Hagen. Die Familie Schleuter setzt auf faire Mode. Mittlerweile machen die Betreiber von „Wolff 1782“ ein Drittel des Umsatzes mit Öko-Fashion.
Ein mit Omas Nerz aufgehübschter Parka? Eine Jacke, die aus PET-Flaschen und Fischernetzen besteht? Der Nachhaltigkeitsgedanke hat es auch in den Mode-Bereich geschafft. Und mittlerweile sind Umwelt- und Klimaschutz nicht nur bei Öko-Fashion-Designern angesagt, sondern auch ein erstzunehmender Wirtschaftsfaktor.
„Ein Drittel unseres Umsatzes machen wir heute mit Nachhaltigkeitsmode. Und auch die verkauften Stückzahlen von Bekleidung und Accessoires, die fair gefertigt wurden, liegen bei gut 30 Prozent“, sagt Jochen Schleuter, Betreiber von „Wolff 1782“in Hagen.
Damenoberbekleidung und Pelzmode
Seitdem Tochter Maya vor gut sieben Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen ist, setzt das Fachgeschäft für Damenoberbekleidung und Pelzmode verstärkt auf Nachhaltigkeit. „Pelz ist der älteste Rohstoff für Kleidung“, bricht Jochen Schleuter eine Lanze für Pelz, wohlwissend, dass das Thema auch heute noch einige Tierschützer und Umweltaktivisten bewegt.
Erbstück von Oma wird verarbeitet
„Wir verarbeiten und verkaufen Fell von Pelztieren, die nicht für den Handel gezüchtet worden sind, sondern die aus der Bekämpfung invasiver, also eindringender Tierarten wie Waschbär und Fuchs stammen“, sagt Maya Schleuter. Besagte Tierarten müssten bejagt werden, damit die ökologische Balance nicht aus den Fugen gerate.
Die junge Kürschnerin fährt fort: „Vor sechs, sieben Jahren kam das Thema Parka groß raus, und uns kam die Idee, zum Beispiel einen Nerz, vielleicht das Erbstück von Oma, als wärmendes Futter in den Parka einzuarbeiten.“
Früher sei ein Pelzmantel ein Prestige-Objekt gewesen, das zum Theaterbesuch ausgeführt wurde, „heute wird ein Parka mit Vintage-Nerz beim Waldspaziergang getragen“.
Tiere aus heimischen Gefilden
„Alle Labels, also Marken, die wir neu bei uns im Laden aufnehmen, müssen die Anforderungen auf Nachhaltigkeit erfüllen“, unterstreicht Jochen Schleuter. So muss der verarbeitete Pelz aus nachhaltiger Jagd bestehen, „die Tiere sollen aus heimischen Gefilden stammen, damit lange Transportwege vor der Verarbeitung vermieden werden“, konkretisiert Schleuter. „Wir haben einen Anspruch an uns selbst, der besagt, dass wir pro Jahr mindestens ein Nachhaltigkeits-Label neu aufnehmen“, sagt der Geschäftsmann.
+++ Lesen Sie auch: Hagener Modedesigner gewinnt Nachhaltigkeitspreis
Derzeit führt „Wolff 1782“ etwa zwölf Öko-Labels wie Ecoalf, Armed Angels, Lanius oder Langer Chen. Die Umschichtung des Sortiments ging nicht von heute auf morgen, „in den letzten Jahren haben wir peu à peu immer größeren Wert auf faire Mode gelegt. Und zum Glück sind etliche Kunden diesen Weg mitgegangen. Mittlerweile sind wir im Verkauf von Nachhaltigkeitsmode sehr erfolgreich“, resümiert Maya Schleuter zufrieden.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Trendige Öko-Labels in „Onkel Jo sein Laden“
Die 33-Jährige lächelt: „Bei unseren Lieferanten setzen wir schon die Daumenschrauben an und fordern von ihnen nachhaltige Produkte. Und einige haben auch tatsächlich umgeschwenkt.“
Offene Pelzwerkstatt im Laden
Maya Schleuter (33) bildet die achte Kürschnergeneration bei „Wolff 1782“. Am 1. November 2021 wird die dreifache Mutter offizielle Geschäftsführerin des Familienbetriebs in der Elberfelder Straße 32.
Vor zweieinhalb Jahren wurde die Kürschnerei aus der oberen Etage in den hinteren Bereich des Erdgeschosses des Fachgeschäftes verlegt und versteht sich seitdem als offene Pelzwerkstatt.
Welches Fell bei „Wolff 1782“ am meisten verarbeitet und verkauft wird? „Zum Beispiel Rotfuchs aus deutschen Wäldern. In Deutschland sind die Jäger verpflichtet, 400.000 Füchse zu jagen, damit das Gleichgewicht in der Natur bestehen bleibt“, erklärt Jochen Schleuter. Auch Lammfell sei beliebt, „die Tiere werden aufgrund ihres Fleisches gezüchtet, ihr Fell ist letztendlich ein Nebenprodukt, das wir verwenden.“
Fell spiele mittlerweile auch im Bereich Accessoires eine wichtige Rolle, „Lammfellkissen oder Rotfuchsdecken laufen bei uns gut“. Dass auch faire Labels nicht am Markt und an den Kunden vorbei produzieren können, ist für Jochen Schleuter klar: „Auch Öko-Labels wie Ecoalf nehmen modische Trends wie Longwesten auf, doch verzichten sie meist darauf, jeden schrillen Hype mitzumachen.“