Hagen. Hagen hisst, so wie viele andere Städte, die Regenbogenfahne. Dazu gibt es eine Reaktion aus der homosexuellen Community.
Während das Auf- und Abhängen von Flaggen am Hagener Rathaus zuletzt für intensive Debatten gesorgt hat – gemeint ist die Diskussion rund um die Israel-Flagge mit Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt – ist der Fall für die Stadtverwaltung diesmal klar. Noch vor dem EM-Spiel am Mittwochabend zwischen Deutschland und Ungarn wird am Hagener Rathaus die Regenbogenfahne gehisst, um ein Zeichen für Diversität, Toleranz und Vielfalt zu setzen. Was auf europäischer Ebene und in Richtung des Fußballverbands UEFA in den letzten Tagen für massive Proteste sorgte, wird beispielsweise bei der Aidshilfe in Hagen, die viele Kontakte zur homosexuellen Community in der Stadt hat, differenzierter gesehen.
UEFA gestattet Anstrahlung des Münchener Stadions mit der Regenbogenfahne nicht
Die UEFA hatte kurzerhand entschieden, dass das Münchener Stadion am Mittwochabend nicht in den Regenbogenfahnen angestrahlt werden darf. Der Münchener Stadtrat hatte das beantragt, um ein Zeichen der Vielfalt zu setzen und sich auch gegen die ungarische Politik und den dortigen Machthaber Orban zu stellen. Die UEFA entschied, dass dieses politische Statement nicht erlaubt werde, das Stadion habe gemäß der vertraglichen Bedingungen in neutralen Farben gehalten zu werden.
In vielen deutschen Städten regte sich daraufhin Protest. Viele Stadien wurden daraufhin angestrahlt oder ganze Bauten. In Hagen weht seit Mittwochnachmittag die Regenbogenfahne an den Masten vor dem Rathaus. Die Stadt bekennt sich ebenfalls. „Für viele in der homosexuellen Community in Hagen ist das, so weit wir das bei der Aidshilfe sagen können, ein wichtiges Signal. Diese Menschen freuen sich, wenn Flagge für sie gezeigt wird und empfinden das als Stärkung“, sagt Aidshilfe-Leiter Andreas Rau. „Ich persönlich empfinde das allerdings als eine Schaufenster-Aktion“.
Andreas Rau: „Das Schlimme ist, dass in Ungarn mit dem Kinderschutz argumentiert wird“
Was er aus seiner persönlichen Sicht damit meint, ist, dass es falsch und unangemessen sei, einmal im Jahr die Regenbogenfahne herauszuhängen, wenn ganze Regierungen es über Jahre hinweg nicht schaffen würden, die Lebensbedingungen für Homosexuelle nachhaltig zu verbessern in ihren Ländern. Dass Homosexualität in Ungarn, das sich genau wie Deutschland in der EU befinde, als Feindbild dargestellt werde, sei für Rau absolut furchtbar. „Das Schlimme ist, dass dort mit dem Kinderschutz argumentiert wird. Es wird also zum Beispiel das Gegenteil von dem öffentlich erklärt, wofür die Aidshilfe und andere Institutionen in Hagen seit vielen Jahren eintreten“, sagt Rau. Gemeint sei die Aufklärungsarbeit bei Kindern, dass eben auch die Liebe ein vielfältiges Thema sei und – vereinfacht gesagt – in diesem Land jeder jeden lieben könne. „Deswegen ist die Regenbogenfahne-Diskussion ein wichtiges Zeichen. Aber ich warne davor, bei solchen Aktionen inhaltlich stehen zu bleiben. Es muss weitergehen mit Blick auf die Verbesserung von Lebensbedingungen“, so Rau.