Hohenlimburg. Die meisten Feuerwehrleute in Hagen sind Ehrenamtliche. Junge Einsatzkräfte erzählen von ihrer Motivation und dem Einsatz bei der Flutkatastrophe

Es mangelt jungen Menschen nicht an Angeboten, um die eigene Freizeit zu verbringen. Wie sinnvoll die Aktivitäten dann im Einzelnen sind, das steht auf einem anderen Blatt. Für Tobias Flügge, Felix Schumacher und Dominik Hesse ist spätestens seit vier Wochen klar, dass ihr Einsatz in der Freizeit weit davon entfernt ist, unsinnig zu sein. Im Gegenteil: Denn sie haben viele Menschen aus einer Notlage gerettet.

Tobias, Felix und Dominik verbringen ihre Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Bei der Starkregen-Flut am 14. Juli waren sie unter anderem in den Talgebieten der Nahmer eingesetzt. Ein Auftrag dabei: mit dem geländefesten Unimog einen Feuerwehrkollegen mit seinem Fahrzeug aus den Fluten zu ziehen.

Vor Ort angekommen stellte sich die Lage jedoch komplizierter dar. Denn das Wasser stieg und stieg – und aus der Ein-Mann-Rettung wurde bald eine umfassende Evakuierung, die auch viele Anwohner mit einbezog. „Da waren Leute dabei, mit denen war ich vor ein paar Jahren noch auf derselben Schule“, erinnert sich Tobias Flügge zurück. Der 20-Jährige saß am Steuer von einem der Unimogs, die durch die Fluten gefahren sind. Seit drei Jahren zieht er in der Freizeit ehrenamtlich den Overall der Feuerwehr an. Beruflich arbeitet Flügge als Kfz-Mechatroniker, für die Tage des Fluteinsatzes wurde er von seinem Arbeitgeber freigestellt.

Der Oeger Feuerwehrmann Wolfgang Lenz (Zweiter von rechts) mit den jungen Nachwuchskräften Dominik Hesse (rechts), Felix Schumacher (links) und Tobias Flügge im Gerätehaus an der Gasstraße in Oege. Alle vier waren bei der Starkregen-Flut im Einsatz
Der Oeger Feuerwehrmann Wolfgang Lenz (Zweiter von rechts) mit den jungen Nachwuchskräften Dominik Hesse (rechts), Felix Schumacher (links) und Tobias Flügge im Gerätehaus an der Gasstraße in Oege. Alle vier waren bei der Starkregen-Flut im Einsatz © WP Hagen | Marcel Krombusch

Ähnlich bei Feuerwehrkamerad Dominik Hesse, der zurzeit bei der Post arbeitet. „Mein Vorgesetzter hat die Bilder vom Hochwasser im Fernsehen gesehen“, erinnert sich der 31-Jährige zurück. „Er meinte dann: du bist die Woche freigestellt.“

Es sind Momente der Anerkennung, von denen die jungen Feuerwehrleute so einige erlebt haben in den ersten Tagen nach der Flutkatastrophe.

Es sind aber auch Momente, die essenziell für die Einsatzkräfte vor Ort sind. Denn von den mehr als tausend Feuerwehrleuten im Hagener Stadtgebiet sind mehr als 750 ehrenamtlich im Einsatz – rund drei Viertel der gesamten Truppe.

Dass der Respekt vor dem Einsatz – ob vergütet oder nicht – in den zurückliegenden Monaten und Jahren im Stadtgebiet nicht immer zu spüren war, davon zeugen skandalöse Vorfälle wie die wiederholten Attacken auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht. Dass die Flutkatastrophe jedoch bei zahlreichen Menschen statt Ablehnung vielmehr Dankbarkeit hervorgerufen hat, das konnten auch die jungen Einsatzkräfte aus Hohenlimburg erleben. Und diese Dankbarkeit äußerte sich nicht nur in Worten und Schulterklopfen, sondern auch in vielen kleinen Gesten, besonders der kulinarischen Art.

„Die Verpflegung während der Einsatzzeit war unmenschlich“, meint Tobias Flügge im besten positiven Sinne. Viele Leute seien mit Süßigkeiten zum Feuerwehr-Gerätehaus in Oege gekommen, hätten Salate, Obst, Muffins und Kekse gebracht. Auch Lebensmittelhändler und Catering-Services versorgten die Einsatzkräfte mit Getränken, Mittagessen und Co.

Noch heute, gut einen Monat nach der Flut, zeugt ein gut gefülltes Getränkelager im Gerätehaus von dieser Zeit. Gegessen wurde nicht nur mit eigenen Feuerwehrkollegen aus dem Stadtgebiet, sondern auch mit den Soldaten der Bundeswehr, die in der ersten und schlimmsten Phase nach der Starkregen-Flut die Aufräumarbeiten unterstützten.

Bestärkt im Engagement

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass dieser Einsatz alle drei in ihrem Engagement für die Freiwillige Feuerwehr bestärkt hat – das sagen sie unisono. „Als sich die Betroffenen bedankt haben, sah man in den Blicken eine ehrliche Dankbarkeit. Es tut gut zu wissen, dass man helfen konnte“, sagt Tobias Flügge. Ähnliche Worte von Felix Schumacher, der seit gut einem Jahr bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. „Alles richtig gemacht“, sagt der 28-Jährige. „Ich weiß, dass ich mich auf mein Team zu hundert Prozent verlassen kann. Das hat die Kameradschaft gestärkt.“

Natürlich gebe es Eindrücke dieses außergewöhnlichen Einsatzes, die ihn noch länger beschäftigt hätten. „Aber für mich war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, zur Feuerwehr zu gehen.“

Wer diesen Entschluss fasst, dem steht zunächst ein halbes Probejahr bevor, danach startet die Grundausbildung. Drei junge Interessenten hätten sich nach der Flutkatastrophe gemeldet, erzählt Schumacher. „Sie meinten, sie wollen sich das mal angucken, weil sie gesehen haben, dass man was bewegen kann.“

22 Löschgruppen in Hagen

Die Freiwillige Feuerwehr besteht aus 22 Löschgruppen im gesamten Stadtgebiet. Teilnehmen kann Jeder über 18 Jahre, der körperliche und geistige Fitness, gute Deutschkenntnisse, Bereitschaft zur Teamarbeit und keine Vorstrafen hat. Infos auf www.feuerwehr-hagen.de.