Nahmer. Nach heftigem Starkregen und Überschwemmungen hat sich das Wetter beruhigt. In der Nahmer laufen die Aufräumarbeiten an. Die Bundeswehr hilft
Die Hoffnung, dass sich die Regenfälle entspannen, wurde nicht erfüllt. Nach den schweren Fluten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam am Mittwochabend der nächste Schlag für die betroffenen Flutopfer, besonders in den Tälern von Hohenlimburg. Wieder Starkregen. Wieder strömten hohe Fluten durch Wesselbach und Nahmer. Auch der Pegel der Lenne stieg an. Gestern stoppte der Regen und das Aufräumen begann. Drei Perspektiven auf die Flutkatastrophe in der Nahmer.
Die Bundeswehr
Seit der Nacht zum Donnerstag ist schweres Gerät der Bundeswehr vor Ort im Einsatz, um die hiesigen Einsatzkräfte zu unterstützen. In der Nahmer halfen die Soldaten, Geröll von den Straßen zu schieben und das Aufräumen vor Ort zu unterstützen. Mit 1500 Pferdestärken ausgerüstet, zog gestern ein Bergepanzer – Typ „Büffel“ – die Lastwagen auf dem Gelände der Spedition Hermesmann aus dem Schlamm. Mehrere Stunden waren die Soldaten mit der Arbeit beschäftigt. „Wir bleiben so lange in Hagen, wie wir gebraucht werden“, sagt Hauptmann Martin Waltemathe. Wo die Kräfte der Bundeswehr eingesetzt werden, entscheidet der Krisenstab. „Das ist keine Operation der Bundeswehr, sondern wir sind unterstützendes Element wie Technisches Hilfswerk und Feuerwehr.“
Die Betriebe
Karsten Blankenagel, Chef der Spedition Hermesmann, sieht dem Bergungspanzer zu, der seine Lkw aus dem Schlamm zieht. 26 Fahrzeuge der Spedition waren auf dem Gelände geparkt, wurden von Fluten überschwemmt und müssen nun in die Werkstatt.
Er führt in die angrenzende Halle, wo zig Stahlbleche und Stäbe vom Wasser geflutet wurden. Auf rund drei bis vier Millionen Euro Schaden schätzt Blankenagel den gesamten Schaden seiner Firma. „Das ist für uns existenziell bedrohlich.“
Ähnliche Sorgen bei Dirk Tabbert. Er hat eine Tischlerei, rund 400 Quadratmeter, in einer Fabrikhalle nebenan. Auch dort brach das Wasser durch. Fräsen, Drechselbank – alles stand unter Wasser. „Die zweite Flut-Nacht war noch schlimmer“, sagt der Schreiner. „Wenn ich die Maschinen neu kaufe, müsste ich mehr als 100.000 Euro in die Hand nehmen“, sagt der 59-Jährige. „Was soll ich machen? Ich werde versuchen, die Schreinerei wieder aufzubauen.“
Die Anwohner
In der Obernahmer steht Güven Gürer im Garten hinter seinem Haus. „Hier war mal eine Wiese“, deutet er auf seine Füße, die im Schlamm stecken. Auch den Keller des Zweifamilienhauses hat das Wasser verwüstet. „Wir konnten es nicht stoppen“, sagt Tochter Sibel Gürer. „Das Schlimme ist, unsere Versicherung zahlt bei Hochwasser nicht. Wie sollen wir das alleine schaffen?“
Betroffen auch Familie Hauck. Sie wohnt am Nahmerbach, der in den letzten Tagen so stark anstieg, dass nicht nur der Garten und das Untergeschoss des Hauses, sondern auch der Flüssiggastank am Gebäude weggespült wurden.
Was sie nun dringend benötigen? „Auf jeden Fall Container, um den vielen Schutt zu beseitigen.“
Mobile Sperrmüll-Sammelaktion
Krisenstab und Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) planen, die betroffenen Gebiete mit Müllcontainern anzufahren.
Der HEB ist ab Freitag, 16. Juli, und in den kommenden Tagen ab 6 Uhr bis in den Abend hinein an mehreren Standorten in den vom Unwetter betroffenen Gebieten unterwegs. In die Behälter kann der Sperrmüll aus den von der Flut geschädigten Häusern abgegeben werden. Diese kostenlose Sammelaktion ist für Sperrmüll und Elektroschrott gedacht.