Dahl. Die Stadt Hagen erwirbt das ehemalige Grundschulgebäude in Dahl. Dort sollen vorübergehend Schüler der Förderschule Gustav Heinemann einziehen.

Das ehemalige Grundschulgebäude in Dahl wird wieder zur Schule. Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Hagen hat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, das Gebäude von Winfried Bahn, geschäftsführender Gesellschafter der Hagener Unternehmensgruppe Optiker Gilde, zurückzukaufen. Einziehen soll dort im Sommer 2022 die Förderschule Gustav Heinemann. Nach Informationen unserer Zeitung beläuft sich der Kaufpreis auf 980.000 Euro. Der Beschluss muss noch vom Rat bestätigt werden.

Der Kauf der Immobilie, in der am 14. Juli 2010 der letzte Schultag war, verschafft der Stadt etwas Luft auf der Suche nach zusätzlichen Schulplätzen. Die Situation ist angespannt, die Zahl der Schüler in Hagen steigt und steigt, was vor allem an der Zuwanderung liegt. Die vorhandenen Kapazitäten werden bald nicht mehr ausreichen, um alle Kinder unterzubringen.

Schülerzahl in Hagen steigt weiterhin an

In diesem Jahr wurden exakt 1811 Jungen und Mädchen eingeschult. Eine ähnlich hohe Zahl an neuen Grundschülern wurde in Hagen zuletzt im Jahr 2008 (1762 i-Männchen) erreicht. Im Sommer 2015, wenige Monate vor Ausbruch der Flüchtlingskrise, gab es in Hagen lediglich 1398 Schulanfänger. Der tiefste Stand wurde 2013 mit 1359 Kindern erreicht.

In Dahl untergebracht werden sollen vier Klassen mit maximal 65 Schülern der Gustav-Heinemann-Schule aus Oberhagen, der einzigen Förderschule für geistige Entwicklung in Hagen. Auch diese Lehranstalt klagt über Raumnot, hat sie doch mit 246 Schülern einen neuen Höchststand zu verzeichnen. „Wir sind sehr zufrieden mit dieser Lösung, da wir kaum noch wissen, wohin mit all den Schülern“, freut sich Schulleiterin Verena Lange, die das Gebäude in Dahl in Augenschein genommen hat: „Es befindet sich in einem sehr guten Zustand.“

Tatsächlich hat Optik-Unternehmer Winfried Bahn, als er das Gebäude nach Aufgabe des Schulbetriebs vor elf Jahren erwarb, viel Geld in die Umgestaltung zu einem internationalen Therapeutenzentrum investiert. Nun benötigt er das Haus nicht mehr, der Schwerpunkt der Fortbildungen liegt inzwischen in München. Nach Auskunft der Stadt befindet sich das Gebäude in einem bezugsfertigen Zustand.

Auch Goldbergschule profitiert

Aber nicht nur die Gustav-Heinemann-Schule selbst profitiert von der Verlagerung. Die an der Franzstraße in Oberhagen frei werdenden Klassenräume können zukünftig von der Grundschule Goldberg genutzt werden, die ebenfalls aus allen Nähten platzt. Die Goldbergschule soll sogar eine zusätzliche Eingangsklasse bilden dürfen, was den Druck auf die Platznot im Bereich der Grundschulen ein wenig abmildern dürfte.

Die Stadt Hagen betrachtet den Umzug der 65 Heinemann-Schüler nach Dahl als Übergangslösung. Denn der Stadtrat hat den Neubau eines Schulgebäudes an Franzstraße beschlossen, wodurch sowohl die Heinemann- als auch die Goldbergschule mehr Raum erhalten sollen. Bis dieses Projekt realisiert ist, werden jedoch noch einige Jahre vergehen. „Und die müssen wir überbrücken, was mit den vorhandenen Raumressourcen in der Franzstraße nicht möglich ist“, so Horst Herrmann von der Stabsstelle für Schulentwicklungsplanung im Rathaus.

Neubauten können Bedarf nicht decken

Angesichts des zu erwartenden weiteren Anstiegs der Schülerzahlen ist davon auszugehen, dass auch die weiteren beschlossenen Neubauten (Terra 1 in Wehringhausen, Anbau Grundschule Henry van de Velde) nicht ausreichen werden, um den Bedarf zu decken. Zudem steigen die Schülerzahlen an allen Förderschulen.

Zumindest der Heinemann-Schule bietet sich in Dahl jetzt ein Ausweg an, stellte Nicole Pfefferer, Vorsitzende des Schulausschusses, fest: „Ich freue mich, dass diesmal eine Förderschule in den Genuss des schönen Gebäudes kommt.“ Denn was die Immobiliensituation angehe, würden die Förderschulen in Hagen sonst eher stiefmütterlich behandelt.