Hagen-Mitte. Warum Gastronom Frank Beckenbach die beliebte „Spinne“ in Hagen schließt und wie Pächter Wolfgang Schneider reagiert.

Die Traditionsgaststätte Spinne in der Hagener Innenstadt schließt Ende des Jahres. Nach knapp drei Jahren hat sich Frank Beckenbach dazu entschlossen, am frühen Abend des 31. Dezember das letzte Bier herauszugeben. Der Gastroberater und gleichzeitig „das bekannte Gesicht vor dem Tresen“ (Geschäftsführerin ist Maria Skrzoska) hat das Restaurant samt Kneipe mit viel Herzblut geführt, doch „nur durch Coronahilfen existieren zu können, macht wenig Sinn und erst recht keinen Spaß“, schüttelt der 60-Jährige traurig den Kopf.

Im Februar 2019 hatte Beckenbach das Gasthaus Spinne an der Hohenzollernstraße übernommen. Der Gebäudekomplex befindet sich im Besitz der Familie Klaus Rehpenning­, Pächter ist seit vielen Jahren Wolfgang Schneider, der den Betrieb an Wirte unterverpachtet.

Corona und Hochwasser

„Ich schließe aus wirtschaftlichen Gründen. In diesem Sommer hatte ich einen Umsatzrückgang von fast 50 Prozent“, sagt Frank Beckenbach. Den pandemiebedingten Lockdown habe er durch die Coronahilfen so eben wirtschaftlich überlebt, doch die Hochwasser-Katastrophe habe ihm den Rest gegeben. „Die Innenstadt war nach der Flut doch wie leer gefegt. Und noch immer sind die Parkhäuser der beiden Galerien geschlossen, sprich, es fehlen über 1200 Parkplätze in der City“, so der Spinne-Wirt.

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Außerdem würden Einkaufsmagnete wie Saturn und H&M, die normalerweise tausende Leute in die City locken würden, seit Monaten fehlen.

Seinen schlechten Umsatz erklärt Beckenbach auch durch den Sommer, der im Grunde keiner gewesen sei, „Juli und August waren eine Katastrophe, und mein Biergarten mit Platz für 120 Gäste war fast menschenleer“.

Unter Frank Beckenbachs Leitung war die Spinne weniger reine Kneipe (wie bei einigen seiner Vorgängern) als vielmehr Restaurant, „ich habe einen Speisenanteil an 75 Prozent“. Mit seiner gutbürgerlichen, rustikalen Küche spricht Beckenbach­ besonders ältere Leute an, „und gerade ältere Menschen waren und sind in der Coronazeit besonders vorsichtig und bleiben lieber zu Hause als auswärts essen zu gehen“.

Wenn Beckenbach den Umsatz von November 2019 mit jenem aus November 2021 vergleicht, verdüstert sich sein Gesicht: „Ich mache gerade mal noch ein Drittel des früheren Umsatzes.“

Um sein Personal macht sich der 60-Jährige keine Sorgen: „Meine Leute werden problemlos in anderen Restaurants oder Kneipen unterkommen, da bin ich mir sicher.“ In der Spinne sind derzeit vier Vollzeitkräfte und eine Teilzeitkraft im Einsatz, außerdem acht Aushilfen (450-Euro-Kräfte).

Und Beckenbach selbst? „Ich bin gelernter Erzieher und Heilpädagoge und in meinem Hauptjob selbstständig in der Jugendhilfe tätig“, erklärt der Hagener. Ob er sich aus der Gastronomie ganz verabschiede? „Ich schaue mal, was die Zukunft so bringt“, sagt Beckenbach.

Restaurant mit Empore hat 92 Innen- und 120 Außenplätze

Die Spinne hat derzeit sieben Tage die Woche geöffnet, die umsatzstärksten Zeiten sind freitagsabends und samstagsmittags.Im Restaurant samt Empore finden 92 Gäste Platz, im Biergarten 120.Die Kneipe Tubakeller im Souterrain der Spinne hat nur sporadisch an Wochenenden geöffnet (u.a. für Geburtstagsfeiern und 80er/90er-Jahre-Partys).Frank Beckenbachs Vorgänger in der Spinne war Klaus „Herbie“ Fritze. Er schloss als Geschäftsführer aus persönlichen Gründen an Neujahr 2019 den Gastro-Betrieb.

Für Spinne-Pächter Wolfgang Schneider steht fest, dass er die Spinne schnellstmöglich an einen neuen Wirt oder eine neue Wirtin unterverpachten möchte.

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„Der Vertrag mit Frank Beckenbach läuft regulär Ende Dezember 2021 aus. Ich hoffe­, zeitnah einen passenden Gastronom für das Objekt zu finden“, so Schneider. Er wolle nicht unbedingt wieder die Zielgruppe 55 plus ins Visier nehmen.

Was Wolfgang Schneider von einem Betrieb im Stile des früheren Museumsrestaurants Novy’s hält? Das gediegene, von Thomas und Tamara­ Bielefeld geführte Restaurant wurde vor einigen Monaten geschlossen. „Ich stehe allen Gastrokonzepten offen gegenüber“, versichert Schneider.