Hohenlimburg. Die Hohenlimburgerin Claudia Stemper kümmerte sich um den Efeu an der Hauswand. Doch der musste nun weichen – zum Frust der Mieterin

Die kräftige grüne Farbe des Efeus ist schön anzusehen. Er bietet vielen Tieren Schutz, wie kleinen Vögeln und auch Schmetterlingen. Da sind sich beide Parteien einig – was die Entfernung betrifft, jedoch nicht.

An drei Hauswänden angelte sich der Efeu hoch. Die Pflanze fängt meist erst Ende August an zu blühen und verfügt noch bis in den November über Nektar. Die doldenartigen Blüten sind gerade im Herbst für die Bienen eine wichtige Nahrungsquelle. Diese gibt es nun aber an dem Mehrfamilienhaus, wo Claudia Stemper wohnt, nicht mehr. Sie ist Biologin und hat sich seit dem Einzug vor mehr als 30 Jahren um die Bepflanzung des Hauses gekümmert.

„Als ich eingezogen bin wehten mir förmlich die Brennesseln ins Fenster. Die Leute schmissen sogar den Abfall in das Gestrüpp“, erinnert sich Stemper. „Also nahm ich es selbst in die Hand und pflanzte mit den Hausansässigen Blumen und den besagten Efeu. All die Mühe, Zeit und das Geld, das wir hier rein gesteckt haben, ist nun weg.“

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Erklärung gewünscht

Das Wohnhaus gehört dem Hohenlimburger Bauverein. Vor knapp zwei Monaten seien Gartenarbeiter gekommen und hätten den Efeu an den Hauswänden gestutzt. „Da habe ich mir nichts weiter bei gedacht – nur an der Ostseite blieb es beim Schnitt“, sagt Stemper. Die Aktion sei vom Eigentümer nicht angekündigt worden.

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Bei der Entfernung des Efeus kam dann ein Hubwagen zum Einsatz. Zwei Tage habe man die Pflanze weggeschnitten und dann war die Wand kahl. „Das sind doch unnötige Kosten – dann hätte es direkt abgerissen werden können.“ Für die Biologin ist es unverständlich, warum der Efeu weichen musste. Feuchtigkeit in den Wänden hält sie für unwahrscheinlich. Nach Ansicht der Hausbewohnerin würde Efeu nicht dort wachsen, wo Feuchtigkeit sei.

Grüne Rathausfassade geplant

„Ich verstehe es einfach nicht“, sagt sie und verweist auf die geplante Begrünung für die Fassade am Rathaus Hohenlimburg. Eine Maßnahme zum Klimaschutz, die im Bezirk nachgewiesen werden muss, um eine Chance auf „Insek“-Fördermittel zu bekommen. „Hohenlimburg soll grüner gestaltet werden und dann wird das Grün an unserem Haus entfernt. Aus meiner Sicht ist es nicht nachvollziehbar und eine Erklärung für den Abriss haben wir immer noch nicht“, sagt Stemper.

Schreiben an Hohenlimburger Bauverein

Um eine Antwort zu bekommen, verfassten die Anwohner ein Schreiben an den Hohenlimburger Bauverein. Auf Anfrage betont Ulrich Schulze-Witteborg, Vorstand des Bauvereins, das Schreiben sei am 27. Januar verfasst worden, jedoch erst am 3. Februar beim Bauverein eingegangen. Coronabedingt könne man Anfragen nur mit einem gewissen Verzug beantworten. „Ich verstehe, dass der Efeu optisch schön an dem Mehrfamilienhaus aussah“, sagt Schulze-Witteborg, „jedoch hat er einen erheblichen Schaden verursacht. Der Efeu wurde zum Schutz des Gebäudes entfernt.“

Zudem habe es Anzeichen dafür gegeben, dass ein Zusammenhang zwischen der Bewachsung und der Feuchtigkeit an der Hauswand besteht. Des Weiteren müsse auch das Verkehrswohl beachtet werden. „Dies kann von dem Efeu bei stärkeren Stürmen beeinträchtigt werden.“

Grünflächen gepflanzt

Noch sind die Wurzeln des Efeus vorhanden. Es ist also möglich, dass er in den kommenden Jahren nachwächst. Vorgesehen ist dies aber nicht. „Das Haus soll in den nächsten zwei bis fünf Jahren saniert werden. Da ist eine Neubepflanzung ungünstig, sie müsste zwangsläufig zum gegebenen Zeitpunkt wieder entfernt werden“, erklärt Schulze-Witteborg.

Zugleich betont er, der Natur- und Tierschutz liege dem Hohenlimburger Bauverein sehr am Herzen. Man habe daher mehrere Grünflächen und Blumenwiesen zu Gunsten von Bienen und anderen Insekten angelegt.