Berchum. Am Wochenende hat der Verein „East-West-East“ sein Übernachtungshaus im ehemaligen Landheim der ehemaligen Jugendbildungsstätte Berchum eröffnet.

Am Wochenende hat der Verein „East-West-East“ sein neues Übernachtungshaus im ehemaligen Landheim der ehemaligen Jugendbildungsstätte Berchum eröffnet. Zuvor hatte der Verein, der zu den freien Trägern der Jugendhilfe gehört, das alternde Haus mit viel Eigeninitiative renoviert. Von dem Festakt, an dem auch Vertreter aus Politik und Verwaltung teilnahmen, ging eine klare Botschaft aus.

„Wie eng sind wir eigentlich miteinander verwandt? Was schätzen Sie?“ Diese Frage stellte Wolfgang Jörg (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Jugend im NRW-Landtag, am Samstagnachmittag dem Publikum bei der Eröffnung der neuen Herberge von East West East. Die Antwort: zu rund 99,6 Prozent. „Und trotzdem gibt es noch immer Menschen, die diese 0,3 bis 0,4 Prozent als Grund dafür nutzen, dass Kriege entstehen. Das Prinzip funktioniert immer gleich: Sie suchen sich eine Minderheit, der das Menschsein abgesprochen wird. Und aus diesem Grund ist diese Arbeit, die der Verein hier betreibt, so unfassbar wichtig und toll, denn im Herzen ticken wir alle gleich.“

Die erste Gruppe ist schon zu Gast

Nach Grußworten durch den Vereinsvorsitzenden Paul G. Gaffron, Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Wolfgang Jörg und Danksagungen einzelner Vereinsmitgliedern waren Führungen durch das Haus und über das Gelände möglich; außerdem Sprachanimationen auf Georgisch, Englisch, Estnisch oder Türkisch. Am frühen Abend wurden die Ehrenamtlichen, die bei der Renovierung des Gebäudes geholfen haben, feierlich geehrt. Die Räumlichkeiten stehen nun wieder als Beleghaus zur Verfügung (Anfragen per Email an buchungen.zibb@gmail.comentgegen).

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Aktuell ist die erste internationale Gruppe aus Estland, Georgien und der Türkei in Berchum bei East West East zu Gast. Dass die Arbeit im Verein so gut funktioniert, ist kein Zufall – die Mitglieder sind hochengagiert. „Die Leute haben es verdient, wertgeschätzt zu werden und dabei ist es egal, woher sie kommen. Eines steht fest: Wir haben keinen Bock auf Rassismus“, sagt Vorstandsmitglied Ertugrul Öztaskin.

Förderung der internationalen Jugendarbeit

Für Intoleranz existiere in einem Verein, der internationale Jugendarbeit fördere, kein Platz. Wie sehr die Arbeit den Mitgliedern am Herzen liegt, zeigt etwa der Weg von Niclas Sandner. Er ist heute Vorstandsmitglied von East West East in Hagen und Trainer für internationale Jugendarbeit sowie freier Erlebnispädagoge. Seit seiner Kindheit ist der 25-Jährige in der Jugendarbeit aktiv – als Teilnehmer oder Ehrenamtler. Für ihn steht fest: „Seit ich mit der internationalen Arbeit angefangen habe, bin ich wie gefangen. Schon als Kind, das an solchen Veranstaltungen teilgenommen hat, wusste ich: Das möchte ich später auch machen.“

Haupthaus steht leer

Für das Haupthaus der Jugendbildungsstätte wird noch ein neuer Träger gesucht. „Wir haben immer wieder Interessierte“, so Dagmar Bohne, die das Gelände mit ihrem Mann gekauft hat. „Allerdings ist es sehr schwierig – auch, weil die Fläche so groß ist.“ Fest steht, dass auch dort wieder Jugendarbeit stattfinden soll. Interessierte können sich melden per Email unter dahebo@gmx.de.

Die Arbeit hat für ihn einen politischen Hintergrund: „Da der Verein quasi als Gegenbewegung zum Rechtsextremismus gegründet wurde, ist es mein Wunsch, das auch so zu leben. Rechtsextremismus und Intoleranz haben keinen Platz in unserer Gesellschaft verdient. Deshalb möchten wir versuchen, die Leute zusammen zu bringen und Vorurteile abzubauen.“

Auf Spenden angewiesen

Der Vereinsvorsitzende Paul Gaffron, der einst in der Jugendbildungsstätte Berchum gearbeitet hat, freute sich auf die neue Zukunft: „Es ist wunderschön, wieder hier zu sein und das Gelände mit dem Verein nutzen zu können. Die Freude auf das, was kommt, ist groß.“ Dennoch ist der Verein auf Spenden angewiesen, um die Arbeit langfristig garantieren zu können. Man freue sich über jede Unterstützung.