisweilen Bewohner der benachbarten Boelerheide nach Eckesey und ständen erschüttert vor der Auswirkungen der Katastrophe: „Ich hoffe, dass Eckesey am Ende des Tages bei all den Hilfsaktionen nicht vergessen wird.“

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Die unermüdlich zupackenden freiwilligen Helfer und die Mitarbeiter von Entsorgungsbetrieb und Mark-E sind für Christian und Matthias Beckmann die „Helden der Straße“. Die Brüder sind beide bei der Freiwilligen Feuerwehr in Eckesey und strahlen trotz der Katastrophe unerschütterliche Tatkraft aus: „Mein Bruder ist ein Macher, deshalb geht es hier mit dem Aufräumen auch so voran“, sagt der ältere Christian, der in der Flutnacht mit seiner Familie aus dem Campingurlaub nach Hause brauste.

Ein Problem haben Beckmanns mit Plünderern, die sich nachts auf das Gelände des Autohauses schleichen und Radkappen und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, entwenden wollen. Doch auch diese schäbigen Zeitgenossen sollen nicht verhindern, dass Christian und Matthias Beckmann das Lebenswerk ihrer Eltern wieder aufbauen und fortsetzen wollen. . .

Auch andere Autohäuser in Hagen betroffen

Die Sintflut hat auch das Autohaus Gottfried Schultz (VW, Audi) am Vorhaller Kreisel hart getroffen. Rund 50 Fahrzeuge sind überschwemmt worden und haben Totalschaden erlitten, berichtet Center-Leiter Marc Ottmann: „Auch beide Ausstellungsräume sind zerstört.“ Der Schaden gehe in die Millionen.

Bis tief in die Flutnacht hinein hätten Mitarbeiter noch Fahrzeuge aus dem unteren ins höher gelegene Firmengelände gebracht und somit vor dem Wasser gerettet.

Trotzdem wolle man nicht jammern, so Ottmann: „Wir haben letztlich nur Sachschaden erlitten. Mit Geld, Zeit und Mühe kann das wieder gutgemacht werden.“

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Das Unternehmen stellt allen Autobesitzern in Hagen, die durch das Hochwasser ihr Fahrzeug verloren haben, bis zu 30 Tage lang einen Ersatzwagen zur Verfügung.

Relativ glimpflich kam dagegen das Fiat-Autohaus ARO an der Eckeseyer Straße davon. Inhaber Arnd Rößler ließ gerade noch rechtzeitig an die 50 Autos in Sicherheit bringen und auf dem Gelände des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) bzw. an der Fuhrparkstraße abstellen: „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Lediglich fünf Autos habe man nicht mehr retten können.