Hagen. Das Emil-Schumacher-Museum in Hagen will sich breiter aufstellen. Demnächst ist eine Ausstellung über den schrillen Modeschöpfer Hafri zu sehen.

Die Ausstellung fällt aus dem Rahmen. Es geht um Mode, Zeitgeist und um den bekannten Couturier Hanns Friedrichs, der in Hagen und Düsseldorf für Schlagzeilen sorgte. Das Emil-Schumacher-Museum widmet dem „Dior des Ruhrgebiets“ eine eigene Werkschau. Über „Hafri“, wie der Modeschöpfer von Kundinnen und Kollegen genannt wurde, wird im Oberlichtsaal eine große Ausstellung, die ab Ende August laufen soll, präsentiert.

„Bis dahin sind es zwar noch ein paar Monate hin, doch für ein richtig gutes Gelingen der Werkschau bin ich auf die Mithilfe der Hagener angewiesen“, unterstreicht Rouven Lotz. Der Museumsdirektor hofft auf rege Unterstützung seitens der Bürger, „ich würde mich über alte Fotos, Videos, persönliche Erinnerungen und natürlich besonders über Original-Hafri-Kleidungsstücke freuen.“

+++ Lesen Sie auch: Hagen: Öko-Designer Prakash produziert für Luxusmarke Chloé

Der Name „Hafri“ ist sicherlich vielen und gerade älteren Hagenern noch ein Begriff. Hanns Friedrichs wurde 1928 in Dresden geboren, lebte dann als Modemacher in Hagen und zog später nach Düsseldorf, wo er 2012 auch starb.

Bekanntheit und Ruhm verblassen

Doch während Hanns Friedrichs in Düsseldorf, wo er als der „Dior vom Rhein“ betitelt wurde, noch heute in lebendiger Erinnerung zu sein scheint, verblassen seine Bekanntheit und sein Ruhm in Hagen immer mehr. „Im Stadtmuseum Düsseldorf findet man noch heute reiche Bestände seiner Schneiderkunst und erinnert sich nicht zuletzt wegen seines Engagements im rheinischen Karneval an ihn, doch in Hagen gerät ,Hafri‘ inzwischen immer mehr in Vergessenheit. Dabei war er eine echte Hagener Persönlichkeit, ein erfolgreicher Couturier und ein mittelständischer Handwerker und Unternehmer, und deshalb möchte ich mit einer Modeausstellung an ihn erinnern“, betont Rouven Lotz.

+++ Lesen Sie auch: Hagen: Neues Parkgebühren-Konzept irritiert Kaufhof-Kunden

Außerdem gebe es zeitliche Parallele zwischen Hanns Friedrichs und Emil Schumacher (1912-1999), „beide sind in der Nachkriegszeit groß und später sehr erfolgreich geworden“, so der Museumsleiter.

Seminare beleuchten den Couturier und sein Schaffen

Die Ausstellung „Hanns Friedrichs – Dior des Ruhrgebiets“ ist als Kooperationsprojekt angelegt. „Gemeinsam mit Studierenden der Technischen Universität Dortmund, die das Seminar für Kulturanthropologie des Textilen besuchen, werden wir einen Blick auf ,Hafris‘ Werk als Modedesigner werfen“, erläutert Rouven Lotz. So würden drei Seminare, die den Couturier, sein Leben und sein Schaffen beleuchten, an der TU angeboten, „die Inhalte und Ergebnisse fließen dann in die Ausstellung ein“.

Dieses Foto von 2003 zeigt Hafri mit zwei Models.
Dieses Foto von 2003 zeigt Hafri mit zwei Models. © Rainer Schimm/MESSE ESSEn

Und Petra Holtmann vom Ardenku-Verlag fungiert als Beraterin und vielleicht auch Kuratorin, „in dem von ihr verlegten Hagenbuch 2013 stößt man zum Beispiel auf einen interessanten Artikel von Katja Stromberg, der den Titel ,Kleider aus Hagen und Düsseldorf‘ trägt“, sagt Lotz.

Vater kümmerte sich um die Buchhaltung

Rückblick: Hanns Friedrichs zog mit seiner Familie 1948 zu Verwandten nach Hagen, 1949 machte er sich unter dem Firmennamen „Hafri-Modell“ selbstständig. Sein Vater kümmerte sich um die Buchhaltung, seine Mutter unterstützte ihn im handwerklichen Bereich. Anfangs war sein Atelier an der Fleyer Straße zu finden, später zog er in das „Weinhaus Bettermann“ am heutigen Emilienplatz. „Hanns Friedrichs war ein Mittelständler im Handwerk, der zeitweilig über 60 Mitarbeiterinnen hatte. Seine Kreativität wurde in Hagen und den Nachbarstädten anerkannt, so dass er zum ,Dior des Ruhrgebietes‘ aufstieg“, erinnert Rouven Lotz.

Interessantes Material über „Hafri“ gesucht

Wer interessantes Material über den Couturier Hanns Friedrichs (Hafri) für die Ausstellung, die am 28. August eröffnet wird und bis Ende 2023 im Emil-Schumacher-Museum läuft, beisteuern möchte, kann zu Museumsleiter Rouven Lotz per Email (hafri@esm.de) oder per Telefon (02331 – 30 60 066) Kontakt aufnehmen.

Die nächste Ausstellung, die im ESM läuft, trägt den Titel „Emil Schumacher – Ein Künstler des 20. Jahrhunderts und die Form seiner Zeit“. Die Werkschau, die am 3. April eröffnet wird und bis zum 7. August zu sehen ist, wurde angeregt von Einrichtungsgegenständen im Privathaus von Emil und Ulla Schumacher. Präsentiert werden herausragende Möbelentwürfe.

Ab dem 27. November heißt es im Kunstquartier dann „Emil Schumacher – Die Sammlung einer Hagener Familie“. Zu sehen sind Werke aus einer privaten Hagener Sammlung.

Später verlegte der lebensfrohe Paradiesvogel, der über Jahrzehnte den Modegeschmack seiner Zeitgenossinnen mitgeprägt hat, seinen Wohnort an den Rhein, wo er sich im Düsseldorfer Karneval und inmitten der feinen Gesellschaft wohl fühlte. Doch sein Atelier am Emilienplatz blieb zeitlebens seine Produktionsstätte; der Werkstatt in Hagen und seinen Mitarbeitern hier fühlte er sich stets verbunden.

Mit der Ausstellung möchte Rouven Lotz die angestrebte Neuausrichtung des Emil-Schumacher-Museums unterstreichen: „Ich will zeigen, dass die Bandbreite, was auch ein monografisches Kunstmuseum präsentieren kann, enorm ist.“