Hagen-Mitte. Stadt hält die Grenzwerte ein: Es gibt Überlegungen, die zweite Spur am Emilienplatz wieder zu öffnen. Auswirkungen müssen vorher geprüft werden.

Mit Blick auf die Grenzwerte hat die Stadt ihr Ziel erreicht: Sie hält erstmals an allen Messstationen die Schadstoffgrenzwerte ein. Dazu hatte sie sich in einem Vergleich mit der Deutschen Umwelthilfe verpflichtet. Bevor genau aus diesem Grund die zweite Linksabbiegerspur am Emilienplatz gesperrt wurde, fuhren täglich mehr als 37.000 Autos durch die Finanzamtsschlucht, „mittlerweile sind es in den Spitzen nur noch 26.000“, so Baudezernent Henning Keune. Die Vereinbarung mit der Umwelthilfe lässt bis zu 31.000 Autos am Tag zu. Vor diesem Hintergrund sieht nicht nur Bezirksbürgermeister Ralf Quardt Diskussionsbedarf: Sollte man den zweiten Linksabbieger wieder öffnen?

Der Bezirksbürgermeister

Quardt beobachtet, dass sich ein Großteil der Bürger an die Verkehrslösung gewöhnt hat: „Ich bekomme kaum noch Beschwerden – die sich ganz zu Beginn bei mir gehäuft haben.“ Für Quardt ist die Sperrung des zweiten Linksabbiegers immer noch die bestmögliche Lösung: „Die Alternative wäre gewesen, ein Diesel-Fahrverbot zu riskieren. Wir haben uns für das kleinere Übel entschieden. Das sage ich, obwohl ich selbst jeden Tag dort im Stau stehe.“

Quardt ist im gleichen Zuge aber davon überzeugt, dass nach wie vor noch zu viele Autofahrer sich für den Weg durch die Stadt entscheiden, „obwohl sie nach Haspe oder Altenhagen wollen und andere Wege nutzen könnten.“ Und natürlich bestehe die Gefahr, dass langfristig der Verkehr in die Wohnquartiere verdrängt werde.

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Perspektivisch ist es aus Sicht des Bezirksbürgermeisters wichtig, wie es mit dem zweiten Linksabbieger weitergeht: „Die roten Baken können dort nicht für immer stehen. Sicherlich muss noch einmal geprüft werden, ob angesichts der eingehaltenen Grenzwerte und des zunehmenden Anteils an E-Fahrzeugen nicht die Perspektive besteht, die zweite Spur wieder freizugeben. Für eine solche Entscheidung müsste natürlich erst gutachterlich untersucht werden, wie sich das auf den Verkehr auswirken würde.“

Die Stadt

Bei der Stadt gibt man sich derweil vorsichtig, wenn es um die Perspektive geht: „Man muss tatsächlich überlegen, ob eine Öffnung der zweiten Spur in Frage kommt. Dazu muss man aber die Jahresbetrachtung abwarten. Der Verkehr ist hier noch nie unter Volllast gelaufen“, so Keune. Durch einige Zusatzmaßnahmen – wie die Einfahrtsperrung der Haldener Straße von der Bülowstraße aus – habe man zumindest für die Zwischenzeit „die Attraktivität einer Schleichverkehrsroute durch die Wohngebiete stark eingeschränkt“, sagt Jörg Winkler, Abteilungsleiter Verkehrsplanung. „Die Beibehaltung einer Abbiegespur sorgt für einen weitestgehend ausbleibenden Ausweichverkehr.“

Wie viele Autofahrer tatsächlich durch die Finanzamtsschlucht müssen oder nur „Durchreisende“ sind, könne nur anhand einer Verfolgungszählung ermittelt werden. Zahlen dazu liegen nicht vor. Die Stadt habe aber ohnehin Ausweichrouten mitgedacht: „Vom Zubringer kommend sollte der Verkehr – besonders in südlicher Richtung, aber auch nach Altenhagen und Eckesey – über die Feithstraße abfließen. Für die Weiterfahrt vom Zubringer abwärts Richtung Wehringhausen und Haspe sollte die Bahnhofshinterfahrung genutzt werden“, so Winkler. „Die Ersatzwege funktionieren gut, auch wenn sie rein streckenmäßig länger sind.“

Die Polizei

Auch die Polizei ist immer wieder für Kontrollen am Emilienplatz im Einsatz. Dabei gehe es häufig viel weniger um Verkehrssünder, die in der Badstraße am Ricarda-Huch wenden, um den Stau zu umgehen, sondern vielmehr um jene Hagener, „die von der Fleyer Straße aus auf die Straße kommen und sich dann ganz vorne in die Linksabbieger-Spur reindrängeln“, sagt Sprecher Tim Sendler. „Dort befindet sich eine durchgezogene Linie, die nicht überfahren werden darf“, so Sendler über den Verstoß.

Zusätzlich habe die Polizei auch Rotlicht-Verstöße im Blick. „Durch die kürzeren Grünzeiten kommt es immer wieder vor, dass die Autofahrer über Rot fahren. Darauf haben wir ein Auge.“

Natürlich, betont der Polizei-Sprecher, könne es stichprobenartig auch zu Kontrollen in der Badstraße kommen.