Hagen. Katrin Schleheck aus Hagen ist eine der ersten Erzieherinnen, die sich in der Berufsschule auf eine Führungsposition im Kindergarten vorbereiten.
Als eine der ersten Berufsschulen in Nordrhein-Westfalen bietet das Käthe-Kollwitz-Kolleg in Hagen den Ausbildungsgang Sozialmanagement an. Die neue Bildungsmaßnahme richtet sich an Erzieherinnen (und natürlich auch an Erzieher), die sich für Führungsaufgaben qualifizieren, sprich: die Leitung eines Kindergartens übernehmen wollen. „In den nächsten Jahren steigt der Personalbedarf in den Tagesstätten enorm an, auch und gerade auf Führungsebene“, berichtet Carolin Schwibbe, Bereichsleiterin der Fachschule für Sozialpädagogik am Kollwitz-Kolleg.
Die Weiterbildung zur Sozialmanagerin unterscheidet sich gravierend von den klassischen Kompetenzen einer Erzieherin. Nicht mehr pädagogische Aspekte stehen im Vordergrund, sondern vor allem betriebswirtschaftliche Aufgaben wie Controlling, Rechnungswesen, Personalführung oder Organisation.
Katrin Schlehede eine der ersten Absolventinnen
Von einer Kita-Leitung wird heutzutage auch erwartet – zumal wenn die Einrichtung in einem sozialen Brennpunkt liegt –, dass sie um die häufig prekären Lebensverhältnisse der Familien weiß, Verständnis für unterschiedliche Kulturen aufbringt, alltagsintegrierte Sprachförderung und Inklusion in ihrem Kindergarten verankert. „Das sind große Managementaufgaben, die man nicht nebenbei erledigen kann“, beschreibt Dirk Hannusch, Abteilungsleiter für Tagesbetreuung im städtischen Fachbereich Jugend und Soziales, das Aufgabenspektrum.
Während die meisten Mitschüler zum Studium an eine Universität wechselten, entschloss sich Katrin Schleheck vor zehn Jahren, eine Ausbildung als Erzieherin zu beginnen. Sie fand eine Stelle im Kindergarten am Heigarenweg in Fley, wo sie inzwischen zur ständigen stellvertretenden Leiterin aufgestiegen ist. Irgendwann möchte die 28-Jährige den nächsten Schritt wagen: „Es liegt mir, Abläufe zu organisieren und Strukturen zu erarbeiten. Und es ist auch mein persönliches Ziel, einst einen Kindergarten zu leiten.“
Unterricht findet nachmittags statt
Da kam ihr die neue Weiterbildung am Kollwitz-Kolleg gerade recht. Katrin Schleheck ist eine der ersten Absolventinnen des auf anderthalb Jahre angelegten, berufsbegleitenden Lehrgangs, der 600 Stunden umfasst und jeweils spätnachmittags oder abends stattfindet. Zweimal pro Woche wird die Erzieherin nach der Arbeit wieder die Schulbank drücken und sich mit Organisationsentwicklung, Personalmanagement, Rechnungswesen und Sozialrecht beschäftigen. „Das ist sicherlich eine Herausforderung für mich, aber zugleich eine sehr bereichernde Abwechslung.“
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Eine mindestens dreijährige Berufserfahrung ist Voraussetzung für einen Platz in dem neuen Ausbildungsgang, der aber auch für Erzieherinnen, die die 50 schon überschritten haben, in Frage kommt. Die Weiterbildung ist kostenlos und dürfte schon aus diesem Grund eine gefragte Alternative zu den oft teuren Lehrgängen privater Anbieter sein.
Hoher Bedarf an Führungspersonal
Der Bedarf an Führungspersonal in den 105 Hagener Kindergärten steigt, da aus Altersgründen viele Leiterinnen vor dem beruflichen Abschied stehen. Außerdem sollen in den nächsten Jahren aufgrund der rasant steigenden Kinderzahl in Hagen 17 weitere Einrichtungen gebaut werden: „Und dafür brauchen wir qualifiziertes Personal; Menschen, die für diesen Beruf brennen“, so Hannusch.
Die Bezahlung ist, entgegen eines verbreiteten Vorurteils, durchaus angemessen. Eine Erzieherin im ersten Berufsjahr verdient rund 2930 Euro; wer es bis zur Leitung einer großen Tagesstätte schafft, erhält ein Grundgehalt von 4025 Euro. „Und die Aufstiegsmöglichkeiten und damit die Verdienstchancen sind groß“, betont Hannusch.
Für Erzieherinnen wie Katrin Schleheck ist das ein zusätzlicher Anreiz, die Weiterbildung zur Sozialmanagerin in Angriff zu nehmen und neben der erfüllenden Arbeit mit kleinen Kindern aus ganz anderer Perspektive auf die Geschehnisse in einem Kindergarten zu blicken: „Es ist ein unheimlich aufregender und spannender Beruf. Das passt einfach zu mir.“
Daten und Fakten zum Weiterbildungslehrgang
Der Aufbaubildungsgang Sozialmanagement ist auf anderthalb Jahre angelegt und schließt mit der theoretischen Ausarbeitung, praktischen Durchführung und Präsentation eines Projektes ab. Ausbildungsziel ist der Erwerb von Leitungskompetenz, die Entwicklung eines authentischen Führungsstils und die Fähigkeit, unter Berücksichtigung von marktwirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen eigene Gründungsideen zu entwickeln.
Voraussetzung für die Aufnahme ist eine abgeschlossene Berufsausbildung als Erzieher/in und eine mindestens dreijährige, einschlägige Berufserfahrung.
Der Unterricht findet in Präsenz sowie in Form selbstorganisierten Lernens statt. Der Präsenzunterricht findet dienstags zwischen 15.45 und 20.35 Uhr statt, das selbstorganisierte Lernen mittwochs zwischen 15.45 und 19.05 Uhr.
Näheres am Kollwitz-Kolleg: Tel. 39570.