Hohenlimburg. Das Martha-Müller-Seniorenzentrum wurde von der Flut massiv beschädigt. Bis die Bewohner zurückkehren, wird es lange dauern.

Auch fast zwei Wochen danach lässt ein Blick auf das Geröll und den Schlamm vor dem Martha-Müller Seniorenzentrum nur erahnen, wie schwer die Einrichtung von dem reißenden Strom in der Wesselbach erfasst wurde. Eigentlich stand in diesem Jahr eine Feier zum 60-jährigen Jubiläum des Hauses an. Nun muss sich Leiter Michael Hannemann damit beschäftigen, wie dieses Haus überhaupt wieder mit Leben gefüllt werden kann.

Denn Untergeschoss und Erdgeschoss wurden überflutet, Büroräume und Lagerräume sind verwüstet, „als wenn ein Tornado durch die Flure gezogen wäre“, so Hannemann. Der Schlamm liegt einen knappen Meter hoch im gesamten Erdgeschoss. Das Wasser floss auch in einzelne Zimmer von Bewohnern, die in der Flut-Nacht zunächst auf die erste Etage in Sicherheit gebracht wurden. Als der Strom auch am Tag darauf nicht stoppte, wurde das komplette Seniorenzentrum evakuiert. Die Sorge, das Wasser unterspüle das Fundament und bedrohe die Statik, war zu groß.

In einem Kraftakt wurden die 76 Bewohnerinnen und Bewohner in umliegende Einrichtungen verlegt, kamen in Seniorenzentren nach Hagen, Kierspe, Lüdenscheid, Herne und Witten. Verletzt wurde niemand. Wichtige Dokumente mit medizinischen Daten der Bewohner habe man sichern können. „Die wurden in den Dienstzimmern auf den oberen Etagen gelagert, da kam das Wasser zum Glück nicht hin.“

Einrichtung soll wieder öffnen

Wie geht es weiter? Nach aktuellem Stand soll das Martha-Müller-Seniorenzentrum renoviert werden und wieder in Betrieb gehen. Irgendwann. Zwar müsse der Keller wohl in den Rohbau-Zustand zurückversetzt werden, so Hannemann. Jedoch seien große Teile des Hauses, im zweiten und dritten Geschoss, nicht von der Flut betroffen gewesen. Erste Gespräche mit dem Versicherer gab es bereits.

Die Bewohner mussten evakuiert werden.
Die Bewohner mussten evakuiert werden. © WP | Marcel Krombusch

„Vorsichtig geschätzt wird eine Renovierung rund ein bis eineinhalb Jahre dauern.“ Es kann auch länger dauern, schließlich müssen die betroffenen Geschosse zunächst vom Schlamm befreit und das gesamte Ausmaß der Schäden begutachtet werden.

Derzeit werden derzeit alle persönlichen Gegenständen aus den Zimmern der Bewohner geräumt und an die jeweiligen neuen Wohnsitze verbracht. Dort können die Senioren auch bleiben, bis ihr Martha-Müller-Seniorenzentrum wieder öffnen kann.

Gleiches gilt für die rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses, die nun an Arbeitsplätze in andere Einrichtungen der Umgebung vermittelt wurden. Zu gleichen Konditionen, sagt Hannemann. Er selbst hat seinen Arbeitsplatz in das Friedhelm-Sandkühler-Seniorenzentrum in Haspe verlegt, das er ebenfalls leitet.

Eine Frage, die zuletzt die öffentliche Debatte prägte, war jene nach der Vorhersagbarkeit der Flutkatastrophe. Hätte man nicht im Vorfeld besser vorbereitet sein müssen, statt erst nach anhaltendem Wassereinbruch zu evakuieren?

Ausmaße vorher nicht absehbar

Nein, betont Hannemann. „Wir haben mit Regen gerechnet. Aber diese Ausmaße waren nicht absehbar.“ Bis heute verstehe er nicht, wo die extremen Wassermassen herkamen, die seine Einrichtung in jener Flut-Nacht getroffen haben. „Es hörte nicht mehr auf. Das Wasser lief die ganze Nacht und tagsüber einfach weiter durch.“

Nach der Flutkatastrophe gehe sein Dank an die zahlreichen Menschen, die die Einrichtung in der Notlage unterstützt haben. Von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr bis zu den Kollegen anderer Seniorenzentren der Awo, die kurzfristig Betreuungsplätze für die evakuierten Bewohner organisieren konnten.

„Wir haben in dieser Not-Situation alle einfach nur funktioniert.“