Hagen. Drei Modellschulen haben den Rhythmisierten Ganztag in Hagen getestet – mit durchschlagendem Erfolg. Jetzt folgen weitere Lehranstalten.
Die Stadt Hagen will den Rhythmisierten Offenen Ganztag (ROG) in den Grundschulen weiter ausbauen. Dieses Modell, das durch einen Wechsel von Unterricht und OGS-Angeboten gekennzeichnet ist, wird nach einer erfolgreichen Probephase zum kommenden Schuljahr in sechs weiteren Grundschulen eingeführt. „Es ergibt sich ein enges Zusammenspiel von Lehrern und OGS-Betreuern, die Kinder können besser gefördert werden und wachsen zu einer Gemeinschaft zusammen, was für das gemeinsame Lernen nachweislich förderlich ist“, so Hagens Bildungsdezernentin Margarita Kaufmann, die sich mit ihrem Lieblingsprojekt endlich am Ziel sieht.
Schultag dauert von 8 bis 15 Uhr
Vor drei Jahren wollte die Dezernentin noch fünf Grundschulen in der Stadt zu Ganztagsschulen umfunktionieren, scheiterte mit diesem Vorhaben aber an rechtlichen Gegebenheiten und dem Veto der Bezirksregierung. Mit dem Rhythmisierten Offenen Ganztag kommt jetzt so etwas wie die Ganztagsschule durch die Hintertür nach Hagen, denn der Schultag dauert von 8 bis 15 Uhr.
Zudem werden dadurch, ohne dass eine einzige Baumaßnahme durchgeführt werden muss, zahlreiche neue OGS-Plätze geschaffen, an denen es in Hagen seit Jahren mangelt. Denn die Kinder einer ROG-Gruppe bleiben in ihrem Klassenraum.
An der in der Innenstadt gelegenen Goldbergschule wurde der Rhythmisierte Ganztag bereits erprobt, und auch wenn wegen Corona nicht viel Präsenzunterricht stattfinden konnte, ist Schulleiterin Friederike Knoblauch doch angetan von dem Projekt: „Es ist großartig gelaufen. Wir können die Kinder nicht nur besser fördern, sondern endlich unser OGS-Angebot ausweiten.“ Für viele Jungen und Mädchen sei es extrem wichtig, nachmittags in der Schule betreut zu werden statt ihre Zeit auf der Straße zu verbringen.
Multiprofessionelles Team betreut
Betreut werden die ROG-Kinder von einem multiprofessionellen Team, zu dem neben der Klassenlehrerin eine Erzieherin, eine Schulsozialpädagogin und die Schulsozialarbeiterin gehören. Das gemeinsame Lernen wechselt sich mit Entspannung sowie kreativen und sportlichen Angeboten ab.
Theoretisch wäre es möglich, auch nach der Mittagspause noch Deutsch- oder Mathematikunterricht abzuhalten, in der Praxis wird aber morgens gelernt und nachmittags gebastelt, gespielt oder Sport getrieben. „Wir achten natürlich auf die Aufnahmefähigkeit der Schüler“, so Rektorin Knoblauch, die mit ihrem Kollegium auch sogenannte „Unterrichtsgänge“ in den Wald oder die Bücherei in den Tagesablauf integriert hat.
Bei der Einführung des Rhythmisierten Ganztags kann die Stadt auf Fördermittel in Höhe von 2.010.400 Euro zurückgreifen, die das Land NRW für den Ausbau der Ganztagsbetreuung zur Verfügung stellt. Gemeinsam mit den Schulen hat die Stadt entschieden, vorrangig in neue Schallschutzdecken in den Klassenräumen sowie den Essbereichen zu investieren. Weitere Vorhaben sind die Erweiterung der Küchenausstattung sowie Container zur Aufbewahrung von Spielgeräten.
Um die Klassen aufteilen und den Klassenraum sowohl für den Unterricht als auch für spielerische Angebote nutzen zu können, sollen im Zuge des Förderprogrammes vor allem multifunktionale Möbel angeschafft werden, zum Beispiel Schränke auf Rollen. Diese sind flexibel einsetzbar und können als Raumteiler dienen.
Zudem geht die Stadt mit ihrer Umsetzung des ROG den „Hagener Weg“. Jede Schule überlegt individuell, wie sich das Konzept vor Ort am besten umsetzen lässt. Eine bestimmte Form ist nicht vorgeschrieben.
Bildungsdezernentin Kaufmann hebt hervor, dass die Schulen den Ganztag aus pädagogischer Perspektive besonders für sozial benachteiligte Kinder für wertvoll halten. Dass der Offene Ganztag für Kinder mit Migrationshintergrund sehr wichtig sei und sich positiv auswirke, stehe außer Zweifel. So leiste die OGS einen großen Beitrag zur Integration und zur Förderung dieser Kinder.
Dies stehe indes in einem gewissen Spannungsverhältnis zur politischen Beschlusslage. Ursprünglich lag der Schwerpunkt der OGS auf der Vereinbarkeit von Schule und Beruf.