Hagen. Gesundheitsschonende Materialien, Dachbegrünung, Solaranlagen, erneuerbare Energien: Die Stadt Hagen bastelt an Standards für Neubauten.
Wenn künftig in Hagen gebaut wird, soll der Klimaschutz stärker in den Fokus rücken. Es soll stadtweite Standards geben, die die Verwaltung bereits in einem Paket zusammengezurrt und in Teilen mit der Politik beraten hat. Dabei geht es um die Verwendung gesundheitsschonender Materialien. Um Dachbegrünung. Um Solaranlagen. Erneuerbare Energien.
Es geht darum, Gebäude künftig so auszurichten, dass die Belüftungssituation besser ist und stadtklimatische Belastungen minimiert werden. Der Maßnahmenkatalog umfasst gleich mehrere Seiten. „Viele der Punkte sind nicht neu. Sie werden in Neubaugebieten – beispielsweise an der Gehre oder auf Haßley – schon gelebt“, sagt Dr. Christoph Diepes vom städtischen Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Bauordnung: „Für uns ist das ein wichtiger Meilenstein in Sachen Klimaschutz“, will er das Konzept schmackhaft machen.
Verschattung vermeiden
1. Gebäude- und Haustechnik: Für freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Hausgruppen soll künftig eine Bauweise mit zwei Vollgeschossen angestrebt werden. Bei der Anordnung von Gebäuden soll eine gegenseitige Verschattung vermieden werden, damit Solarenergie besser genutzt werden kann. Zusätzlich sollen Verschattungsmöglichkeiten – also Jalousien, Vordächer usw. – mitgedacht werden (besonders bei Gebäuden, die von Senioren oder Kindern genutzt werden).
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Bei den Baustoffen soll darauf geachtet werden, gesundheitsschonende Materialien wie Holz zu verwenden. Nicht zulässig sein sollen dagegen Tropenhölzer, PVC-haltige Kunststoffbauteile oder Aluminium im großflächigen Einsatz.
Bei Neubauten oder Sanierungen sollen Vorgaben zu Energiestandards greifen. „Elektrische Heizsysteme sind ökologisch problematisch und ökonomisch wenig sinnvoll. Sie sollten nur in begründeten Ausnahmefällen zur Beheizung und Warmwasserbereitung eingesetzt werden“, heißt es im Konzept – oder diese müssten klimafreundlich realisiert werden.
Maßnahmen gegen Aufheizeffekt
2. Stadtklima/Klima-Anpassung: Bei der Ausweisung neuer Baugebiete soll darauf geachtet werden, dass die Umgebung „gut durchlüftet“ ist – es also nicht zu einem Luftstau und einer Ansammlung von Luftschadstoffen kommt oder das Gebiet sich zu sehr aufheizt.
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Zur Verminderung des Aufheizeffekts sollen Dächer möglichst begrünt werden. Das Dachgrün helfe auch bei Starkregenereignissen: Ein Teil des Niederschlags kann im Substrat gespeichert werden. Auch im gewerblichen Bereich sollen, wenn möglich, grüne Oasen auf den Dächern entstehen.
Versiegelung minimieren
3. Durchgrünung/ Natur und Landschaft: Unter anderem sollen eine Reaktivierung von (Gewerbe)flächen sowie eine Minimierung der Versieglungsflächen in den Blick genommen werden. Gewässer sollen nach Möglichkeit – wie die Lenne – renaturiert, verrohrte Gewässer wieder offengelegt werden. Bewachsene Böden sollen mit ihrem natürlichen Bewuchs geschont werden. „Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist eine kompakte Bauweise und unterirdische Anlage von Stellplätzen anzustreben“, heißt es im Konzept. Das diene auch dem Überflutungsschutz. In neuen Baugebieten soll ausreichend Grün erhalten werden. Schottergärten sind verboten.
Abstellanlagen für Fahrräder
4. Nachhaltige Mobilität/Ver- und Entsorgung: Bei Bauvorhaben sollen überdachte Abstellanlagen für Fahrräder sowie ausreichend E-Ladestellen berücksichtigt werden. Innerhalb der Stadt soll zudem ein naturnahes Regenwassersystem genutzt werden. Niederschlagswasser soll möglichst ortsnah versickern oder direkt über eine Kanalisation in ein Gewässer eingeleitet werden. Schutz vor Überflutungen könnten künftig Abfanggräben und zudem „multifunktionale Flächen“ in Wohngebieten bieten – die bei Starkregenereignissen zur gezielten Flutung genutzt werden können.
Hagens Umweltdezernent Sebastian Arlt sagt zu dem Maßnahmenpaket: „Nichts davon ist in Stein gemeißelt.“ Auch Diepes will hervorheben: „So divers die Vorhaben sind, so divers sind die Maßnahmen. Die Liste bedeutet nicht, dass jeder Punkt bei jedem Bauvorhaben umgesetzt werden muss.“ Es handele sich vielmehr um einen „Handlungskorridor“, der in Hagen die künftige Richtung vorgebe.