Hagen. Unbestritten ist der Neubau der Hagener Fachhochschule wirtschaftlich sinnvoller als eine Sanierung. Dennoch fehlt die Finanzierungszusage.
Wenn der Weiterentwicklungswunsch der Hagener Fachhochschule auf behördlichen und ministeriellen Realismus trifft, verwandelt sich ambitioniertes Denken sehr schnell in ernüchternden Pragmatismus: Zur 200-Jahr-Feier der traditionsreichen Bildungseinrichtung im Jahr 2024 verfolgte Rektor Prof. Claus Schuster ursprünglich die Idee, die Jubiläumsgäste in einer neuen, großzügigeren und vor allem auf die Zukunft ausgerichteten Immobilie im Schatten des Fernuni-Campus begrüßen zu können. Doch aktuell erscheint es sogar fraglich, ob bis zu dem Jubel-Jahr überhaupt ein Spatenstich für das Millionen-Projekt gelingen kann.
Nichtsdestotrotz: Das Düsseldorfer Wissenschaftsministerium hat für die Pläne der Fachhochschule inzwischen seine Zustimmung signalisiert, allerdings fehlt es weiterhin an der konkreten Finanzierungszusage für einen Neubau aus dem NRW-Finanzministerium. Immerhin geht Prof. Schuster von einem Investitionsvolumen irgendwo zwischen 100 und 150 Millionen Euro aus.
Standort platzt aus allen Nähten
Dabei gibt es an der grundsätzlichen Notwendigkeit eines Neubaus keinen Zweifel mehr. Bereits vor drei Jahren brachte es der Rektor mit Blick auf die Studierenden-Zahlen auf den Punkt: „Die Fachhochschule hat sich gewaltig entwickelt.“ So stagniert die Zahl der Studierenden am Standort Hagen – trotz Corona – bei etwa 2800 jungen Frauen und Männern, also etwa 70 Prozent mehr als noch vor 13 Jahren. Ursprünglich war die Immobilie für 1500 Studierende errichtet worden. „Wir bewegen uns schon seit Jahren im Notstand“, bilanzierte Schuster zuletzt.
Zu der räumlichen Enge kommt die Tatsache, dass der 60er-Jahre-Bau an der Ecke Feith-/Haldener Straße zwar stets in Schuss gehalten wurde, aber dennoch einen erheblichen Sanierungsstau vor sich her schiebt. Dieser sei, so die Einschätzung der Hochschule, während des laufenden Studienbetriebs kaum aufzulösen. Zumal kein einziges Platzproblem damit gelöst wird, indem man die Hochschule zumindest technologisch ins 21. Jahrhundert katapultiert.
Signale stehen auf Neubau
Die ersten Weichen für einen kompletten Neubau sind zumindest schon einmal gestellt: So gilt der Erstellungsprozess für einen Hochschulstandortentwicklungsplan (HSEP) für die Fachhochschule Südwestfalen mittlerweile als abgeschlossen. Diese Grundlage dient als strategisches Instrument für die Liegenschaftsplanung von Hochschulen, aus der sich der konkrete Entwicklungspfad für jeden einzelnen Standort ableitet.
Stärkung des Hochschulstandortes
Fachhochschule und Fernuni versprechen sich – unabhängig von dem qualitativen Schritt – von einer räumlichen Annäherung der Bildungsstätten eine erhebliche Stärkung des gesamten Hagener Hochschulstandortes.Damit würde rund um die Universitätsstraße ein geschlossenes Hochschulquartier erwachsen, in dem sich dann erstmals mehr Stundenten als Hochschulbedienstete bewegen.Zudem hätten beide Anbieter nicht bloß im Bereich der Forschung, sondern auch in puncto Mensa, Bibliothek, Hörsäle, Medientechnik, IT-Infrastruktur bis hin zum ÖPNV reichlich Potenzial, enger zusammenzurücken.Die Fachhochschule Südwestfalen, eine der größten Einrichtungen dieser Art in Deutschland, mit Sitz in Iserlohn und weiteren Standorten in Hagen, Meschede und Soest sowie dem Studienort Lüdenscheid ist eine ingenieurwissenschaftliche, informationstechnische sowie betriebs- und agrarwirtschaftlich geprägte Hochschule.
„Für den Standort Hagen belegt der HSEP sehr deutlich, dass besonders das bestehende Gebäude an der Haldener Straße massiv sanierungsbedürftig ist und dass eine Sanierung im Vergleich zu einem Ersatzneubau nicht mehr wirtschaftlich erscheint“, skizziert Hochschulsprecher Christian Klett den aktuellen Status des Projektes. „Der Plan favorisiert deshalb eine Neubaumaßnahme in der unmittelbaren Nähe zur Fernuniversität.“
Finanzierungsfrage ist noch offen
Das NRW-Wissenschaftsministerium hat für den Hochschulstandortentwicklungsplan bei einer Präsentation bereits seine Zustimmung signalisiert. Somit bildet dieser jetzt die Grundlage für alle weiteren Planungen und Verhandlungen. Allerdings steht eine konkrete und vor allem maßgebliche Finanzierungszusage für einen Neubau am Standort Hagen durch das NRW-Finanzministerium noch aus. Diese ist vor den Landtagswahlen im Mai kommenden Jahres auch kaum zu erwarten.
Unabhängig von diesem Urnengang, der eventuell ja auch wieder zu einer veränderten Landesregierung führen könnte, treibt die Hagener Fachhochschule den Planungsprozess für den Neubau voran. Zurzeit werden bereits die erforderlichen Gespräche mit den einzelnen Fachbereichen geführt, um aus den räumlichen und infrastrukturellen Anforderungen ein maßgeschneidertes Raumprogramm abzuleiten. Dieses wird dann gemeinsam mit weiteren Unterlagen den maßgeblichen Ministerien in Düsseldorf zugeleitet.