Hagen. Für eine Übergangszeit werden über 220 Hauptschüler aus Hagen-Vorhalle in Container umgesiedelt. Kosten: 500.000 Euro.

Es ist eine Rochade, wie sie Hagen womöglich noch nicht gesehen hat: Die Freie Evangelische Gesamtschule (FESH) soll von Wehringhausen nach Vorhalle umziehen, die Förderschule Friedrich von Bodelschwingh in die Selbecke. Stattdessen wird im Schulzentrum von Wehringhausen eine neue, die dann vierte städtische Gesamtschule entstehen.

Doch bevor das alles in die Tat umgesetzt werden kann, muss das Hauptschulgebäude am Vossacker in Vorhalle leergezogen werden. Dort sind derzeit rund 220 Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 sowie drei Sprachvorbereitungsklassen der Geschwister-Scholl-Hauptschule untergebracht. Sie sollen, so beschloss es der Schulausschuss am Mittwoch auf Vorschlag der Stadtverwaltung, für eine Übergangszeit in Containern unterrichtet werden. „Als Interimslösung“, sagte Schuldezernentin Margarita Kaufmann.

Ein Plan B existiert nicht

Aufgestellt werden sollen die Container auf dem Gelände der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Boelerheide. Vorteil: Alle 480 Kinder der Schule wären wieder an einem Ort vereint. Nachteil: Der Schulhof würde schrumpfen. „Wir werden ganz schön zusammengestaucht“, sagte Schulleiter Rainer Strotmann.

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Doch eine alternative Lösung ist nicht in Sicht, wenn der geplante, umfassende Gebäudetausch denn Wirklichkeit werden soll. Der Beschluss des Schulausschusses vom Mittwoch sieht zunächst einmal eine Untersuchung des Standortes vor, die Aufschluss darüber geben soll, ob das Aufstellen der Unterrichtscontainer in Boelerheide technisch überhaupt machbar ist. So muss der Boden auf mögliche Blindgänger untersucht werden.

SPD beklagt fehlendes Gesamtkonzept

Doch einen Plan B gibt es nicht, sollte sich das Vorhaben als nicht realisierbar erweisen, müsste die Stadtverwaltung sich einen anderen Ausweg einfallen lassen. Im Rathaus geht man allerdings davon aus, dass alles klappt und will für den Bau der Container schon 500.000 Euro im Doppel-Haushalt 2022/23 bereitstellen lassen.

Auch dem stimmte der Schulausschuss zu – allerdings gegen die Stimmen der SPD. Die Sozialdemokraten werfen der Stadtverwaltung vor, kein über die Aufstellung der Container hinaus gehendes Gesamtkonzept für die geplanten Umzüge der Schulen bis hin zur Gründung der geplanten Gesamtschule vorgelegt zu haben: „Die Finanzierung darf doch keine Black Box sein. Wir fordern ein geregeltes Verfahren und Aufklärung über die Summen, die auf die Stadt zukommen“, so Fraktionsvorsitzender Claus Rudel.

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Sind die Hauptschüler aus Vorhalle erst einmal in die Container umgesiedelt worden, soll die Hauptschule in Boelerheide, die derzeit von insgesamt 480 Schülern besucht wird, nach und nach weniger Schüler aufnehmen, bis alle Kinder und Jugendlichen wieder im Hauptgebäude unterricht und die Container abgebaut werden können.

Erweiterung nicht ausgeschlossen

Das Gebäude in Vorhalle soll derweil für den Einzug der FESH, die dort im August bereits einen Klausurtag durchgeführt hat, hergerichtet werden. Bis auf kleinere Umbauten scheinen die Räumlichkeiten für den Bedarf der christlich geprägten Schule auszureichen, eine Erweiterung zu einem späteren Zeitpunkt wird allerdings nicht ausgeschlossen.

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Parallel dazu dürfte der Umzug der Bodelschwingh-Schule in das ehemalige Gebäude der August-Hermann-Francke-Schule, das zu Beginn der Pandemie als Fieberzentrum diente, erfolgen. Das Gebäude wird, um den Anforderungen zu genügen, saniert und wahrscheinlich auch aufgestockt. Die Schulkonferenz der Bodelschwingh-Schule hatte sich zwar gegen den Umzug ausgesprochen („Gewachsene Strukturen würden zerstört“), mus sich aber ebenso wie alle anderen Beteiligten den Platznöten in Hagen fügen.

„Wegen der steigenden Schülerzahlen ist es wichtig, dass wir zügig vorankommen“, sagte Karin Köppen (Grüne). Trotzdem werden wohl noch mehrere Jahre ins Land gehe, bis die große Schul-Rochade in Hagen vollzogen ist und die neue Gesamtschule in Wehringhausen an den Start gehen kann.