Breckerfeld/Hagen. Der Werkstatt-Mord von Breckerfeld: Im Angesicht des mutmaßlichen Täters trat nun die Witwe in den Zeugenstand. Die Einzelheiten.

Für die Frau (56), die ganz in schwarz gekleidet den Schwurgerichtssaal betritt, muss dies ein unvorstellbar schwerer Gang sein. Sie ist die Witwe des getöteten Breckerfelder Autowerkstatt-Besitzers (57) und nimmt auf dem Zeugenstuhl Platz. Gerade mal zwei Meter von dem Angeklagten (20) entfernt, der jetzt mit gesenktem Kopf zu Boden starrt – und ihren Ehemann mit 23 Messerstichen getötet haben soll.

Ständig Schubladen auf und zu gemacht

An dem Tag, als der Angeklagte seinen Probearbeitstag in der Kfz-Werkstatt hatte, war auch die Frau des Chefs im Büro der Firma anwesend. Erst eine Stunde später als vereinbart sei er zur Arbeitsaufnahme im Reparaturbetrieb an der Egenstraße erschienen und auch sonst hätte er in den wenigen Stunden, die er dort anwesend war, ständig Schubladen auf und wieder zu gemacht und andauernd Kaffee getrunken. Auch sei er regelmäßig aus der Halle nach draußen gegangen, um eine Zigarette zu rauchen.

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„Wie lange ging das so?“, fragt die Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen. Und die Zeugin antwortet: „Die ganze Zeit. Bis nachmittags.“ Die Richterin hakt nach: „Hat er überhaupt mal was Sinnvolles gemacht?“ Betretenes Schweigen.

Kollegin im Dienst bestohlen

„Er hat die ganze Zeit heimlich Zigaretten von einer Mitarbeiterin genommen“, erinnert sich die Zeugin, „und, als er dafür zur Rede gestellt wurde, erklärt, das sei ein Versehen gewesen.“ Gegen 16.30 Uhr wären sie und ihr Mann sich einig geworden: „Arbeitskollegen zu beklauen, das sei ja wohl das Letzte.“

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So war es eine beschlossene Sache, den Probearbeitstag ganz schnell zu beenden und den Angeklagten am nächsten Tag nicht mehr wiederkommen zu lassen. Als ihr Mann das dem Probearbeiter mitgeteilt habe, hätte dieser sich wütend mit einem Riesenhammer vor ihm aufgebaut: „Ich hatte da schon schlimmste Befürchtungen, dass er was damit machen würde“, sagt die Frau mit zittriger Stimme, „doch dann hat er den Hammer fallen lassen.“

Immer wieder bricht die Zeugin während ihrer Aussage in Tränen aus, mehrmals erleidet sie Weinkrämpfe. Es ist schmerzlich, sich vor Gericht an diesen 6. Juli erinnern zu müssen. Den Tag, an dem sie kurz vor Mitternacht zur Witwe werden sollte.

Seelisches Leid in der Familie

Über ihre Anwältin Lena Geppart (Kanzlei Schmale, Gevelsberg) haben die drei Hinterbliebenen des getöteten Werkstattbesitzers, die Ehefrau und ihre beiden Kinder, im Strafverfahren einen Antrag auf Zahlung von Hinterbliebenengeld gestellt: 20.000 Euro für jeden. Denn aufgrund des Todesfalles sei erhebliches seelisches Leid in der Familie entstanden. Das Verfahrne wird fortgesetzt.