Hagen. Nach dem Jahrhundert-Hochwasser blickt Hagen auf den nassesten Juli seit Aufzeichnungsbeginn zurück. Die Regenmenge kratzt an bundesweite Rekorde
Nicht bloß wegen der Starkregenfluten und der enormen Überschwemmungen durch über die Ufer tretende Flüsse steht fest: Der Juli 2021 war viel zu kühl, vor allem zu nass – und wird den Menschen kaum als Sommermonat in Erinnerung bleiben. Dabei ist diese wechselhafte Witterung grundsätzlich durchaus typisch für einen mitteleuropäischen Sommer.
242 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, gemessen an der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm, sind beispielsweise das dreifache des langjährigen Mittelwerts. Im Klartext: Es ist der nasseste Juli seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1956. An 21 Tagen wurde messbarer Niederschlag beobachtet. Der überwiegende Teil der Menge fiel während des katastrophalen Starkregen am 13. und 14. Juli, der zu dem verheerenden Jahrhunderthochwasser führte. Innerhalb von nur 22 Stunden fielen im Nahmertal 272 Liter Regen pro Quadratmeter, davon 167 Liter in nur drei Stunden. Das sind Mengen, die normalerweise in zwei bis drei Monaten fallen und deutschlandweit einer der höchsten jemals registrierten Werte. Der Deutschlandrekord liegt bei 359 Liter innerhalb von 24 Stunden und wurde im August 2002 im Erzgebirge aufgestellt. Dabei ist das Stadtgebiet aber keinesfalls gleichermaßen betroffen gewesen. In Kabel sind im gleichen Zeitraum lediglich rund 100 Liter gefallen. Das wird auch in der Monatsbilanz deutlich: Im Nahmertal wurde mit 328 Litern pro Quadratmeter der meiste Niederschlag im Stadtgebiet gemessen, in Kabel mit 133 Litern pro Quadratmeter der wenigste. Nie zuvor seit Beginn der Niederschlagsmessungen in Hagen im Jahr 1891 gab es im Stadtgebiet eine größere Monatsmenge. Beim DWD lag die Spannweite in NRW zwischen 34 Liter im Ostwestfalen und 275 Liter im Bergischen.
17,8 Grad an der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm im Monatsmittel lagen exakt 1,0 Grad unter dem langjährigen Schnitt der inzwischen gültigen Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020. Das Flächenmittel im Stadtgebiet, ermittelt durch die fünfzehn Wetterstationen im Verbund vom Wetternetz-Hagen, lag mit 18,1 Grad ein Zehntel über dem NRW-Durchschnitt. Am kühlsten war es auf den Dahler Höhen mit 16,6 Grad und am wärmsten im Lennetal mit 18,9 Grad. Wärmster Ort in NRW innerhalb des Messnetzes des Deutschen Wetterdienst (DWD) war Köln-Stammheim mit 19,3 Grad. Ins Schwitzen kam im vergangenen Monat kaum jemand. Sommertage mit mehr als 25 Grad waren die Ausnahme und wurden auf den Hagener Höhen überhaupt nicht erreicht. Hitzetage mit 30 Grad und mehr wurden weder im Stadtgebiet noch innerhalb von NRW registriert. Letztmalig war das bei uns im Juli 2000 der Fall. Die höchste Temperatur im Stadtgebiet wurde in Dahl und Boelerheide mit 29 Grad gemessen. Am Flugplatz Wahl erreichte das Monatsmaximum sogar nur 24,2 Grad. Das Monatsminimum wurde in der Selbecke mit frischen 7,7 Grad gemessen.
165 Sonnenstunden bedeuteten zugleich ein unterdurchschnittliches Resultat – hier wurde der langjährige Mittelwert um fünfzehn Prozent unterschritten. An drei Tagen gab es überhaupt keinen Sonnenschein. Das NRW-Mittel lag bei 161 Stunden mit einem Maximum von 192 Stunden am Niederrhein. Auf dem Kahlen Asten wurden nur 127 Sonnenstunden erreicht. An zwölf Tagen wehte der Wind stark (> Windstärke 6) und an drei Tagen stürmisch (> Windstärke 8). Die Spitzenböen erreichten 73 Kilometer pro Stunde. Am Flughafen Düsseldorf traten mit 78 Kilometer pro Stunde die stärksten Böen in NRW innerhalb des Messnetzes des DWD auf.
Aktuelle Wetterdaten und Wetterkameras aus der Stadt gibt es unter www.wetternetz-hagen.de und www.sternwarte-hagen.de (Quelle NRW-Vergleich: Deutscher Wetterdienst)