Hagen. Der Hagener Diplomat Heinrich Wieschhoff, geboren in Wehringhausen, starb bei einem Flugzeugabsturz an der Seite des UN-Generalsekretärs.

Am 18. September 1961 starb bei einem Flugzeugabsturz an der Grenze von Kongo und Sambia der damalige UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld (56). Mit an Bord: Heinrich Wieschhoff (55), Hammarskjölds engster Berater für Afrika, Ethnologe und Fachmann für Kolonialfragen. Er kam, ebenso wie Hammarskjöld und 14 weitere Menschen, bei dem Unglück, das sich am Samstag zum 60. Mal jährt, jäh ums Leben.

Der Hagener Heimatbund und das Lehrgebiet „Geschichte Europas in der Welt“ der Fernuniversität werden am Samstag eine Gedenktafel für Heinrich Wieschhoff am Haus in der Lange Straße 28 enthüllen. Denn in diesem Gebäude in Wehringhausen wurde der spätere Diplomat im Jahr 1906 geboren.

Der Historiker Dr. Fabian Fechner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Professor Jürgen G. Nagel, hält es durchaus für gerechtfertigt, Wieschhoff ebenso wie den auch aus Hagen stammenden Burkhard Waldecker (1902 bis 1964), der die südlichste Nilquelle entdeckte, in das Gedächtnis der Stadt zurückzurufen: Kolonialgeschichte und Stadtgeschichte gehörten zusammen.

Nur vier Jahre in Hagen verbracht

Allerdings lebte Wieschhoff nur vier Jahre lang in Hagen, dann verschlug es ihn mit seiner Familie nach Bönen bei Unna. Sein Vater, der Soldat im Ersten Weltkrieg war und 1917 in Rumänien fiel, war einer der Gründer des VfL Hagen gewesen, seine Mutter Jeni Wieschhoff, eine geborene Retberg, heiratete nach dem Tod ihres Mannes einen Witwer, der somit Wieschhoffs Stiefvater wurde.

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Nichts deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass aus dem Jungen einmal einer der besten Afrikakenner seiner Zeit werden sollte. Heinrich Wieschhoff verließ das Gymnasium in Unna nach der mittleren Reife, arbeitete unter Tage in einer Zeche, kehrte jedoch nach einem schweren Arbeitsunfall auf die Schule zurück und legte sein Abitur ab.

Wieschhoffs wahre Berufung

In dieser Zeit entdeckte er seine wahre Berufung: die Ethnologie (Völkerkunde). Der Klassenlehrer ermutigte Wieschhoff, sich an das Forschungsinstitut für Kulturmorphologie in Frankfurt zu wenden. Wieschhoff studierte dann sogar in Frankfurt und begleitete den seinerzeit wohl bekanntesten deutschen Ethnologen Leo Frobenius auf dessen Expeditionen durch Afrika. 1933 promovierte er.

Es war das Jahr, in dem Hitler die Macht in Deutschland ergriff. Dem Rassismus der Nationalsozialisten stand der Forschungsansatz von Frobenius und Wieschhoff, die den Völkern Afrikas eine eigenständige, autonome Kultur zuerkannten, diametral entgegen.

Auswanderung in die USA

Wieschhoff wanderte in die USA aus und fand eine Anstellung an der anthropologischen Abteilung der Universität von Pennsylvania, später wurde er Kurator der afrikanischen Abteilung des Universitätsmuseums. Nach Recherchen von Fabian Fechner und seiner Kollegin Barbara Schneider arbeitete er während des Zweiten Weltkriegs auch für den Nachrichtendienst des amerikanischen Kriegsministeriums.

Vortrag über Leben und Sterben von Wieschhoff

Fabian Fechner wird in Hagen einen Vortrag über „Heinrich Wieschhoff – Bedeutender Ethnologe und Diplomat“ halten.

Veranstalter sind die Fernuniversität, das Allerwelthaus und der Hagener Heimatbund.

Termin ist am 6. Oktober um 18 Uhr in der Villa Post, Wehringhauser Straße 38. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bei der Volkshochschule

Nach dem Krieg begann seine Karriere als Diplomat bei den neugegründeten Vereinten Nationen (UNO) in New York, wo der anerkannte Afrikaexperte bald zum Vertrauten von Generalsekretär Hammarskjöld aufstieg. Gemeinsam mit diesem fand er bei dem Flugzeugabsturz im Kongo den Tod.

Bis heute ist nicht geklärt, ob das Flugzeug infolge eines technischen Defekts abstürzte oder, wie es ein Untersuchungsbericht der UNO nahelegt, von einem Söldner abgeschossen wurde. Zehn Tage nach dem Absturz wurde im UNO-Plenarsaal eine Gedenkstunde für den gebürtigen Hagener abgehalten.