Vorhalle. Rolf Marcel Fischer aus Vorhalle wurde im Hohen Dom zu Paderborn zum Priester geweiht. Warum sich ein junger Mann für diesen Weg entscheidet.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat Rolf Marcel Fischer (27) aus Vorhalle zum Priester geweiht. Geladene Familienmitglieder und Gläubige aus Fischers Heimatgemeinde Liebfrauen konnten den Gottesdienst unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen im Hohen Dom mitfeiern. Viele Interessierte waren zudem via Live-Stream dabei.

Der Gottesdienst begann mit einem feierlichen Ritual: Fischer trat wie drei weitere Weihekandidaten vor den Erzbischof Becker und erklärte mit den Worten „Hier bin ich!“ seine Bereitschaft zur Weihe. Domkapitular Michael Menke-Peitzmeyer bestätigte, dass er Fischer für würdig halte, das Weihesakrament zu empfangen.

Auch interessant

Dann legte der Vorhaller sein Weiheversprechen ab und erklärte sich bereit, das Priesteramt als zuverlässiger Mitarbeiter des Bischofs auszuüben, den Armen, Kranken, Heimatlosen und Notleidenden beizustehen und ein Leben in enger Christus-Verbundenheit zu führen.

Ausgestreckt auf dem Boden

Während eines folgenden Gebets lag Fischer als Zeichen seiner Hingabe flach ausgestreckt auf dem Boden des Altarraums – ein Ritual, das charakteristisch ist für jede Priesterweihe in der gesamten katholischen Weltkirche. Sodann legte Erzbischof Becker ihm schweigend die Hände auf den Kopf und erbat für ihn die Kraft und Vollmacht Gottes. Auf diese Weise wird das geistliche Amt in der katholischen Kirche seit 2000 Jahren weitergegeben.

Erzbischof Hans-Josef Becker nimmt das Weiheversprechen der Priesterkandidaten entgegen. Hier legt Diakon Rolf Marcel Fischer seine Hände in die Hände des Paderborner Erzbischofs.
Erzbischof Hans-Josef Becker nimmt das Weiheversprechen der Priesterkandidaten entgegen. Hier legt Diakon Rolf Marcel Fischer seine Hände in die Hände des Paderborner Erzbischofs. © Erzbistum Paderborn | Thorsten Hennig

Anschließend bekam Fischer vom Hagener Pfarrer Dr. Norbert Bathen die priesterlichen Gewänder, Stola und Messgewand, angelegt. Erzbischof Becker salbte ihn mit heiligem Chrisam-Öl als Zeichen der Verbindung mit Jesus Christus und überreichte Brot in einer Hostienschale und Wein in einem Kelch als Zeichen für den Auftrag, die Eucharistie zu feiern.

Seine Primiz feierte Fischer in der Liebfrauenkirche in Vorhalle. Der Neupriester stammt aus einem christlichen Elternhaus („Mein Vater war nicht übermäßig fromm, aber ein gläubiger Mensch“) – der Wunsch die geistliche Laufbahn einzuschlagen, sei keiner spontanen Eingebung entsprungen, sondern im Laufe vieler Jahre in ihm gereift, berichtet Fischer: „Im Priesterseminar habe ich dann festgestellt, dass das wirklich etwas für mich ist.“

Religion und Naturwissenschaft

Auch mit dem Zölibat habe er sich gründlich auseinander gesetzt: „Ich bin sicher keine moralische Autorität, aber ich weiß nach acht Jahren Ausbildung, dass ich zölibatär leben kann und will. Die reine Möglichkeit so leben zu können, reicht aber nicht aus. Es ist meines Erachtens Grundbedingung, auch so leben zu wollen: Ich muss den Zölibat leben können und wollen. Dazu ist Selbstannahme unabdingbar. Ohne die, so glaube ich, kann ein erfülltes zölibatäres Leben nicht gelingen. Platter formuliert: Ich muss mich selbst im Spiegel angucken können.“

Auch interessant

Auch mit dem vermeintlichen Gegensatz von Religion und Naturwissenschaften hatte Fischer während seines Studiums reichlich Zeit, sich auseinanderzusetzen. Natürlich halte er den Glauben an Gott für rationaler als atheistische Positionen: „Und ich kann auch gut begründen, warum ich so denke. Wobei es mir nicht darum geht, Recht zu haben. Es ist ja nicht offensichtlich, dass Gott existiert. Dass es ihn nicht gibt, ist eine denkbare Möglichkeit. Aber die ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern auch nicht wünschenswert.“

Gott in allen Dingen finden

Er bemühe sich, Gott in allen Dingen zu finden, die ihm im Leben begegnen: „Das mag fromm klingen, soll aber nur bedeuten, dass es Phänomene gibt, die sich nicht in Biologie oder Physiologie erschöpfen. Dinge, die über sich selbst hinausweisen, die eine Ahnung der Unendlichkeit geben.“

Auch interessant

Und natürlich mache ihm die gegenwärtige Situation der katholischen Kirche und ihre Stellung in der Gesellschaft Sorge: „Mir geht es aber nicht um Einfluss oder Macht.“

Vielmehr stelle er sich die Frage, ob die Kirche es schaffe, den Dialog zu suchen, auf die Menschen zuzugehen und aus dem eigenen Dunstkreis herauszutreten: „Es gibt ja keine ähnliche und alte Organisation wie die katholische Kirche. Da besteht natürlich die Gefahr, auf sich selbst zurückzufallen.“ Frustration und Unverständnis könne man ja nicht wegdiskutieren: „Da hilft nur, die Tür aufzureißen und darüber zu sprechen.“

Seine berufliche Laufbahn führt Fischer zunächst nach Ostwestfalen. In Brakel wird er seine erste Stelle als Vikar antreten.