Hagen. Nach Corona geht die Gastronomie am Stock. Auch in Hagen fehlt vielen Gastronomen das Personal. Folge: Restaurants reduzieren die Öffnungszeiten.
Hagener Gastronomen klagen über großen Personalmangel. „Es fehlt an allen Ecken und Enden“, schlägt Lars Martin, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Alarm für Hagen. „Und das gilt sowohl für die Hotellerie als auch für die Gastronomie.“
Ein Umstand, der eine Spätfolge der Corona-Krise und des Lockdowns ist und der bis heute bitter nachwirkt. „Die zahlreichen 450-Euro-Kräfte haben während der Schließung keinerlei staatliche Unterstützung bekommen. Viele sind in andere Branchen abgewandert, die in dieser Phase dringend Kräfte gesucht haben. Jetzt stehen die Gastronomen da und suchen händeringend nach Kräften, die im günstigsten Fall sogar noch Erfahrung mitbringen.“ Die aber gibt der Markt nicht her.
Angst vor dem neuen Lockdown
Dahinter steckt auch die Sorge, in die Branche zurückzukehren. „Es ist nicht wahrscheinlich – aber ausschließen will ja einen weiteren Lockdown niemand“, so Lars Martin. „Keiner kann zu 100 Prozent vorhersagen, in welche Richtung sich die Pandemie entwickelt. Das Risiko, erneut ohne Beschäftigung dazustehen, will niemand eingehen, der anderswo eine Alternative gefunden hat. Die ehemaligen Gastro-Mitarbeiter trauen dem Braten nicht.“
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In der Branche wiederum hätten vor Corona viele Studenten gearbeitet, die in Hagen eine günstige Wohnung gefunden und in Dortmund zur Uni gegangen seien. „Durch Monate ohne Präsenz an der Uni sind aber auch diese Kräfte gar nicht erste nach Hagen gekommen, sondern haben aus der Distanz an Seminaren und Vorlesungen teilgenommen.“
Studenten machen sich rar
Zumindest da hoffe man nun, dass durch mehr Präsenz und Normalität an den Hochschulen künftig Studenten und damit auch potenzielle Mitarbeiter wieder nach Hagen zurückkehrten. „Letztlich muss man sich da nichts vormachen“, sagt Lars Martin, „für die Hagener Gastronomen ist es ein harter Kampf.“
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Einer, der im Alltag durchaus Folgen hat. „Ich kenne viele Betriebe, die ihr gewohntes Angebot nicht aufrechterhalten haben und so auf den Arbeitskräftemangel reagiert haben“, sagt Lars Martin. „Die Konsequenz: eine ausgedünnte Karte, weniger Plätze und Tische in Restaurants und Kneipen und/oder reduzierte Öffnungszeiten.“
Hohe Anforderungen bei „Elbers 800 Grad“
Als „total schwierig“ bezeichnet Merlin Kedzior, Betriebsleiter bei „Elbers 800 Grad“, die Situation aktuell. „Gerade wir als hochwertiges Steakhaus legen Wert auf eine hohe Qualität im Servicebereich. Wir brauchen gut geschultes Personal – das sind vielleicht noch mal etwas andere Anforderungen, als sie die Kneipe um die Ecke hat.“
Selbst bei festangestellten Kräften habe sich gezeigt, dass das Kurzarbeitergeld nicht auskömmlich gewesen sei, wenn man eine Familie ernähren müsse. „Mitarbeiter haben sich umgeschaut und festgestellt, dass es auch Branchen mit regelmäßigen Arbeitszeiten und freien Wochenenden gibt“, so Kedzior.
Kaum Bewerbungen in der Gastronomie
Im Grunde gäbe es derzeit kaum Bewerbungen. Die wenigen Kräfte, die auf dem Markt seien, könnten sich ihre Arbeitgeber aussuchen. „Am Ende führt das auch dazu, dass sich Betriebe gegenseitig Kräfte abwerben“, so Kedzior. „Letztlich muss auch dem Kunden klar werden, dass guter Service auch einen Wert hat und dass man eben am Ende nicht nur für das Essen in einem Restaurant zahlt.“
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Auch Frank Beckenbach (Gasthaus Spinne) berichtet von Problemen im Bereich Personal. „Obwohl man sagen muss, dass uns die Arbeitsagentur beispielsweise bei der Suche nach einem Koch sehr unterstützt hat“, so der Gastronom. „Auch im Servicebereich haben wir erhebliche Probleme, gute Mitarbeiter zu finden. Viele sind in der Coronazeit abgewandert, sind in den Supermärkten gelandet. Immerhin ist es uns gelungen, eine Kernmannschaft durch die Zeit der Kurzarbeit zu bringen.“
Spinne in Hagen hat Öffnungszeiten angepasst
Beckenbach hat zwischenzeitlich die Öffnungszeiten angepasst. Auch, weil es nach Freitagen und Samstagen, in denen in dem Traditionshaus richtig Betrieb ist, einmal eine Ruhephase für die verbliebenen Mitarbeiter braucht.