Hagen. Über die Sinnigkeit mancher Maßnahmen kann man streiten, aber wer das große Ganze in Frage stellt, hat nach 2 Jahren Pandemie nichts verstanden

Ich bin eine normale Hagener Bürgerin. Ich lebe und arbeite hier. Und das tue ich gerne. Diese Zeilen aber schreibe ich mit einem Kopfschütteln. Weil ich gerade zum zweiten Mal in meinem Leben auf einer Corona-Demo war (allerdings nur zwecks der Berichterstattung).

Ich bin bereits dreimal geimpft. Aus Überzeugung. Und ich halte mich an die Regeln. Seit Beginn der Pandemie. Weil ich weiß, dass es zum Wohle aller in dieser Stadt ist. Dann stehe ich auf dieser Corona-Demo, von den „Freiheitsliebenden Selbstdenkern“, wie sie sich nennen. Und ich werde angeschaut wie ein Alien. Weil ich die einzige bin, die eine Maske trägt.

Corona-Demo in Hagen: Diese Menschen haben wirklich nichts kapiert

Per Lautsprecherdurchsagen wird dazu aufgerufen, sich nicht „zu einer Impfung zwingen zu lassen“. Jubel und Applaus. Es wird dazu aufgerufen, gegen Corona-Regeln zu verstoßen und „mit so vielen Menschen wie man möchte“ Silvester zu feiern. Jubel und Applaus.

+++ Lesen Sie auch: Corona in Hagen – alle aktuellen Zahlen im Newsblog im Überblick +++

Unter diesen Umständen könnte man keinen Respekt vor der Polizei haben (die die Corona-Demos immer mit wachsamen Augen und Einsatzkräften begleitet). Und man solle bloß keine Angst vor diesem kleinen, unbedeutendem Virus haben, dass uns ja erst seit zwei Jahren beschäftigt. Diese Menschen haben wirklich nichts kapiert. Nichts.

Über Sinnigkeit einiger Maßnahmen kann man streiten, aber nicht über das große Ganze

Über die Sinnigkeit einiger Maßnahmen kann man sich sicher streiten. Aber wenn dann jemand die Pandemie überhaupt und die Sinnigkeit der Impfungen in Frage stellt, muss er sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass er dadurch das Leben anderer gefährdet.

Menschen sterben an diesem Virus, Familien verlieren Angehörige. Viele Erkrankte kämpfen mit Langzeitfolgen. Die Intensivstationen, Pflegekräfte und Krankenhäuser arbeiten schon seit langem am Limit. Und dann stellen sich Menschen in einen Park, halten Schilder hoch, auf denen „Diktatur pur“ steht. Und rufen dazu auf, sich nicht impfen zu lassen. Keine Angst vor diesem „kleinen Virus“ zu haben, der ja ohnehin ungefährlich ist.

+++ Lesen Sie auch: Corona in Hagen: So ist die Lage nach den Weihnachtstagen +++

Corona-Demo in Hagen lässt einen kopfschüttelnd zurück

Das lässt mich als Hagener Bürgerin wütend und kopfschüttelnd zurück. Keinem gefallen die Maßnahmen. Niemandem macht das Spaß. Ganz sicher nicht. Aber es wäre schön, wenn diese Menschen endlich eines kapieren würden: Alle müssen an einem Strang ziehen, um diese Pandemie endlich in den Griff zu bekommen.