Hohenlimburg. Die Bezirksvertretung Hohenlimburg möchte, dass die Toilettenanlage am Markt an sechs Tagen pro Woche für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Ein unscheinbares Häuschen am Markt in der Hohenlimburger Innenstadt soll helfen, wenn der Harndrang der Bürger zu stark wird: So zumindest der Wille der Bezirksvertretung, die sich einstimmig dafür aussprach, die dortige Toilettenanlage sechs Tage die Woche für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit folgte das Gremium einem Antrag der Bürger für Hohenlimburg, die sich seit langem für ein „Stilles Örtchen“ in der Innenstadt einsetzen, das von öffentlicher Hand gepflegt wird.

Oder besser gesagt: Eine Wiederbelebung. Denn vor Jahren wurde die letzte öffentliche Toilette in Hohenlimburg aufgrund von Spardruck geschlossen. Immer wieder komme es deshalb zu Beschwerden von Besuchern der Fußgängerzone.

Erster Anlauf verlief im Sande

Ein erster Anlauf der Lokalpolitik, doch bitte die Toiletten im Rathaus Hohenlimburg von außen sichtbar als öffentliche Toilette zu kennzeichnen, verlief bisher im Sande. Die Stadt verwies darauf, dass die Anlagen nur zu den Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich sind und daher nicht uneingeschränkt zur Verfügung stehen.

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Der jüngste Anlauf führt die Politik nun zu besagtem Häuschen am Marktplatz in der Hohenlimburger Innenstadt. Diese Toilette dient an Markttagen jeden Freitag als Anlaufpunkt, sollte plötzlich die Blase bei Besuchern, Händlern oder dem Marktmeister drücken. Für eine Pflege dieser Toilette von montags bis samstags gebe es aber keinen finanziellen Spielraum, so die Stadt.

In einem Leserbrief kritisiert Anwohner Werner Böcker die Reaktion. „Mittlerweile ist es so weit gekommen, dass sich – teilweise ältere – Mitbürger und auch Besucher nicht mehr in die Hohenlimburger Innenstadt „trauen“, da es außerhalb der Öffnungszeiten der Gastronomie keine Möglichkeit gibt, seine Notdurft ordnungsgemäß und gemäß des Umweltschutzes zu verrichten“, schreibt Böcker.

Gemischte Erfahrung bei Wirten

Nun ist es dieser Tage und Wochen wegen des schmuddeligen Wetters und der Pandemie gefühlt noch leerer als sonst schon auf dem Marktplatz in Hohenlimburg. Wer ansässige Gastronomen fragt, der hört nach mal mehr, mal weniger Bedarf für ein Klo. Manchmal fragten Leute nach, ob sie bei ihnen die Toilette nutzen könnten, sagt etwa Andreas Murr, Betreiber vom Café am Markt. Doch das käme eher selten vor. Anders daneben in der Kneipe Limmeg. „Bei uns fragen reichlich Leute nach“, berichtet Wirtin Beatrix Schötz. Mal seien es Erwachsene, mal Kinder auf dem Weg zur Schule, mal Ältere beim Spaziergang.

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Die Gastronomen vor Ort geben sich offen – wer fragt, darf natürlich die hauseigenen Toiletten nutzen. Allerdings wird die Gastfreundschaft nicht immer gewürdigt. Manch Toilettengänger hinterließ in der Vergangenheit ein verstopftes Klo, andere bedienten sich gleich am Interieur. „Früher hatte ich im Sommer Deo in der Toilette stehen – das war immer schnell weg“, so Limmeg-Betreiberin Beatrix Schötz. Auch Feuchttücher wurden von der Wand gerissen. Erfahrungen, die auch andere Gastronomen vor Ort gemacht haben. Entsprechend leise fällt das öffentliche Werben für die eigenen Anlagen aus.

Kosten für Nicht-Kunden: 50 Cent

Zumindest am Angebot scheitert es für – anständige – Toilettengänger in der Innenstadt nicht: Neben den Toiletten im Limmeg, dem Restaurant Olive und dem Café am Markt gibt es auch eine Toilette in den Bäckereien in der Fußgängerzone und im Glascafé am Bahnhof.

Die Toiletten sind zu den Öffnungszeiten, teils auch sonntags, zugänglich, und kosten Nicht-Kunden meist 50 Cent. Auch in der einst städtischen Toilettenanlage, die am Rathausplatz im Keller des Pavillons liegt, ist das Wasser nicht versiegt. Denn die Betreiberin vom Lenne-Backcafé darüber hält das Angebot aufrecht – nicht nur für Kunden. Die Tür zur Toilette ist verschlossen. Aber wer fragt, der bekommt auch den Schlüssel.