WP-Kommentator Martin Weiske bezweifelt, dass die persönliche Begegnung beim Einkauf sich durch digitale Lösungen ersetzen lässt.

Es ehrt die Hasper Politik durchaus, dass sie das Thema Nahversorgung in den Wohnquartieren mit der gebotenen Penetranz immer wieder auf die Tagesordnung setzt. Denn es wird auf Dauer einer Gesellschaft kaum zuträglich sein, wenn aus den kleinen Straßen die vertrauten und mit persönlichem Charme geführten Ladenlokale verschwinden, um in immer größeren Zentren entlang der Hauptverkehrsachsen von der Anonymität verschluckt zu werden.

Denn damit gehen gesellschaftliche Begegnungsstrukturen verloren, die – das haben Corona- und Hochwasser-Krise eindrucksvoll unterstrichen – den gesellschaftlichen Kitt ausmachen und damit auch in Zukunft unverzichtbar sind.

Entwicklung in vielen Vierteln von Hagen

Hagen muss eine Antwort finden, wie langfristig mit diesen Entwicklungen umgegangen werden soll, die sich ja nicht bloß in Haspe widerspiegeln, sondern beispielsweise im Volmetal oder auch am Kuhlerkamp, in der Boelerheide und Winkeln von Hohenlimburg zu beobachten sind. Kann es wirklich gewollt sein, dass Homeoffice-Boom und Internet-Gläubigkeit dazu führen, dass niemand mehr sein Zuhause verlässt und die in Corona-Zeiten ohnehin verkümmerte direkte menschliche Begegnung gänzlich einschläft?

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Gehört zu der viel beschworenen Mobilitätswende nicht auch die Frage, ob Nahversorgung auch wieder in der Nähe möglich sein muss? Kann man wirklich voraussetzen, dass gerade die ältere Generation sich an eine Befüllung des Kühlschranks per Internet-Order schon gewöhnen werde und dafür sogar auf das Schwätzchen mit den Nachbarn zunehmend verzichtet?

Lösungen stehen noch aus

Wer sich in dieser Stadt mit Lebensqualität und Infrastruktur beschäftigt, muss auch das Thema Nahversorgung entlang der vielen Hänge und separierten Wohnquartiere mitdenken. Wie stellen wir uns das gesellschaftliche Miteinander dort vor? Themenfelder, die im Rahmen des gesamtstädtischen Prozesses der Integrierten Stadtentwicklung (ISEK) durchaus angesprochen wurden. Die wirklich kreativen und zukunftsweisenden Antworten und Lösungen stehen allerdings noch aus.