Hagen. Ein 42-Jähriger steht aktuell vor Gericht. Es geht um Drogenhandel im großen Stil. Aus dem EncroChat-Komplex wurden mehrere Fälle hier angeklagt

117 Kilogramm Marihuana, 7 Kilogramm Kokain, 2 Liter Amphetaminöl, gut 7.000 Ecstasy-Tabletten: Es geht um Drogenhandel im großen Stil. Ein 42-jähriger Hagener soll von März bis Juni 2020 in insgesamt 25 Fällen über das verschlüsselte Kommunikationsnetzwerk „EncroChat“, einer Art Chat-Dienst für Kriminelle, mit diesen Drogen in Hagen gehandelt haben, wobei ihm teilweise lediglich das Anbieten der Drogen, teilweise aber auch die Übergabe vorgeworfen werden. Die Übergaben sollen überwiegend in Hagen, in einem Fall aber auch in Siegen (Kreuztal) stattgefunden haben.

Gleich mehrere Verhandlungstermine waren für das Verfahren angesetzt, der Fall sollte bereits abgeschlossen, das Urteil gesprochen sein, „nun gibt es aber eine Einlassung des Beschuldigten. Er bestreitet die Vorwürfe, dass er Drogen verkauft haben soll“, sagt Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli.

+++ Lesen Sie auch: Hagen - Postbote brachte Drogen, so lief eine Drogen-Verkaufsseite im Netz +++

Der angeklagte 42-Jährige sei bislang nicht vorbestraft und wurde im März diesen Jahres von der Polizei festgenommen. „Er befindet sich seit diesem Tag in Untersuchungshaft“, so Pauli zu dem Fall.

Ganze Reihe von Verfahren in Hagen

Es handelt sich hierbei nur um eines von vielen „EncroChat-Verfahren“, die am Hagener Landgericht bearbeitet werden. Bei EncroChat handelt es sich um ein verschlüsseltes – vermeintlich abhörsicheres – Netzwerk. Französischen Behörden war es aber im vergangenen Jahr gelungen, EncroChat– und somit auch die Chats von etlichen Verbrechern – zu entschlüsseln. Massenweise Staatsanwaltschaften in ganz Europa wurde daraufhin entsprechendes Material zur Verfügung gestellt.

Es geht um Chats, in denen es um organisierte Kriminalität, schwere Straftaten oder Drogen geht – wie auch in diesem Hagener Fall. Ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität: In ganz Deutschland finden seitdem Verfahren aus dem „EncroChat“-Komplex statt.

Auch in Hagen: „Durch die Staatsanwaltschaft Hagen wurden aus dem Komplex „EncroChat“ bislang 16 Anklagen, ganz überwiegend vom Landgericht Hagen, erhoben“, gibt Pauli Einblicke in die Ermittlungen.

Erhebliche Freiheitsstrafen

In vier EncroChat-Verfahren liegen laut dem Hagener Oberstaatsanwalt bereits Urteile vor, „zum Teil zu erheblichen Freiheitsstrafen bis 12 Jahre“, so Pauli weiter. So wurde unter anderem bereits ein Hagener wegen Drogenhandels zu insgesamt acht Jahren Haft verurteilt – zudem soll der Mann 200.000 Euro aus seinen Drogengeschäften zurückzahlen.

Zwei weitere Männer – die auch im Prozess gegen den 42-Jährigen als Zeugen geladen wurden – wurden zu Gesamtfreiheitsstrafen von 6 Jahren und 10 Monaten sowie von von 8 Jahren und 10 Monaten verurteilt.