Hagen. Höhere Investitionen in die Radverkehrsentwicklung in Hagen fordert die SPD-Ratsfraktion ein. 3,5 Millionen in zwei Jahren seien viel zu wenig.

Die angedachten Investitionen von 3,5 Millionen Euro in das Hagener Radwegenetz in den Jahren 2022/23 hält die SPD-Ratsfraktion für absolut unzureichend. „Mit solchen Trippelschritten werden wir in Hagen die ,Rote Laterne‘, die Oberbürgermeister Schulz zuletzt zum dritten Mal vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) überreicht bekam, kaum abgeben können“, kritisiert der Genossen-Fraktionschef Claus Rudel nicht nur Tempo und Volumen der Investitionen, sondern vor allem auch die Schwerpunktsetzungen.

Auch interessant

„Für uns stellt sich die Frage, welchen Sinn millionenschwere Investitionen in ein Freizeitareal wie das Hengsteyseeufer machen, wenn es von der Innenstadt aus nicht einmal sicher und bequem mit dem Rad zu erreichen ist“, erscheint dem SPD-Frontmann das Vorgehen der Stadtspitze nicht schlüssig. Zuletzt hatte Kämmerer Christoph Gerbersmann bei der Vorlage seines aktuellen Doppelhaushaltes 2022/23 unter anderem die Summe von 22 Millionen Euro für das Hagener Seeufer bis zum Jahr 2026 in den Raum gestellt. Dabei geht es nicht nur um die bereits begonnene Neugestaltung des Familien-Freibades in Hengstey mit der dazugehörigen Uferpromenade mit Beachclub, sondern ebenso um die Aufwertung des gesamten Abschnitts zwischen Hohensyburg und Hengsteyer Ruhrwehr mit Blick auf die Internationale Gartenbauausstellung 2027 (IGA 2027). Hier soll vor allem mit Hilfe von externen Fördergeldern der Hagener Freizeit-Magnet zeitgemäß aufgewertet werden.

Halbherziges Vorgehen

„Hier kann man dem ADFC nur beipflichten, wenn dieser kritisiert, dass halbherzig angegangene Radkonzepte eine Stadt wie Hagen bei diesem Thema nicht weiterbringen“, erwartet Rudel hier ein schlüssigeres und vor allem stringentes Vorgehen. Die Verkehrswende und insbesondere der Radverkehr in unserer Stadt müsse einen höheren Stellenwert einnehmen. „Mit Blick auf unsere Umwelt müssen wir als Kommune dafür sorgen, dass immer mehr Bürger gerne vom Auto auf den Bus oder das Rad umsteigen. Der ÖPNV muss ständig verbessert und Radwege müssen endlich in großem Stil gebaut werden.“

Zuletzt machte im März vergangenen Jahres die Fridays-for-Future-Bewegung vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise auf die Interessen der Fahrradfahrer in einer so autolastigen Stadt wie Hagen aufmerksam.
Zuletzt machte im März vergangenen Jahres die Fridays-for-Future-Bewegung vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise auf die Interessen der Fahrradfahrer in einer so autolastigen Stadt wie Hagen aufmerksam. © WP | Michael Kleinrensing

Dazu gehört in den Augen der SPD aber auch, dass die Autos Platz machen müssen für ein verbessertes Bus- und Fahrradangebot. Lkw-Durchfahrtsverkehre müssten aus der City herausgehalten und auf Durchgangsstraßen quer durch Wohngebiete ebenfalls Tempo 30 etabliert werden.

Teil der Innenstadt-Belebung

200 Seiten voller guter Ideen

Das Büro „Planungssocietät“ hatte vor etwa drei Jahren das mehr als 200 Seiten starke das Radverkehrskonzept für die Stadt Hagen präsentiert. Darin zeigten die Planer für ein Gesamtvolumen von etwa 20 Millionen Euro ihren Weg auf, wie Hagen ein attraktives und sicheres Radwegenetz anbieten könnte, mit dem man von Haupt-Fahrradachsen auf direktem Weg in jedes Viertel der Stadt kommt.

Dabei steht als konzeptionelles Ziel im Vordergrund: Radfahrer gehören in Hagen auf die Straße und nicht etwa auf Gehwege, wo sie sich den Platz mit Fußgängern teilen müssen. Wozu das führen kann, hat zuletzt der Pop-up-Radweg-Versuch in Haspe gezeigt, der angesichts des Protestes schnell wieder eingestellt wurde.

Die Umsetzung lässt allerdings in weiten Teilen noch auf sich warten. Selbst vom Umbau der Augustastraße in Wehringhausen, die sich eigentlich im vergangenen Jahr in eine Fahrradstraße verwandeln sollte, ist – sicherlich auch der Flutsituation geschuldet – bislang nichts zu sehen.

Dieses Projekt verschlingt gemeinsam mit dem Lückenschluss am Südufer des Harkortsees in Form des Volmebrückenbaus sowie die Optimierung der Anbindung des Bahnhofes zum Ruhrtal das meiste Geld.

Hier weitere Schlüsselprojekte des Radwegeausbaus:

- Umgestaltung der Bahnhofstraße als Hauptachse in die Innenstadt (investive Mittel 650.000 Euro).

- Deckensanierung der Hammerstraße und Ausbau des zweiten Bauabschnittes Enneperadweg (367.000 Euro).

- Neuanlage von Radfahrstreifen auf der Feithstraße und Prüfung von Alternativen (125.000 Euro).

- Enneperadweg zwischen der Kuhlestraße und Obere Spiekerstraße (900.000 Euro/1,9 Mio. Euro Gesamtsumme im Zuschussantrag).

- Lückenschluss Lenne-Radweg (erneut 1,74 Mio. Euro), hier sind planerisch die Weichen gestellt, es fehlt aber die Umsetzung.

Von solchen Maßnahmen, so die These der Hagener Sozialdemokraten, würde zugleich die durch Corona und Flut gebeutelte Innenstadt profitieren und neu belebt werden. Die Stadt müsse endlich damit beginnen, das Thema „Shoppen“ aus einem Guss mit mehr Grün, mehr Ruhezonen sowie mehr Aufenthaltsangeboten abseits der klassischen Gastronomie zu denken. Dazu gehörten eben eine Reduzierung des Individualverkehrs, um die Luftqualität zu verbessern und die Anbindung für Bus- und Fahrradnutzer zu attraktivieren. Hier würde die Finanzplanung des Oberbürgermeisters sowie des Kämmerers keinerlei klare Akzente setzen, erwartet die SPD hier nicht nur andere Prioritäten, sondern eine echte Offensive.