Hagen. Felix Knoll ist Mormone. Den jungen Mann aus Hagen zieht es nun als Missionar ins südliche Afrika. Prophet Russel Nelson entsendet den Hagener

Viele junge Leute zieht es nach der Schulzeit ins Ausland, um als Au-Pair, Austauschstudent, als Sprachreisender oder in einem Workcamp Erfahrungen zu sammeln. Felix Knoll (19) treibt keines dieser Motive nach Simbabwe, ihn zieht es aus religiösen Gründen ins südliche Afrika: Knoll möchte zwei Jahre als Missionar wirken und andere Menschen von seinem Glauben überzeugen: „In meinem Leben habe ich erfahren, dass Gott seine Liebe auf alle seine Kinder ausgießt. Ich möchte diese Liebe mit anderen teilen.“

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Felix Knoll ist Mormone, er gehört der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Und es gehört zu den vornehmsten Aufgaben junger Kirchenmitglieder, als Missionare die Welt zu bereisen und den Glauben zu verbreiten. Dass er in Simbabwe missionieren soll, haben der derzeitige Präsident und Prophet Russell M. Nelson sowie die Apostel der Kirchenleitung in Salt Lake City (Utah/USA) entschieden. „Ich bin sehr froh, weil es mein Wunsch war, weit weg von zu Hause eingesetzt zu werden.“

Die Lehre der Mormonen und Joseph Smith

Die Gemeinde der Mormonen in Hagen ist klein, sie umfasst weite Teile des Umlandes bis nach Siegen und zählt dennoch gerade einmal 248 Mitglieder. Die Mormonen glauben, dass sich die Kirche nach dem Tode Jesu und der Apostel im stetigen Niedergang befunden habe. Erst in der Person von Joseph Smith (1805 bis 1844) sei erstmals wieder ein Prophet auf der Erde aufgetreten und habe eine Kirche nach Gottes Gefallen gegründet – in Amerika, dem Gelobten Land.

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Die Mehrfachehe ist seit 1890 strikt untersagt

Doch mancher Glaubenssatz ihres Führers, vor allem eben die von Smith eifrig praktizierte Vielehe, rief heftige Konflikte innerhalb der mormonischen Gemeinschaft selbst sowie mit anderen Teilen der Gesellschaft hervor. Nachdem der Prophet von einer aufgebrachten Menge gelyncht worden war, führte sein Nachfolger Brigham Young als eine Art „moderner Moses“ die Mehrheit der Mormonen in einem legendären Marsch über die Rocky Mountains in den heutigen Bundesstaat Utah, wo sie sich am Großen Salzsee niederließen und das öde, ausgestorbene Gebiet mit Fleiß und Hingabe in eine blühende Landschaft verwandelten.

 Felix Knoll (links) geht als Missionar nach Afrika. Hier steht er neben Bischof Wolfgang Hiemer (rechts) und vor der freien Kirche „Jesu Christi - der Heiligen der letzten Tage“ an der Kreishausstraße in Hagen.
 Felix Knoll (links) geht als Missionar nach Afrika. Hier steht er neben Bischof Wolfgang Hiemer (rechts) und vor der freien Kirche „Jesu Christi - der Heiligen der letzten Tage“ an der Kreishausstraße in Hagen. © Michael Kleinrensing

Mormonen trinken grundsätzlich keinen Alkohol

Die Mehrfachehe ist seit 1890 strikt untersagt, wird allerdings noch von einigen Splittergruppen praktiziert.„Wir glauben nicht nur an die Bibel, sondern auch an das Buch Mormon“, erklärt Felix Knoll. Joseph Smith behauptete seinerzeit, ihm sei ein Engel erschienen und habe ihn zu einem aus Goldplatten gefertigten, in einem Hügel aufbewahrten Buch geführt. Angeblich übersetzte Smith den später als Buch Mormon (einer der Propheten, die die Schrift hunderte Jahre zuvor verfasst haben sollen) bekannt gewordenen Text aus dem Altägyptischen ins Englische und gründete die Kirche Jesu Christi. Bis heute glaube die Mormonen an neuzeitliche Offenbarungen, weswegen ein Prophet und Apostel an der Spitze ihrer Kirche stehen. Die Mitglieder der Kirche nennen sich übrigens seit einiger Zeit nicht mehr selbst Mormonen, sondern Heilige der letzten Tage.

Gottvater, Jesus und Heiliger Geist sind verschiedene Personen

Mormonen trinken grundsätzlich keinen Alkohol, eine eherne Glaubensregel. Sonntags treffen sich die Gläubigen aus Hagen und Umgebung im 1985 errichteten Gemeindehaus an der Kreishausstraße, um über das Evangelium und Herausforderungen des Alltags zu sprechen sowie das Abendmahl mit Brot und Wasser zu feiern. „Wir glauben, dass Gottvater, Jesus und der Heilige Geist drei verschiedene Personen sind“, sagt Knoll.

Aktuell zwei Missionare aus den USA zu Gast

Der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gehören nach eigenen Angaben weltweite rund 16 Millionen Mitglieder an.

In Hagen sind derzeit zwei mormonische Missionare aus den USA zu Gast.

Die Mitglieder der Kirche nennen sich seit einiger Zeit nicht mehr selbst Mormonen, sondern „Heilige der letzten Tage“.

Heiliger meint dabei schlicht „Gott zugehörig“, erklärt der Hagener Bischof Wolfgang Hiemer.

Solche Glaubenssätze will er während seiner Tätigkeit als Missionar vermitteln. Eigentlich würde er sich in der kircheneigenen Missionarsschule im englischen Preston auf seine Reise vorbereiten, doch wegen Corona findet die Schulung an fünf Tagen pro Woche online statt. Dabei soll sich Felix Knoll Achtung und Verständnis für die Kultur des Landes, in dem er seinen Missionsdienst leisten wird, zu eigen machen. Da er bereits über gute Englischkenntnisse verfügt, ist er schon Mitte November nach Simbabwe aufgebrochen.

Wöchentlich Kontakt nach Hause

Die Zeit nach dem Fachabitur in Gesundheit und Soziales hat Knoll genutzt, um Geld für die Missionszeit zu verdienen. Für die Regenzeit in Simbabwe ist er bestens gerüstet. Seine Freunde und die Familie – Eltern und zwei jüngere Brüder – wird er sicherlich vermissen. Einmal in der Woche hat er Gelegenheit, mit ihnen zu telefonieren oder per E-Mail Kontakt zu halten.

Nach Beendigung seiner Mission beabsichtigt Felix Knoll, einen sozialen Beruf zu ergreifen. Und er möchte heiraten – allerdings sollte es eine Frau sein, die den gleichen Glauben besitzt wie er: „Denn wir glauben daran, dass die Ehe in der Ewigkeit Bestand hat. Und ich möchte auch im nächsten Leben verheiratet sein.“