Hohenlimburg. Tausende helfen nach der Flut-Katastrophe in Hagen-Hohenlimburg. Magdalena Walthes zählt zu den guten Engeln, die Hilfe organisieren.

Sie ist nichts so oft auf Facebook unterwegs. Eine Gruppe gründen? Nein. Magdalena Walthes aus Hohenlimburg greift lieber zum Telefon. Und doch gibt es da diesen einen Post: 26. Juli, 0.10 Uhr. Als die Arbeit verrichtet ist, als sie sich die Frau aus Hagen sicher ist, dass sie zumindest um diese Uhrzeit niemanden mehr erreicht, da setzt sie sich an den Rechner und schreibt Zeilen wie diese: „Namentlich ist es kaum möglich alle zu erwähnen, aber einfach Klasse, danke an alle Helfer und Helden.“

Sie denkt an die Helden. An die anderen Helden. Dabei ist sie doch selbst eine Heldin. Vielleicht eher ein guter Engel. Erst mit Schippe und Spaten. Dann vor allem mit dem Telefon, ohne Facebook. Magdalena Walthes, dreifache Mutter, seit Juni wegen der Corona-Pandemie arbeitslos, hat die Hochwasserhilfe im Nahmertal organisiert.

Das eigene Zuhause bleibt verschont

Wie man zu so einem guten Engel wird… „Das hat sich einfach so ergeben“, sagt sie. „Wir wohnen in Hohenlimburg Mitte zwischen Holthausen und Wesselbach. Bei Nachbarn ist das Wasser in den Keller gelaufen. Bei uns ist alles trocken geblieben. Wir sind die Seifenblase von Hohenlimburg. Ich kann bis heute nicht begreifen, warum wir verschont wurden.“

Weil weite Teile eines Stadtteils absaufen und Magdalena Walthes mit ihrem Mann Sven und den drei Kindern Felia (3), Fabian (5) und Franziska (11) auf dem Trockenen sitzt, wächst schnell das Gefühl, dass sie nicht einfach tatenlos zusehen, nicht zur Tagesordnung übergehen kann. „Freunde wohnen in der Haardtstraße. Wir sind einfach los, um zu helfen.“

Rackern in Not und Elend

Magdalena Walthes schippt. Sie packt an. Und als sie da mitten in Not und Elend rackert, setzt sie einen Hilferuf per WhatsApp-Status und Facebook ab. Und auch deshalb folgt auf die Flutwelle in kürzester Zeit die nächste Welle. Es ist eine Welle von Freiwilligen, die an der Seite der betroffenen Anwohner gegen die Katastrophe und ihre Folgen kämpfen wollen. Eine Welle der Hilfsbereitschaft.

„Das war unglaublich“, sagt Magdalena Walthes. „selbst Sandkastenfreunde, von denen ich seit Jahren nichts mehr gehört hatte, haben sich plötzlich beim mir gemeldet.“ Magdalena Walthes fängt an, die Helferströme zu lenken. Ein angespülter Anhänger wird zu einem „Esstisch“, an dem die Versorgung der Helfer und der Betroffenen gesteuert wird.

Mutter kann gut organisieren

Und im Nahmertal scheint sich irgendwie herumzusprechen, dass es da jemanden gibt, der nicht nur zupacken, sondern auch noch gut organisieren kann.

„Ich habe mich in den letzten 14 Tagen wie ein Streetworker gefühlt“, sagt die Mutter, die noch bis vor kurzem in einem Fitnessstudio als Betreuerin für Neukunden gearbeitet hat. „Wenn jemand gesagt hat, dass er 20 Helfer braucht, dann hatte er die auch kurze Zeit später.“

Hohenlimburgerin organisiert sogar einen Kettenbagger

Sie organisiert Helfer, und sie organisiert Gerät. Zum Beispiel einen Ach-Tonnen-Kettenbagger – innerhalb von einer halben Stunde. Ein Koloss, der eine Weide wieder trocken legt und mit dem Helfer, die eigens aus Bayern (!) nach Hohenlimburg gereist sind, einen Bachlauf so verlegen, dass die bei einem erneuten Starkregen drohenden Wassermassen einen Weg an den Häuser vorbei finden.

„Als die Vorhersagen für das Wochenende kamen, war das schon eine Herausforderung“, sagt Magdalena Walthes und erzählt von Helfern aus Bayern, die sich einfach auf den Weg gemacht haben. „Alle haben ihren Job verloren.

Aber es sind Männer, die richtig gut mit anpacken können.“ Dazu habe sich ein riesiges Netzwerk entwickelt, auf das sie immer wieder habe zurückgreifen können.

Hochwasser-Helferin kürzt den Urlaub

Magdalena Walthes fährt dieser Tage mit ihrer Familie für ein paar Tage an die Ostsee. „Andere springen ein“ – da ist sie sich sicher.

Weil aber noch so viel zu tun ist, haben sie und ihr Mann den Urlaub verkürzt. „In einigen Hinterhöfen gibt es immer noch Keller, in denen der Schlamm noch liegt. Ich blicke mit Schrecken auf die Kinder, auf die sozial schwächeren Familien, auf das, was ihnen noch bevorsteht. Viele haben ja nicht einmal eine Versicherung. Wohin die Steine und all der Schutt einmal sollen – auch das ist noch völlig offen.“

So können Sie den Opfern der Hochwasserkatastrophe helfen.