Dahl. Eine katholische Gemeinde in Hagen sucht Menschen, die sich ehrenamtlich einbringen. In der Kirche in Dahl gibt es daher eine Talentbörse.

Es gab so etwas wie eine Generalprobe. Die war das Jahrhunderthochwasser, das einem Tal, einem Stadtteil im Hagener Süden quasi den Boden unter den Füßen weggespült hat. Das hat neben dem TuS Volmetal auch die katholische Kirchengemeinde Herz Jesu in Dahl dazu gebracht, Hilfe zu organisieren. „Da haben wir noch einmal gemerkt, wie gerne sich Menschen einbringen“, sagt Rafael Berger, der sich selbst in der Gemeinde und bei den Pfadfindern engagiert. „Jeder hat etwas, das er besonders gut kann.“

Hilfe zur Selbsthilfe – und deshalb hilft sich die Gemeinde mit einer Talentbörse quasi selbst. Weil sie sich in einer gewissen Not befindet, seitdem jene Frau, die sich als Gemeindereferentin um so vieles gekümmert hat, Dahl verlassen hat. Sandra Schnell leitet jetzt eine Großpfarrei in Altena – als erste Frau in der katholischen Männerwelt im Bistum Essen.

Klar ist: Die Lücke, die die Gemeindereferentin seit April hinterlässt, wird nicht geschlossen. Zumindest nicht durch eine Nachbesetzung der vakanten Stelle. Und weil auch der Gemeinderat, der sich vor allem um Angelegenheiten vor Ort kümmert, künftig in einem Pfarrgemeinderat Christus König (hierzu zählen auch noch Breckerfeld, Schalksmühle und Halver) aufgeht, war obendrein Eile geboten.

Schwierige Situation

„Wir sind trotz dieser schwierigen Situation nicht bereit, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt Berger. „Es war klar, dass dieser Punkt kommen und die Stelle nicht nachbesetzt werden würde. Aber dass es so schnell geht, damit hatte niemand gerechnet. Wir sind von der Wirklichkeit überholt worden.“

Und so ist die Idee entstanden, in der kleinen schmucken Kirche eine Talentbörse ins Leben zu rufen. „Dabei geht es uns nicht darum, denjenigen, die sich ohnehin schon einbringen, noch weitere Aufgaben aufs Auge zu drücken“, sagt Berger. Es ist der Versuch, neue Ehrenamtliche zu gewinnen. Menschen, die in bestimmten Bereichen ein besonderes Talent und vielleicht auch noch eine besondere Freude daran haben, andere anzustecken.

Allein hat sich die Gemeinde nicht auf diesen außergewöhnlichen Weg gemacht. Sondern mit Unterstützung von Profis. Die Hagener Agentur „Tiefschwarz und Edelweiß“ hat eine kleine Kampagne entwickelt. Und so hängen in der Kirche auf Plakaten am Mittelgang die verschiedensten Talente, an den Außenwänden zwischen den Darstellungen des Kreuzwegs wiederum Plakate mit Bereichen, in denen man sich engagieren kann.

Kleine Signale gibt es schon

Es geht um den St.-Martinszug, der organisiert werden muss, um die Messdienerarbeit, um die Betreuung von Pfadfindergruppen, um den Posaunenchor, die Bücherei, die Yogastunden, den Kinderchor, die Frauengemeinschaft – alles Gruppen und Angebote, die nicht nur die Gemeinde, sondern einen ganzen Stadtteil beleben können.

Kleine Signale gibt es schon. „Es hat sich jemand bereit erklärt, den Schlüsseldienst für das Gemeindehaus und das Gotteshaus zu übernehmen“, sagt Rafael Berger, „das kling vielleicht nicht nach viel, ist aber eine sehr wichtige Aufgabe.“

„Wir sind gespannt, was kommt“, sagt Rafael Berger über die Börse, die noch bis zum 3. Oktober andauert. „Natürlich steckt auch Hoffnung dahinter. Aber irgendwie bin ich mir sicher: Hier vor Ort wird es weitergehen.“