Breckerfeld. Der Polizei-Bezirksbeamte Jürgen Henning zieht nach einem Jahr in Breckerfeld ein erstes Resümee. Ein Blick auf seine Arbeit in der Stadt.

Neue Aufgaben, neue Stadt: Jürgen Henning (52) ist seit mittlerweile einem Jahr als Bezirksbeamter in der Hansestadt im Einsatz. Henning, der Mann mit eigenen Diensträumen und eigenem Streifenwagen, ist Breckerfelds Bezirksbeamter. Im Interview blickt er auf seine Arbeit und Aufgaben in der Stadt – und die Auswirkungen der Coronazeit.

Vor etwa einem Jahr haben Sie ihren Dienst in Breckerfeld angetreten – haben sich Ihre Erwartungen bislang erfüllt?

Jürgen Henning: Mittlerweile, mit der Einarbeitungszeit, bin ich schon seit einem Jahr als Bezirksbeamter in Breckerfeld tätig. Ich bin damals komplett ohne Erwartungen eingestiegen, habe mich aber auf die neuen Aufgaben gefreut. Es ist natürlich eine Umstellung zum Wach- und Wechseldienst, aber die Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut. Im Gegenteil: Ich fahre jeden Tag gerne zur Arbeit und meine Aufgaben hier machen mir Spaß.

Damals haben Sie gesagt: „Ich werde viele Kontakte knüpfen, beispielsweise zu den Kindergärten und den Schulen im Ort, ich will Ansprechpartner für die Menschen sein. Und ich werde eng mit der Verwaltung zusammenarbeiten.“ War das angesichts der Coronapandemie überhaupt möglich, oder mussten Sie neue Schwerpunkte setzen?

Ich habe bislang noch keinen Arbeitstag unter Nicht-Corona-Bedingungen erlebt. Das ist natürlich schade, weil auch der persönliche Kontakt manchmal ein wenig auf der Strecke bleibt. Viele Bürger habe ich bislang nur mit Maske kennengelernt, da fehlt die Mimik. Das ist nicht ganz so einfach. Aber: Ich pflege hier einen engen Kontakt zur Stadtverwaltung, den Schulen und den Kitas. Man hat sich mit der Situation arrangiert. Und die Hoffnung aller ist ja, dass bald wieder Normalität einkehrt.

Wie bewerten Sie aus Ihrer bisherigen Erfahrung die Sicherheitssituation in Breckerfeld?

Aus meiner bislang kurzen Zeit hier kann ich sagen: Die Bürger hier in Breckerfeld können sich sicher fühlen. Das zeigen auch die Kriminalitätsstatistiken und die geringe Zahl an Straftaten, die hier verübt wird. Gleichwohl kann man nie ausschließen, dass nicht doch etwas passiert

Kann beispielsweise eine junge Frau nachts allein durch Breckerfeld laufen?

Wie gesagt: Grundsätzlich können sich die Bürger sicher fühlen, ausschließen kann man jedoch nichts.

Ist die Arbeit nicht manchmal langweilig – gerade auch, wenn man alleine arbeitet?

Nein, langweilig ist mir nie. Im Streifendienst war der Dienst nie planbar, das ist im Bezirksdienst anders. Und wenn nichts geplant ist, dann bin ich draußen und zeige Präsenz.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus? Und gibt es bei Ihnen in Breckerfeld eigentlich auch Überstunden?

Zunächst liegt mein Fokus auf der Schulwegsicherung oder auf den verkehrsberuhigten Bereichen rund um die Kitas. Es geht dabei vorwiegend darum, Präsenz zu zeigen. Im Anschluss verschaffe ich mir im Büro einen Überblick über das Lagebild. Wenn es beispielsweise einen Einbruch gab, suche ich die Nachbarschaft auf und führe Ermittlungsarbeiten durch. Bei anderen Taten hole ich mir Unterstützung von Kollegen aus Ennepetal, weil die Kontrollen zu zweit durchgeführt werden müssen. Überstunden fallen in Breckerfeld selten an, wenn jetzt nicht kurz vor Einsatzschluss noch etwas Größeres passiert, wo Unterstützung gebraucht wird.

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Wo machen Sie Mittagspause?

Mittagspause mache ich meistens gar nicht – eher frühstücke ich nach der Schulwegsicherung. Mittagessen gibt es dann zu Hause.

Wo wir noch einmal auf die Schulwegsicherung zurückkommen: Wie oft drücken Sie bei solchen Einsätzen ein Auge zu (beispielsweise bei zu schnellem Fahren oder Verkehrsverstößen)?

Man entscheidet in solchen Fällen danach, was zielführend ist – eben mit dem Ziel, die größtmögliche Verkehrssicherheit zu erreichen. Ich werde entweder nach Hinweisen aus der Bürgerschaft tätig oder auf Eigeninitiative hin. Sollte ich beobachten, dass es in einem Bereich immer wieder Verstöße gibt, dann verständige ich bei zu schnellem Fahren den Verkehrsdienst in Wetter, der für die Geschwindigkeitskontrollen zuständig ist. Mein Fokus liegt also in solchen Fällen eher auf der Sensibilisierung und Aufklärung. Was nicht heißt, dass ich nicht auch mal Verwarngelder ausspreche. Aus dem richtigen Einsatzgeschehen werde ich weitestgehend rausgehalten – natürlich unterstütze ich aber Kollegen bei größeren Unfällen oder Lagen vor Ort.

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Sie besetzen das Büro ja alleine. Wer vertritt Sie, wenn Sie Urlaub haben oder krank sind?

Das übernehmen Kollegen vom Bezirksdienst in Ennepetal, mit denen ich eng zusammenarbeite.

Was war bislang der spektakulärste Fall für Sie?

Spektakulär kann ich so gar nicht sagen. Es ist ja eher ruhig hier in Breckerfeld. Schön ist für mich immer, wenn die Bürger meine Arbeit positiv wahrnehmen. Letztlich ist es ja das Ziel, Ansprechpartner für den Bürger vor Ort zu sein.

Gehen Sie privat in Breckerfeld spazieren, oder verbringen Sie nur dienstlich Zeit in der Hansestadt?

Hauptsächlich bin ich dienstlich hier unterwegs. Natürlich weiß ich aber auch um Breckerfelds schöne Natur und ausgezeichnete Wanderwege, die ich sicherlich noch testen werde.

Was halten Sie von dem Begriff Dorf-Sheriff?

Ich verbinde damit Positives. Für mich bedeutet der Begriff, dass der Kontakt in Breckerfeld persönlicher ist. Viele Dinge werden hier anders gehandhabt als in einer Großstadt. Das ist auch meistens gut so. Dementsprechend empfinde ich den Begriff Dorf-Sheriff als positiv.