Hagen. Warum das Sommerloch im Cinestar Hagen in diesem Jahr Betriebsferien macht und warum die Kino-Tiefgarage nach dem Unwetter extra geflutet wurde.

„Derzeit spielen uns zwei Faktoren positiv in die Karten: Wir haben einfach gute Filmware und das Wetter ist für einen Sommer recht bescheiden – das lockt die Leute vor die Leinwand“, sagt Marcel Mumm zufrieden. Der 41-Jährige leitet den Cinestar auf der Springe in Hagen und ist froh, dass die Flut­katastrophe, die Hagen vor vier Wochen heimgesucht hat, an seinem Haus relativ glimpflich vorbei gegangen ist.

„Abgesehen von kleinen Wasserschäden im Bereich der Tiefgarage sind das Kino, die Stadtbücherei sowie die gastronomischen Betriebe verschont geblieben. Das liegt auch daran, dass die Tiefgarage und der gesamte Komplex mit einem Hochwasser-Schutzsystem ausgestattet sind“, so Mumm.

Kontrollierte Teilflutung der Tiefgarage

Konkret: Die Tiefgarage ist wie eine Betonwanne angelegt, die den Kino-Komplex vor Hochwasser und einem zu hohen Grundwasserspiegel schützen soll. Bei dem jüngsten extremen Hochwasser wurde durch den Krisenstab der Stadt Hagen eine kontrollierte Teilflutung der Tiefgarage eingeleitet, um dadurch größere Schäden am Gebäude sowie an der Tiefgarage zu vermeiden.

„Wasser und Schlamm hatten wir nach einigen Tagen beseitigt, nach einer Woche konnten wir alle Bereiche wieder in Betrieb nehmen“, atmet Marcel Mumm noch heute auf.

Die beiden Ebenenleiterinnen Sevil (links) und Michelle bereiten Popcorn für die Besucher vor.
Die beiden Ebenenleiterinnen Sevil (links) und Michelle bereiten Popcorn für die Besucher vor. © WP | Michael Kleinrensing

Ein Stein sei ihm natürlich auch vom Herzen gefallen, so der Theaterleiter, als er nach acht Monaten Corona-Zwangspause sein Kino am 1. Juli endlich wieder öffnen durfte, „seitdem sind alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit heraus. Unser jetzt 42-köpfiges Team soll nun aber schnellstmöglich aufgestockt werden. In der nächsten Woche fangen acht neue Kräfte an, wir suchen aber noch weitere Mitarbeiter“.

Gutes wirtschaftliches Ergebnis

Kino und Sommer – die Kombination ist in der Regel nicht optimal. „Das stimmt. Aber in diesem Jahr hat das typische Sommerloch quasi Betriebsferien. Ein solch gutes wirtschaftliches Ergebnis hatten wir bislang selten in einem Juli. Aber durch Covid 19 ist eben alles anders – die Leute sind ausgehungert nach Ausgehen, nach angenehmer Freizeitgestaltung und nach guten Filmen. Und gute Filme haben wir derzeit, da es durch den Lockdown einen großen Rückstau an Filmen gibt.“

Der Cineast muss nicht lange überlegen, um Streifen, die die Kinosäle füllen, aufzuzählen: „,Fast & Furious 9‘, ,Black Widow‘, ,Catweazle‘ und der Animationsfilm ,Croods 2‘ laufen derzeit richtig gut“, resümiert Mumm.

1050 Plätze stehen derzeit zur Verfügung

Der Cinestar in Hagen verfügt über acht Kinosäle mit einer Gesamtkapazität von 2108 Plätzen. Die beiden großen Kinos haben jeweils 443 Sitzplätze. „Aufgrund der Corona-Auflagen haben wir in jedem Saal ein ,Schachbrettmuster‘ eingerichtet, um den Sicherheitsabstand zwischen den Gästen zu gewährleisten“, erklärt Mumm. Aufgrund der Pandemie-Beschränkungen hat das Kino im Vergleich zu 2019 eine Kapazität von maximal 50 Prozent je Saal, sprich, insgesamt stehen derzeit 1050 Plätze zur Verfügung, „trotzdem sind wir mit den Zuschauerzahlen sehr zufrieden“.

Kinos profitieren wohl auch davon, dass viele Leute und gerade auch Familien aufgrund der unsicheren Covid-19-Lage die Ferien zu Hause verbringen und Freizeitangebote vor der Haustür nutzen. „Hinzu kommt, dass das seit Wochen unbeständige Wetter natürlich viele Leute von Outdoor-Aktivitäten abhält“, weiß Mumm, „und selbst wenn wir in den nächsten Tagen noch eine Bullenhitze bekommen würden, sind wir mit unserer Klimaanlage gut ausgestattet. Bei extremer Wärme nehmen die Leute gern mal eine zweistündige Auszeit von der Hitze und lassen sich von uns im Kino unterhalten.“

Hagener Cinestar wurde 1997 eröffnet

Deutschlandweit gibt es ca. 50 Cinestar-Kinos.

Der Hagener Cinestar wurde im 1997 eröffnet. Marcel Mumm, gebürtiger Oberhausener, ist seit 22 Jahren in der Kinobranche tätig, seit elf Jahren ist er Theaterleiter im Hagener Cinestar.

In den Ferien wird gerade bei durchwachsenem Wetter auch der Mittagsbereich (ab 14 Uhr) gut von Familien angenommen.

Die Kino-Leitung richtet sich in puncto Besucher-Einlass an die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz (3-G-Regeln).

Das Hagener Kino auf der Springe hat täglich geöffnet; weitere Infos unter cinestar.de/kino-hagen

Die mehrmonatige Zwangspause hat das Kino-Team genutzt; so wurde ein sechsstelliger Betrag in eine neue Klima- und Lüftungsanlage sowie in weitere Hygiene-Schutzausstattungen investiert.

„Wir sind für die Zukunft gewappnet und blicken optimistisch nach vorn“, versichert der 41-Jährige. Auf die Frage, ob einige Leute im Lockdown nicht vielleicht Gefallen am Faulenzen und am heimischen Fernsehschauen gefunden haben könnten, schüttelt der Kinoliebhaber den Kopf: „Kino ist mehr als das reine Konsumieren eines Films. Im Kino kann ich Zeit mit Freunden verbringen, neue Menschen kennen lernen oder die Liebe meines Lebens treffen.“