Hagen. Neue Schulplätze dringend gebraucht: Die Grundschulen in Hagen geraten angesichts der steigenden Schülerzahlen an ihre Belastungsgrenze.

Die Zahl der neuen Grundschüler in Hagen hat, wie vom Fachbereich Bildung prognostiziert, die Schwelle von 1800 Kindern überschritten. Es waren exakt 1811 Jungen und Mädchen, für die am Donnerstag mit dem ersten Schultag der Ernst des Lebens begann.

Eine ähnlich hohe Zahl an neuen Grundschülern wurde in Hagen zuletzt im Jahr 2008 (1762 i-Männchen) erreicht. Im Sommer 2015, wenige Monate vor Ausbruch der Flüchtlingskrise, gab es in Hagen lediglich 1398 Schulanfänger. Der tiefste Stand wurde 2013 mit 1359 Kindern erreicht.

Um all die neuen Kinder unterzubringen, wurden an einigen Schulen die Klassenstärken vergrößert. Vor allem in Hagen-Mitte und in Haspe sind die Schülerzahlen regelrecht explodiert.

Zuwanderung nach Hagen hält an

Die Stadtverwaltung hatte das Anmeldeverfahren für 2021/22 bereits im Mai des vergangenen Jahres über die Bühne gebracht. Seitdem sind viele weitere Kinder hinzugekommen, denn durch die anhaltende Zuwanderung nach Hagen – vor allem für Familien aus Südosteuropa ist die Stadt ein begehrtes Ziel – ist ständig mit weiteren, schulpflichtigen Kindern zu rechnen, für die ein Platz gefunden werden muss, sobald sie in der Stadt angemeldet sind.

„Die Kapazitäten sind fast erschöpft“, beschreibt Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung, die derzeitige Situation. Würde die Zahl der Zuwanderer nach Hagen in den nächsten Wochen oder Monaten noch einmal exorbitant steigen, könnten womöglich nicht mehr alle Kinder in einer Schule untergebracht werden.

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Und daran wird sich auch in den nächsten Schuljahren nichts ändern, denn die bereits vereinbarten Neu- und Anbauten können frühestens in zwei oder drei Jahren bezogen werden. Beschlossen hat der Stadtrat bereits die Einrichtung einer neuen Grundschule in Wehringhausen sowie Anbauten der Grundschulen van de Velde und Goldberg (am Standort Oberhagen).

System gerät an seine Grenzen

Angesichts des an seine Grenzen geratenden Systems erscheint es wahrscheinlich, dass eine Mehrheit im Rat dem Antrag der Grünen, die vorgeschlagen hatten, das ehemalige Grundschulgebäude in Dahl wieder als Schule zu nutzen, folgen wird. Karin Köppen, Mitglied im Schulausschuss, und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Christoph Nensa hatten diese Möglichkeit ins Spiel gebracht: „Aus unserer Sicht wird es absehbar keine weitere Möglichkeit geben, weiteren Schulraum dieser Qualität so kurzfristig bereit zu stellen. Es wäre fahrlässig, hier nicht umgehend tätig zu werden.“

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Tatsächlich steht die Immobilie, in der am 14. Juli 2010 der letzte Schultag war, zur Disposition, so Eigentümer Winfried Bahn (67). Der geschäftsführende Gesellschafter der Hagener Unternehmensgruppe Optiker Gilde erwarb das Gebäude nach Aufgabe des Schulbetriebs vor elf Jahren und investierte viel Geld in die Umgestaltung zu einem internationalen Therapeutenzentrum. Nun benötigt er das Haus nicht mehr.

Kinder aus Hagen im Volmetal unterrichten

Natürlich würde die Schule nicht als Lernort für Kinder aus dem Volmetal gebraucht, zumal es für diese in Dahl bereits eine Grundschule gibt. Doch aufgrund der guten verkehrlichen Anbindung könnten dort Jungen und Mädchen aus der Hagener Innenstadt unterrichtet werden. Möglicherweise wird schon in der Septembersitzung des Schulausschusses eine Entscheidung über die Nutzung der Immobilie fallen.

Die Schülerzahl an den Grundschulen ist ohnehin schwer zu prognostizieren. Das hat nicht nur mit der Zuwanderung zu tun, die die Berechnungen des Schulamtes mehrfach durcheinander gewirbelt hat. Auch die Möglichkeit, dass Kinder ein Schuljahr auf Wunsch ihrer Eltern wiederholen können (in der zweiten Klasse ist das nicht nur zum Endes eines Halbjahres, sondern jederzeit möglich), macht die Aufnahme und Verteilung der i-Männchen schwierig.

Deshalb werden manche Klassen nicht mit der maximalen Anzahl von Kindern belegt, denn sonst fänden jene Schüler, die das sogenannte dritte Besuchsjahr in Anspruch nehmen, keinen Platz mehr in den bestehenden Klassen.