Hagen. Das Novy’s, ein Restaurant der gehobenen Klasse im Kunstquartier in Hagen, ist geschlossen. Wie sieht es mit neuem Konzept und Pächter aus?

„Es fehlt etwas“ – diese drei Worte fallen in Gesprächen, in denen es um die Hagener Gastro-Landschaft geht, häufig. Der Satz spielt meistens auf den Wegfall des Restaurants Novy’s im Museumsquartier Hagen an, das nach der Corona-Pandemie nicht mehr geöffnet hat.

Der Pachtvertrag wurde Ende Februar 2021 aufgelöst, was bedeutet, dass das Betreiberehepaar Tamara und Thomas Bielefeld auch künftig keine Gäste mehr im Novy‘s begrüßen wird.

Das Novy‘s, das zum 2009 eröffneten Museumskomplex gehört, befindet sich in einem Nebengebäude, das der Stadt gehört. Da die Lüftungsanlage des Gebäudes für kein Restaurant in Vollbetrieb ausgelegt ist, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Brandschutz-Debatten.

Auflösungsvertrag unterschrieben

Kostspielige Lösungen wurden durchgerechnet, diskutiert und wieder verworfen, bis sich Ende­ letzten Jahres die Stadt Hagen, die Bielefelds sowie die Krombacher-Brauerei als Pächter der Fläche auf einen Auflösungsvertrag einigten.

Konzept in Richtung leichte Küche

Seitdem steht das gediegene Restaurant im gehobenen Segment leer. Die Stadt plant, dort ein anderes, abgespecktes Gastrokonzept zu etablieren. Auf Nachfrage unserer Zeitung antwortet Sprecherin Clara Treude: „Derzeit findet eine Instandsetzung von Küche und Lüftungsanlage durch die Gebäudewirtschaft statt, um das Objekt anschließend wieder am Markt anzubieten.“

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Wie das neue Gastro-Konzept, für das die Stadt auf der Museumsinsel einen Pächter sucht, aussieht? „Es wird ein neues, modernes Konzept geben, das eher in Richtung leichte Küche wie bei einem Bistro oder ähnliches geht“, erklärt Clara Treude.

Die Zeiten, in dem in dem hochwertig und dezent eingerichteten Restaurant auch größere Gesellschaften gepflegt speisen konnten oder mit über 100 Gästen stilvoll mit Menü oder Buffet Silvester gefeiert wurde, werden also definitiv nicht zurückkehren.

Kostspielige Grundreinigungen der Technik

Rückblick: Seit Jahren ist bekannt, dass die ursprünglich beim Bau des Museumsnebengebäudes installierte Lüftungsanlage brandschutztechnisch für eine Vollrestauration gar nicht ausgelegt ist. Ein Mangel, den die DEKRA-Prüfer nicht nur angemahnt hatten, sondern der seitdem auch zu regelmäßigen, kostspieligen Grundreinigungen der Technik mit jeweils dreitägigen Schließungen geführt hatte. Viermal pro Jahr wurden zuletzt die Schächte mit Steuerzahlergeldern gesäubert – Kostenpunkt bis zum Pachtende im Jahr 2024: satte 137.000 Euro.

Aufgrund immer neuer Auflagen und der fehlenden Planungssicherheit lagen die Nerven von Tamara und Thomas Bielefeld schließlich blank. Als das Paar gegenüber der Stadt eventuelle Schadensersatzforderungen ankündigte, wurde die Situation auch für die Gebäudewirtschaft immer unkalkulierbarer und man einigte sich auf ein vorzeitiges Ende der „Partnerschaft“.

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Konkret: Den Bielefelds wurden von der Kämmerei 190.000 Euro Entschädigung für ausbleibende Geschäftseinnahmen zugebilligt, von denen 40.000 Euro als entgangener Gewinn an die Krombacher-Brauerei gehen.

Außerdem verzichtete die Stadt auf die Pacht in Höhe von jeweils 1650 Euro für die Monate Januar und Februar.

Aber zurück zu den Aktivitäten der Stadt in puncto Neuverpachtung: Die Möglichkeiten eines Bistro-Konzeptes würden gerade durch die Gebäudewirtschaft, ein Ingenieurbüro und einen Küchenplaner konkretisiert, erklärt Stadtsprecherin Treude.

Und weiter: „Auch wenn die bestehende Lüftungsanlage von ihrer Kapazität her nicht verändert werden kann, sind nach zwölf Jahren Betrieb doch umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der Anlage erforderlich.“ Gleiches gelte auch zum Beispiel für Fliesen, außerdem müssten die Anschlüsse angepasst werden.

Einnahmen waren gut

2020 trotzten die Bielefelds mit einem außergewöhnlichen Gewächshaus-Konzept auf der Außenfläche des Novy’s den Einschränkungen durch Corona.

„Unsere Einnahmen waren gut. Das Novy’s schließt auf dem Zenit seines Erfolges“, resümierte Gastronom Thomas Bielefeld Ende letzten Jahres mit Blick auf die Bilanzzahlen der Jahre 2018 und 2019.

Warum die Räumlichkeiten als Gastro-Objekt von der Stadt noch immer nicht ausgeschrieben sind? „Die Arbeiten laufen noch“, so Stadtsprecherin Clara­ Treudes Begründung­.

In der Ausschreibung für eine Nachnutzung sollen konkret die Möglichkeiten und Grenzen der Küchennutzung benannt werden. „Interessenten wird es definitiv geben, soviel ist schon absehbar“, versichert die Stadtsprecherin, „wir planen, im ersten Quartal 2022 einen neuen Pächter zu begrüßen“.