Hagen. Auf der Warteliste für die Schwimmkurse im Westfalenbad Hagen stehen inzwischen 150 Kinder. Eine Folge der Corona-Pandemie.

Helena ist fünf Jahre alt. Eigentlich das richtige Alter, um schwimmen zu lernen. So sehen das auch ihre Eltern Kevin und Svenja Pieper, die deshalb im Westfalenbad einen Schwimmkurs für ihre Tochter buchen wollen. Doch bisher bleibt der Wunsch der Vater des Gedankens. „So sehr wir uns auch bemühen, wir bekommen einfach keinen Platz“, sagt Svenja Pieper aus Hagen: „Alle Kurse sind ausgebucht.“

So wie den Piepers geht es derzeit vielen Familien in Hagen mit Kindern im schwimmfähigen Alter. Die Schwimmschulen in der Stadt sind hoffnungslos ausgebucht. Einen Nachfrageboom wie er derzeit herrsche habe es in Hagen noch nie gegeben, erläutert Dirk Thorbow, Sprecher der Hagenbad GmbH, der das Westfalenbad gehört: „Mittlerweile befinden sich 150 Kinder in der Warteschleife.“

In Coronazeit lange geschlossen

Das sei darin begründet, so Thorbow, dass die Bäder in der Coronazeit über lange Zeiträume geschlossen waren und auch während der Zeiten, in denen sie öffnen konnten, keine Kurse anbieten durften. Die Kinder, die normalerweise im letzten Jahr ihr Seepferdchen gemacht hätten, träfen nun auf die Kinder, die in diesem Jahr an der Reihe seien: „Und das führt zu dieser großen Nachfrage.“

Ein Problem, mit dem bundesweit sehr viele Bäderbetriebe und Vereine zu kämpfen haben, die Kinderkurse anbieten. Trotz unzähliger Zusatztermine ist es derzeit kaum möglich, einen Platz in einem Anfängerschwimmkurs zu ergattern, in einigen Städten beträgt die Wartezeit zwei Jahre. „Das kann es doch nicht sein“, ärgert sich Svenja Pieper: „Es wird immer geklagt, dass viele Kinder heutzutage nicht Schwimmen können, aber wenn man sein Kind anmelden will, dann kriegt man keinen Platz.“

24 Kinder in Deutschland in diesem Jahr ertrunken

Tatsächlich ertranken unter den Sechs- bis 15-Jährigen in diesem Jahr in Deutschland 24 Kinder und Jugendliche – und damit 14 mehr als im Vorjahr. „Möglicherweise ist dieses traurige Ergebnis auch eine Folge der Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie“, so Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Über viele Monate habe keine Schwimmausbildung stattfinden können. Unsichere Schwimmer seien noch unsicherer geworden und in der bewegungsarmen Zeit habe sich auch der allgemeine Fitnesszustand verschlechtert.

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Im Westfalenbad findet neben dem öffentlichen Schwimmen und den Hagenbad-Kursen auch das Schul- und Vereinsschwimmen statt. „Das funktioniert auch sehr gut, jedoch ist die Bahnenverfügbarkeit begrenzt“, so Dirk Thorbow. Es könnten nicht einfach weitere Wasserflächen mit Seepferchenkursen belegt werden, da dies zu Lasten des Schwimmens für die Öffentlichkeit ginge.

Kursangebot im Westfalenbad in Hagen dieses Jahr geringer

Darüber hinaus sei es zurzeit sehr problematisch, externe Kursleiter zu bekommen, so dass das gesamte Hagenbad-Kursangebot geringer ausfalle als in den Vorjahren. Die angespannte Personalsituation sei ein weiterer Grund für die langen Wartelisten bei den Schwimmkursen.

Um trotzdem möglichst vielen Kindern einen Seepferdchenkurs zu ermöglichen, hat Hagenbad das Kursangebot in den Sommerferien mit sogenannten Intensivkursen von 6 auf 25 Kurse erhöht und dabei die freien Zeiten des Schulschwimmens genutzt.

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In den Herbstferien werden 13 anstatt 3 Kurse angeboten, die natürlich alle ausgebucht sind. „Wir haben mit dem Westfalenbad so ein schönes Bad in Hagen“, sagen Svenja und Kevin Pieper, die des Öfteren mit ihren Kindern zum Schwimmen und Planschen kommen: „Umso ärgerlicher ist es, dass es so schwierig ist, einen Platz in einem Schwimmkurs zu belegen.“