Hagen. Nach den Angriffen auf Linienbusse in Hagen sind die Kinder unerkannt verschwunden. Die Fahrer haben Angst vor einem schweren Unfall.

Während viele Menschen während der Feiertage den weihnachtlichen Frieden genossen, spielten sich in Hagen zum wiederholten Male geradezu unwirkliche Szenen ab: Kinder attackierten Linienbusse im Stadtteil Wehringhausen, traten gegen die Karosserie und schleuderten Müllsäcke gegen die Kotflügel. Die Konsequenz: Die Hagener Straßenbahn AG stellte den Betrieb ein und steuerte die in der Wehringhauser Straße liegende Haltestelle Akku Hawker, an der es zu den Angriffen gekommen war, nicht mehr an.

„Leider hat es in diesem Jahr immer mal wieder solche Vorfälle gegeben“, sagte Dirk Thorbow, Sprecher des Hagener Busunternehmens: „Das war aber immer im Sommer. Jetzt haben wir das zum ersten Mal an kalten Winterabenden erleben müssen.“

Müllsäcke gegen die Busse geworfen

Am vergangenen Donnerstagabend berichtete der Fahrer der Linie 542 von sechs Kindern und Jugendlichen, die massiv gegen den Bus getreten hätten. Sie seien aber in der Dunkelheit nicht identifizierbar gewesen. Die Leitstelle wies die Fahrer aller folgenden Busse auf der Linie an, die Haltestelle nahe der Firma Hawker nicht mehr anzufahren, sondern stattdessen eine Umleitung zu nehmen.

An Heiligabend wurde der Streckentrieb allerdings auch an besagter Haltestelle wieder aufgenommen. Das ging gut bis zum ersten Weihnachtstag, an dem es abermals zu Ausschreitungen kam. „Kinder haben unsere Busse mit Müllsäcken beworfen. Ab 16 Uhr haben wir den Bereich deshalb wieder gemieden“, so Thorbow.

Ordnungsbehörden über Geschehnisse informiert

Die Straßenbahn AG setzte das Hagener Ordnungsamt, die Polizei und die Bezirksregierung in Arnsberg von den Attacken in Kenntnis. Von den kleinen Randalierern fehlt bislang allerdings jede Spur. „Die Kinder waren nicht auffindbar“, so Sebastian Hirschberg von der Polizei in Hagen.

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Sachschaden sei an beiden Tagen nicht entstanden. Die Frage ist ohnehin, ob die jungen Übeltäter, so man ihrer denn habhaft würde, zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Denn laut Strafgesetzbuch ist ein Kind schuldunfähig, wenn es bei Begehung der Tat noch nicht 14 Jahre alt ist. Würden Kinder erwischt, übergebe man sie an die Erziehungsberechtigten und führe mit diesen ein „sensibilisierendes Gespräch“, so Hirschberg.

Busfahrer haben Angst vor Unfällen

Die Busfahrer aber geraten durch die Attacken der Kinder in heikle Situationen. Größer als die Sorge, dass es zu ernsthaften Schäden an den Fahrzeugen kommt oder gar Fahrgäste verletzt werden könnten, sei die Gefahr, dass eines der den Bus angreifenden Kinder verletzt werden könnte. „Unsere Busfahrer haben verständlicherweise Angst, dass ein Kind unter die Räder kommt“, berichtet Thorbow: „Wenn so ein großes Fahrzeug umlagert wird und dann ausschwenkt, ist schnell etwas passiert.“

Deshalb habe man im Grunde gar keine andere Wahl, als die Haltestelle zu meiden. Diese Maßnahme werde aber in der Regel am Folgetag wieder aufgehoben, da es viele Fahrgäste gebe, die auf das pünktliche Erscheinen der Busse angewiesen seien. Neben der Linie 542 wird die Haltestelle Akku Hawker auch vom Nachtexpress 3 angefahren.

In der Wehringhauser Straße hatten sich in diesem Jahr des Öfteren ähnliche Szenen abgespielt. Kinder sollen teilweise absichtlich vor die Busse gesprungen sein oder rollende Einkaufswagen gegen anfahrende Busse geschubst haben. Auch zu Steinwürfen soll es schon gekommen sein. Einmal soll, so heißt es aus Busfahrerkreisen, ein Tischtennisschläger durch ein aufgekipptes Fenster geworfen worden sein.