Hohenlimburg. 40 Zentimeter Schlamm flossen auf ihr. Als er beseitigt war und ein Landschaftsgärtner noch Erde abtrug, kam etwas Besonderes zum Vorschein.
Die Jahrhundertflut vom 13. und 14. Juli hat unzählige Menschen in Hagen, in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz ins Unglück gestürzt, ihnen Leid, Not und Trauer gebracht. Auch Jürgen und Birgit Humme von der Haardtstraße 44 waren betroffen. Und doch bescherte dieses Unglück dem Ehepaar auch ein kleines bisschen Glück. Völlig unerwartet.
Fotostrecke- Das Volmetal in den Tagen nach der Flut
Exakt 168 Zentimeter hoch stand im Zweifamilienhaus an der Haardtstraße im Keller das schlammige Wasser, beschädigte Maschinen, die komplette Heizungsanlage und vernichtete Erinnungen. „Wir hatten vor dem Haus einen reißenden Fluss und hinter dem Haus auch“, beschreibt Jürgen Humme die brisante Lage an diesen beiden Tagen. Der 67-Jährige weiß, wovon er spricht, hat er als langjähriger Berufsfeuerwehrmann der Stadt Hagen in seiner mehr als 40-jährigen Laufbahn unzählige Hochwasser und andere Gefahrensituationen miterlebt. Die Nahmer, über viele Wochen und Monate im Jahr ein kleines Bächlein, brachte mit dem Hochwasser aber auch Geröll und übel riechenden Schlamm mit und lagerte diesen in den Gärten des Nahmertales ab.
Landschaftsgärter richtet Wiese wieder her und legt den Ring frei
So auch bei Hummes. Dank der zahlreichen Helfer, insbesondere ehemalige Feuerwehr-Kollegen, die ehrenamtlich viele Tage im Einsatz waren und der Tatkraft heimischer Handwerker, kehrte an der Haardstraße 44 bis Anfang September wieder halbwegs Normalität zurück. Deshalb beauftragte das Ehepaar einen Landschaftsgärtner, die zerstöre Wiese wieder herzurichten. „Die hatten wir zuvor mit den Helfern von ca. 40 Zentimetern Schlamm befreit“, erzählt Jürgen Humme.
Der Landschaftsgärtner trug noch einmal rund zehn Zentimeter Erdboden ab und lockerte diesen auf, harkte ihn später glatt, um den Grassamen auszusäen. „Das geschah am 24. September.“ Am Abend schaute sich Tochter Yvonne aus der Tür des Wintergartens die Gartenarbeiten an. „Da glänzt doch etwas.“ Sie bückte sich und hielt einen Ring in den Händen. „Den hat vielleicht heute der Gärtner verloren“, ergänzte Mutter Birgit. Sie säuberten gemeinsam das goldene Fundstück und staunten.
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Verlust war Jürgen Humme damals nicht sofort aufgefallen
Der Ring trug die Namen von Jürgen und Birgit Humme, versehen mit dem Tag der Hochzeit. 25.3.1977.„Den hat man Mann im Jahr 2000 vermisst“, erinnert sich Birgit Humme. „Wir haben geglaubt, dass er diesen damals in unserem Urlaub in Baiersbronn im Schwarzwald verloren hat.“ Und Jürgen Humme ergänzt. „Im Dienst bei der Berufsfeuerwehr habe ich den Ring nicht getragen. Das war zu gefährlich. Deshalb ist mir der Verlust nicht sofort aufgefallen.“
21 Jahre später hat die Jahrhundertflut dafür gesorgt, dass das Zeichen der Treue und der Verbundenheit wieder an der Erdoberfläche aufgetaucht ist, jetzt einen ganz besonderen Platz erhält und somit für immer an die Jahrhundertflut erinnern wird. Birgt Humme: „Zu unserer Silberhochzeit im Jahr 2002 haben wir uns nämlich neue Ringe gekauft.“