Hagen. Der Aufhebung der Maskenpflicht zum Trotz: Eine Schulklasse aus Hagen will im Unterricht weiterhin eine Corona-Schutzmaske tragen.

Die Aufhebung der Maskenpflicht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen hat vielfach Kritik hervorgerufen. Nicht nur Eltern- und Lehrerverbände lehnen die Entscheidung von Landesschulministerin Yvonne Gebauer ab, auch viele Schüler wollen keinen Unterricht ohne Maske. Das zeigte sich bei einem Besuch unserer Zeitung in der Klasse 8b des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) in Hagen, deren 27 Schüler sich geschlossen für das Tragen einer Corona-Schutzmaske aussprachen.

„Der Wegfall der Maskenpflicht kommt zum falschen Zeitpunkt“, sagt Luca Borck (13) und verweist auf die weiterhin steigenden Infektionszahlen. Tatsächlich ist der Inzidenzwert in Hagen in die Höhe geschnellt und liegt am zweiten Tag hintereinander bei 131,4. „Außerdem steht der Winter bevor, und in der kalten Jahreszeit vermehrt sich das Virus viel stärker als im Sommer“, sagt Luca. Besser sei es, die Monate bis zum Frühjahr noch mit Maske durchzustehen: „Ich will mich nicht mit Corona infizieren, ich bin auch noch nicht geimpft.“

Schwieriger Weg zurück zur Normalität

Bekanntlich hat die Ministerin beschlossen, dass ab 2. November im Unterricht am Sitzplatz keine Maske mehr getragen werden müsse. Sie sprach von einem verantwortbaren Schritt: „Wir geben unseren Kindern und Jugendlichen damit ein weiteres und wichtiges Stück Normalität zurück.“ Nur wenn die Schüler von ihrem Sitzplatz aufstehen und sich im Schulgebäude bewegen, müssen sie die Mund-Nase-Bedeckung wieder tragen (auf dem Schulhof gibt es schon länger keine Maskenpflicht mehr).

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„Klar, auch wir wollen zur Normalität zurückkehren“, stimmt Emily Kreuser (13) aus der 8b der Ministerin zu, aber: „Der Wegfall der Maskenpflicht kommt einfach zu früh.“ Die Schülerin macht sich Sorgen um die jüngeren Schüler, die noch nicht geimpft werden dürfen: „Ich habe ja auch Kontakt zu Fünft- oder Sechstklässlern, und die möchte ich nicht anstecken.“

Ein Drittel der Klasse ist geimpft

In der 8b ist ein Drittel der Schüler geimpft, fünf der 27 Kinder haben eine Corona-Infektion hinter sich. Joy Schuchert (14) hat es besonders schlimm erwischt. Im März steckte sie sich mit dem Erreger an, bekam Fieber und verlor den Geschmackssinn. Bis heute leidet sie an den Langzeitfolgen von Covid-19: „Ich habe Haarausfall, ausgestanden ist die Krankheit noch nicht.“ Nicht zuletzt aus Angst vor einer erneuten Infektion hat sie sich, obwohl sie als Genesene nicht unter Druck stand, impfen lassen.

Das Beispiel von Joy Schuchert hat der gesamten Klasse eindringlich vor Augen geführt, dass Corona auch für junge Menschen zu einer ernsthaften Bedrohung werden kann. Klassenlehrerin Katia Thonfeld ist froh, dass ihre Schüler so verantwortungsbewusst mit dem Thema umgehen und am Tragen des Maske festhalten wollen, auch wenn sie ab Dienstag dazu nicht mehr verpflichtet sind: „Auch ich werde definitiv weiterhin meine Maske tragen, denn ich möchte meine Schüler schützen.“

Angst vor Ansteckung besteht weiter

Andererseits hat die Pädagogin selbst einen fünfjährigen Sohn, der noch nicht geimpft werden darf. Würden ihre Schüler demnächst ohne Maske zum Unterricht erscheinen, hätte sie Angst davor, sich anzustecken und die Infektion auf ihr Kind zu übertragen: „Das habe ich den Schülern auch so gesagt.“

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Fedi Ben Nasr (14) erklärt, er wolle die Maske zumindest während einer Klassenarbeit absetzen: „Weil ich mich ohne Maske einfach besser konzentrieren kann.“ Im Alltag bereite ihm das ständige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes bisweilen Schwierigkeiten.

Niemand will Online-Unterricht

Eines will keiner der Achtklässler erleben: die Rückkehr zum Online-Unterricht. „Ich habe den ganzen Tag zu Hause vor dem Tablet gesessen, das war total anstrengend“, berichtet Maren Casas (14), und ihre Klassenkameradin Maie Brückner (14) fügt hinzu: „Es war schwierig sich zu konzentrieren, ich habe oft nicht richtig zugehört.“

Ob sich das zukünftig wirklich vermeiden lässt oder die gesamte Klasse, wie schon einmal in diesem Jahr geschehen, in Quarantäne geschickt werden muss, das wird sich zeigen. Julian Wozny (13) klingt nicht sehr optimistisch: „Ich finde es unverantwortlich, die Maskenpflicht aufzuheben. Jetzt werden die Corona-Fälle weiter steigen Man hätte die Maskenpflicht durchziehen sollen, bis die Pandemie endlich beendet ist.“