Hagen-Hohenlimburg. WP-Mitarbeiterin Frauke Höller berichtet über ihren positiven Coronaschnelltest und welche Sorgen ihr zuerst durch den Kopf gingen.
Packung auf, Stäbchen in die Nase, in der Flüssigkeit umrühren, auf den Teststreifen tröpfeln – und warten. Nach 15 Minuten: Zwei Streifen. Zwei dicke rote Streifen. Und jetzt? Ende vorletzter Woche lag auf meinem Schreibtisch in Hagen-Hohenlimburg ein positiver Coronaschnelltest. Was mir zuerst in den Kopf stieg: Die Sorge, jemanden angesteckt zu haben. Und Überforderung – was muss ich jetzt eigentlich machen? Zig Mal habe ich mir diese Situation vorgestellt, jeden Tag, bei jedem Test, ohne genau zu wissen, wie ich wirklich vorgehen muss. Ein persönlicher Bericht.
Ruhe bewahren. Als ich den positiven Schnelltest in der Hand hielt, war das erste, was ich getan habe, meine Mitmenschen, die ich in den letzten Tagen getroffen habe, zu kontaktieren. Es gibt unterschiedliche Empfehlungen, wie weit rückwirkend man seine Mitmenschen informieren soll.
Besonders wichtig dabei sei es, die Menschen zu kontaktieren, die man ohne Maske oder mit Abstand getroffen hat. Gesagt, getan – Papa aus der Dienstbesprechung klingeln, meine Mitbewohnerin aus dem Schlaf vom Nachtdienst holen und meinen Professor von der Uni kontaktieren, den ich für eine Besprechung kurz vorher getroffen habe. Das war (besonders bei besagtem Professor) ein wirklich unangenehmes Gefühl, Vorsicht und Verantwortung sollte an dieser Stelle aber überwiegen.
Das Internet durchforstet
Als nächstes durchforstete ich das Internet nach weiteren Schritten. Ich wusste: Ein PCR-Test war die nächste Maßnahme für Gewissheit. Also kontaktierte ich meinen Hausarzt, der mir zum Glück anbot, direkt für einen Test vorbeizukommen. Das ging in meinem Fall also schnell und problemlos, ist aber nicht selbstverständlich. Denn Labore, Praxen und Testzentren sind angesichts der Omikron-Welle aktuell maßlos überfordert. Auch deshalb informierte mich mein Arzt bereits während der Testung, dass ich mein Ergebnis wohl erst drei Tage später erhalten würde – und so war es auch. Ab dem Moment des PCR-Tests gilt dann auch die Pflicht zur häuslichen Quarantäne.
Zum Verlauf der Krankheit: Mir ging es verhältnismäßig gut. Vier Tage lang hatte ich Erkältungssymptome – Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen, aber sehr milde.
Seit November bin ich dreifach geimpft und dankbar, dass die Impfungen dazu beigetragen haben, dass mein Verlauf kein schlimmer geworden ist. Ich lag also nicht nur krank im Bett. Als ich wusste, dass ich mindestens eine Woche zuhause bleiben musste, habe ich mir eine To-Do-Liste mit Dingen geschrieben, die ich (schon ewig) tun wollte – die Küchenschränke putzen, meine Pflanzen abduschen oder die letzte Hausarbeit für meinen Uni-Abschluss abgeben.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Quarantäne für Infizierte - das sind die Regeln
Nach drei Tagen war die Liste abgearbeitet und ich kann sagen: Irgendwann ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Ich kann es nicht gut ab, stundenlang jeden Tag vor dem Fernseher zu hocken, brauche aber auch nicht jeden Tag das Badezimmer neu zu putzen. Ich denke, dass eine gewisse Mischung aus Ruhe (der Körper muss schließlich immer noch gegen ein Virus kämpfen) und Betätigung sinnvoll sind.
Das ist aber nur auf meine Erfahrung gemünzt und kann natürlich je nach Person und Krankheitsverlauf auch völlig anders aussehen. Da ich seit November dreifach geimpft bin, hat sich meine Quarantäne auf sieben Tage beschränkt, insofern ich keine Symptome mehr hatte und einen offiziellen (also im Testzentrum) negativen Schnelltest vorweisen konnte. Neun Tage und zig Schweißausbrüche später erschien endlich nur noch ein Streifen auf dem Schnelltest. Dann hieß es: Auf zum Testzentrum – und willkommen zurück in der Freiheit!
Viele Leute haben Dinge zu mir gesagt wie: „Besser du hast es jetzt als wenn das Wetter wieder schöner wird“ oder „Der Verlauf bei Omikron ist ja in der Regel nicht so schlimm.“ An solchen Sätzen hängt ein Fünkchen Wahrheit, die auch ich manchmal im Kopf getragen habe. Der Haken an der Sache ist nur, dass auch meine Infektion zu mehr Arbeit im Gesundheitsamt geführt hat. Und dass meine Infektion andere Menschen hätte einem Risiko aussetzen können (oder sogar ausgesetzt hat?) und so zu weiteren Krankheiten und Ausfällen hätte führen können.
Keine Schuld an der Pandemie
Das bedeutet nicht, dass ich mich fühle, als sei ich an der aktuelle Pandemie-Lage mitschuldig. Das nehme ich mir raus, zu behaupten, auch ohne Virologin zu sein. Aber ich glaube, dass in dieser Zeit zwei Dinge wichtig sind: Erstens: Wir tragen die Verantwortung für ein gewissenhaftes Verhalten, aber keine Schuld an der Pandemie, insofern wir uns konform und solidarisch verhalten und Rücksicht nehmen. Zweitens: Wir dürfen aus unseren Meinungen zur Pandemie keine eigenen Fakten ableiten. Es ist unverzichtbar, Experten und Virologen zu vertrauen und Gehör zu schenken, um aus der Pandemie zu entkommen, sich impfen zu lassen und Maßnahmen zu befolgen, ohne sich die Arroganz herauszunehmen, man wüsste es besser als Medizin und Forschung Virologen haben bereits vor zwei Jahren nahezu exakt die Verläufe der Pandemie vorhersagen können. Aber wie sagte Christian Drosten so schön: „There is no glory in prevention“ – es liegt kein Ruhm in der Vorbeugung.