Eckesey. Die Baufirma Rempke aus Hagen blickt auf 108 Jahre zurück. Jetzt hat sie den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte an Land gezogen.

Die traditionsreiche Firma Rempke aus Hagen hat den größten Auftrag in ihrer Unternehmensgeschichte erhalten. Im Volumen von 26 Millionen Euro ist sie an der Sanierung der B1 in Dortmund beteiligt. „Das ist für uns eine Herausforderung“, sagt Seniorchef Walter Schmid (75).

Die viel befahrene Bundesstraße 1 wird zwischen Aplerbeck und Holzwickede zur A40 ausgebaut und auf sechs Spuren erweitert. Federführend ist die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), eine Projektmanagementgesellschaft von Bund und Ländern, die derzeit auch die über die Niedernhofstraße führende Brücke Hengstey der A1 in Hagen baut.

Den Zuschlag für den Ausbau der B1 im Gesamtvolumen von 85 Mio. Euro erteilte die DEGES nach einer europaweiten Ausschreibung den Firmen Rempke sowie Wolff & Müller aus Stuttgart. „Für ein Projekt dieser Größe sind wir auf einen Partner angewiesen“, so Schmid.

Bewegte Zeit für Hagener Unternehmen

Das Hagener Unternehmen ist insbesondere für den Neubau von vier Brücken zwischen Sölde und Holzwickede, den Bau von Stützmauern sowie die Einrichtung eines großen Regenrückhaltebeckens verantwortlich. Da die Auftragslage für die kommenden Jahre angesichts der durch die Decke gehenden Stahlpreise und der CO2-Bepreisung von Beton ungewiss sei, habe man sich über den Großauftrag in Dortmund doppelt gefreut: „Das gibt uns Sicherheit für die nächsten Jahre.“

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Die Firma Rempke hat bewegte Zeiten hinter sich. Vor neun Jahren war das Unternehmen pleite und musste 34 Mitarbeiter entlassen, ehe mit einem Insolvenzverfahren in Eigenregie doch noch ein Neuanfang gelang. „Wir waren damals einer der ersten Betriebe, die die neu geschaffenen Gestaltungsmöglichkeiten der Insolvenzordnung genutzt haben“, erinnert sich Schmid.

Gegründet vor 108 Jahren

Gegründet wurde die Firma im Jahre 1913 von Friedrich Rempke (1883 bis 1965), der vor allem im Gleisbau tätig war und seine Arbeiter noch mit Spitzhacke und Hammer auf die Baustellen schickte. Bald war die Firma zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen der Region herangewachsen, beschäftigte bis zu 1000 Leute und trug, als nach dem Krieg Kanal- und Stahlbetonbau hinzukamen, zur Blütezeit der Stadt Hagen bei.

Die Firma Rempke besteht seit 108 Jahren.
Die Firma Rempke besteht seit 108 Jahren. © WP | Michael Kleinrensing

Als der Gleisbau in den 60er- und 70er-Jahren an Bedeutung verlor, wurde das Unternehmen umstrukturiert, hatte aber als Arbeitgeber nach wie vor einen exzellenten Ruf, ehe die Glanzzeiten mit der Ölpreiskrise von 1973 und den folgenden Rezessionsphasen allmählich zu Ende gingen. Hinzu kam, dass die Firmenanteile nach dem Tod des Gründers, dessen zwei Söhne im Krieg verschollen waren, unter den Erben aufgeteilt wurden.

Vater und Sohn Schmid sind Gesellschafter

Erst im Insolvenzverfahren 2013 wurden die zersplitterten Beteiligungen zusammengefasst und Walter Schmid stieg mit seinem Sohn Birger (48) als Gesellschafter ein. „Wir stehen heute wieder gut da und bekommen ohne Probleme Bürgschaften und Kredite.“

In Eckesey beheimatet

Die Firma Rempke ist seit ihrer Gründung im Jahre 1913 in der Goethestraße in Eckesey ansässig.

Firmengründer Friedrich Rempke wohnte dereinst in einer Villa vis-à-vis der Firmenzentrale.

Woran es dagegen mangelt, sind Mitarbeiter. Betonbauer oder Einschaler sind bei jungen Menschen heutzutage nicht gerade nachgefragte Berufe, obwohl die Bezahlung für Facharbeiter mit 21 Euro pro Stunde viel besser ist als in anderen Branchen. „Wir rekrutieren unser Personal meistens vom Balkan“, sagt Birger Schmid. Vorbei die Zeiten, in denen pro Jahr drei oder vier Lehrlinge ihre Ausbildung bei Rempke antraten, die körperlich fordernde Arbeit schreckt so manchen ab.

Derzeit beschäftigt Rempke 106 Mitarbeiter. Und wer weiß, vielleicht ist der Großauftrag zum Ausbau der B1 in Dortmund der Beginn einer neuen Blütezeit für das Hagener Traditionsunternehmen.