Haspe. Schausteller und Brauchtumsfreunde möchten die Hasper Kirmes auf zukunftsträchtigere Füße stellen. Jetzt sind Ideen gefragt.

Es ist ein Stück Hasper Identität, ein Ankerpunkt des Brauchtums mit langjähriger und großer Tradition – allerdings immer kleinerer Resonanz. Der Zuspruch für die Hasper Kirmes, die rund um den Kreisel Vitalität in den Hagener Westen bringen und die Menschen zusammenbringen soll, wird immer geringer. Ein Trend, der schon seit Jahren anhält und durch die Corona-Pause im vergangenen Jahr und die Kirmes-Sparversion im Spätsommer kaum gestoppt werden konnte.

Vor diesem Hintergrund trafen sich jetzt Spitzenvertreter der Hagener Schausteller und des Hasper Heimat- und Brauchtumsvereins (HHBV) an einem Runden Tisch, um unter der Moderation von Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki gemeinsam die Zukunftsidee und Entwicklungsmöglichkeiten zu diskutieren. Obwohl es noch keine konkreten Ergebnisse gibt, zieht Wisotzki zumindest die vorläufige Bilanz: „Die Kirmes hat es verdient, eine Perspektive zu haben.“

Biergarten näher am Geschehen

Wie diese aussehen könnte, darüber gibt es allerdings noch keine Einigkeit zwischen den Hauptprotagonisten, zumal zunächst von allen Beteiligten noch diverse Hausaufgaben erledigt werden müssen. Dabei stehen zwei Kernfragen im Raum: Zum einen möchten die Schausteller den HHBV-Biergarten im Schatten der Evangelischen Kirche näher an die Zentrale Fläche auf dem Ernst-Meister-Platz heranrücken, um von der Besucherfrequenz auf dem Areal der Brauchtumsfreunde profitieren zu können. Zum anderen stellt sich die Frage, wo die Kirmes in Zukunft aufgebaut werden könnte, um ihre neue Entfaltungsmöglichkeiten zu eröffnen.

Keine Existenz-Garantie für Ernst-Meister-Platz

Im Rahmen des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes (InSEK), das in den kommenden Jahren für Haspe entstehen und die langfristigen Gestaltungsweichen in Richtung Zukunft stellen soll, wird auch die künftige Nutzung des Ernst-Meister-Platzes erarbeitet.Dabei ist nicht davon auszugehen, dass das großzügige Areal in Gänze eine Freifläche bleibt, sondern zumindest in Teilen beispielsweise für Mehrgenerationen-Wohnprojekte genutzt werden könnte.Sollte es zu diesem Schritt kommen, wäre es mit der Kirmes im Hasper Zentrum endgültig vorbei, weiß Schausteller-Vorsitzender Dirk Wagner und drängt daher schon heute darauf, neue, kreative Wege zu gehen.

Doch auf diese beiden Punkte, so musste die Runde feststellen, wird es bis zur nächsten Kirmes im Juni 2022 noch keine Antworten geben. Zumal die Schausteller sich schwer tun werden, die Festmeile des kommenden Jahres engmaschig zu bestücken, weil parallel zu dem Haspe-Termin rund um Fronleichnam noch die weitaus umsatzträchtigeren Veranstaltungen in Halver sowie in Sterkrade die heimischen Fahrgeschäft- und Budenbetreiber locken.

Flaniermeile Swolinzkystraße

Vor diesem Hintergrund wurde bereits vereinbart, das traditionelle Kirmesgeschehen neben dem Ernst-Meister-Platz und dem Kirchplatz an der Frankstraße lediglich auf eine Verbindungsachse Tillmanns-/Swolinzky-/Kölner Straße zu reduzieren. „Dieser Abschnitt soll vor allem als Flanier- und Schlemmermeile mit entsprechender Dekoration und Aufenthaltsqualität (Sitzgelegenheiten) gestaltet werden“, skizziert HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff diese Idee.

Die HHBV-Führung mit Thomas Eckhoff und Jörg Bäcker (re.) an der Spitze sucht gemeinsam mit den Schaustellern nach Wegen, die Hasper Kirmes zukunftsträchtig aufzustellen.
Die HHBV-Führung mit Thomas Eckhoff und Jörg Bäcker (re.) an der Spitze sucht gemeinsam mit den Schaustellern nach Wegen, die Hasper Kirmes zukunftsträchtig aufzustellen. © WP | Michael Kleinrensing

Der vertraute Rundgang durch den gesamten Kreisel – also auch am Fuße des Heiligen Bergs und am Kirmesbauer-Denkmal vorbei – wird sich damit erledigen. Zumal in diesem Bereich auch in den Vor-Corona-Jahren keine reizvollen Erträge mehr erzielt wurden. Aber auch die angebotenen Fahrgeschäfte erreichen in Haspe kaum noch attraktive Umsätze. „Unsere Angebote, die beispielsweise bei der Osterkirmes am Höing funktionieren, zünden in Haspe nicht“, erinnert Schausteller-Vorsitzender Dirk Wagner beispielsweise an den Misserfolg eines Riesenrades. „Warum das so ist, kann ich mir allerdings auch nicht erklären“, rätselt er.

Wagner hätte gerne den HHBV-Biergarten direkt an den Ernst-Meister-Platz angedockt – beispielsweise auf der Fläche neben der ehemaligen Bezirksverwaltungsstelle an der Preußerstraße. Doch die Firma Stahlkontor, die die Immobilie inzwischen als Verwaltungssitz nutzt, stellt das Areal rund um den Betriebssitz nicht für das Kirmesgeschehen zur Verfügung, so dass es auch in Zukunft schwierig sein dürfte, in Richtung Tillmanns- und Preußerstraße zu verlagern.

Blick in den Ennepepark

„Für die langfristige Zukunft der Hasper Kirmes sind wir noch keinen Schritt weitergekommen“, blickt Wagner natürlich auch über das Übergangsjahr 2022 hinaus. Die bereits unter Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser geprüfte Vision, die Brauchtumstage auf den Haenelplatz und – nach entsprechender baulicher Ertüchtigung – in den Ennepepark an der Bezirkssportanlage zu verlagern – dürfte in den Augen des HHBV angesichts der immensen Kosten eine Illusion bleiben.

Es sei denn, es gelingt dem Bezirksbürgermeister, dafür auf Landes-, Bundes- oder Europaparkett entsprechende Fördertöpfe aufzutun. Parallel möchte Wisotzki auch noch die Option prüfen, ob sich rund um die Dogan-Arena (Hochofenstraße) in Kombination mit dem Ennepepark ein Kirmes-Areal entwickeln lasse. Allerdings werde dies ebenfalls, darüber sind sich alle Beteiligten einig, ohne erhebliche finanzielle Mittel alles nicht möglich sein.